Ein 52-jähriger Dolmetscher wird vom Landeskriminalamt Thüringen verdächtigt, seit 2001 bei theoretischen Führerscheinprüfungen in großem Umfang betrogen zu haben. Der Mann ist indischer Herkunft und besitzt die deutsche Staatsangehörigkeit. Er soll indischen und pakistanischen Prüflingen, für die er dolmetschte, die Lösungen verraten haben.
Wie die Thüringer Landeszeitung berichtet, habe er sich dafür vorab mit den Kandidaten getroffen und entsprechende Kennwörter vereinbart. Für seine Hilfe soll er pro Kopf zwischen 250 und 1.000 Euro verlangt und erhalten haben.
Nach Polizeiangaben dolmetschte er nicht nur in Suhl, Erfurt und Gotha, sondern auch bundesweit in TÜV- und DEKRA-Prüfstellen.
Der Betrug sei nur möglich gewesen, weil es für viele in Indien und Pakistan gesprochene Sprachen keine amtlichen Übersetzungen der Prüfungsfragebögen gebe. Deshalb sei nach wie vor die Anwesenheit eines Dolmetschers erforderlich.
Um eine Flucht des Verdächtigen zu verhindern, sei sein Reisepass eingezogen worden. Ihm droht nach Angaben der Staatsanwaltschaft wegen Bestechlichkeit in einem schweren Fall eine Freiheitsstrafe von bis zu 10 Jahren. Die Prüflinge müssen wegen Bestechung mit Geldstrafen und dem Entzug des Führerscheins rechnen.
Richard Schneider