Ulrich Ammon gibt neuartiges Variantenwörterbuch des Deutschen heraus

Variantenwörterbuch des Deutschen, 1. Auflage
Bild: de Gruyter

Wenn Norddeutsche lesen, dass jemand „sein Töff parkiert“ oder „Zwetschkenröster einrext“, so schütteln sie den Kopf über einen vermeintlich putzigen Dialekt. Dabei handelt es sich um korrektes, standardsprachliches Deutsch – aus dem Süden des deutschen Sprachraums.

Ulrich Ammon
Ulrich Ammon – Bild: Uni Duisburg

Diese „Arroganz der Deutschen gegenüber allem Deutsch, das nicht dem Norddeutschen entspricht“ ließ in Prof. Dr. Ulrich Ammon die Idee zu einem Variantenwörterbuch reifen. Bei dem Projekt, das er mit mehr als einem Dutzend Kolleginnen und Kollegen in Angriff nahm, ging es ausdrücklich nicht um Dialekte, sondern um die verschiedenen Varianten der Standardsprache, die sich bei einer plurizentrischen Sprache zwangsläufig entwickeln.

Deutsch wird unter anderem in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol gesprochen. Jedes dieser Zentren besitzt seine eigene Standardsprache, die in dem neuartigen Wörterbuch dokumentiert wird. Der Verlag schreibt in seiner Ankündigung:

Das Variantenwörterbuch des Deutschen enthält ca. 12.000 Wörter und Wendungen der Standardsprache mit national oder regional eingeschränkter Verbreitung oder Differenzen im Gebrauch sowie deren gemeindeutsche Entsprechungen. Es basiert auf der Auswertung eines umfangreichen Quellenkorpus aus allen Ländern, in denen Deutsch nationale oder regionale Amtssprache ist, sowie des Internets als Belegquelle.

Damit ist erstmals ein Wörterbuch greifbar, das die Variation auf der Ebene der deutschen Standardsprache systematisch und umfassend darstellt. Ein solches Wörterbuch existiert bisher noch für keine andere Sprache. Es kommt für alle Sprachen in Betracht, die sich über mehrere Nationen erstrecken und nationale oder regionale Besonderheiten aufweisen (plurinationale oder plurizentrische Sprachen).

Dieses Wörterbuch ist deshalb von grundlegender wissenschaftlicher Bedeutung nicht nur für die deutsche Lexikographie, sondern für die Sprachwissenschaft insgesamt. Es hat großen praktischen Wert u. a. für Übersetzer, Autoren, Lehrer und Lerner des Deutschen, auch für das Fach „Deutsch als Fremdsprache“, und als Nachschlagewerk für Leser deutschsprachiger Literatur.

Bisherige Rezensionen kommen zu einem positiven Urteil:

  • „Herausgekommen ist ein bislang einmaliges ,Variantenwörterbuch‘.“ (Klaus Peters, dpa, Januar 2005.)
  • „Das Buch ist auch wahrlich als Großtat zu bezeichnen.“ (Andreas Fasel, Welt am Sonntag, Januar 2005.)
  • „Der Nutzen des Wörterbuches für alle Praktiker der deutschen Sprache ist sofort erkennbar. Darüber hinaus ist es unterhaltsam zu lesen und verweist den Streit um die Rechtschreibreform auf einen ihr zukommenden, nämlich hinteren Rang. Die Sprache lebt in den Regionen, und so liest sich das Variantenwörterbuch auch als ein Beitrag zu der jungen Disziplin der Kulturgeographie.“ (Harald Loch, DAAD Letter, 12/2004.)
  • „Dieses Wörterbuch macht einfach Spaß.“ (Katja Becker, Schwäbische Zeitung, Februar 2005.)

Bibliografische Angaben

  • Ammon, Ulrich u.a. (Hg., 2004): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. Berlin: Walter de Gruyter. 954 Seiten, gebunden 68,00 Euro, broschur 29,95 Euro.

Richard Schneider