Zum österreichischen „Wort des Jahres 2005“ wählten die Jury und die Online-WählerInnen das Wort „Schweige-Kanzler“.
Das Wort kam zwar in den Medien nicht häufig vor, wurde aber zur Überraschung der Jury von den Internetwählern und darauf basierend auch von der Jury an die erste Stelle gesetzt.
Der Begriff thematisiert einen Widerspruch zwischen den Erwartungen, die an ein zentrales politisches Amt gestellt werden und dem zuweilen gegenläufigen Eindruck, der in der Öffentlichkeit hinsichtlich der zurückhaltenden Mitteilungsbereitschaft seitens des Regierungschefs zu manchen aktuellen politischen Fragen entstanden ist.
Sprachlich gesehen handelt es sich um eine Wortzusammensetzung, bei der das Bestimmungswort „Schweigen“ inhaltlich einen Widerspruch zum Grundwort „Kanzler“ ausdrückt und damit im Wort eine gewisse Spannung erzeugt. Das Wort ist deshalb im Vergleich zum zweitgereihten „Vogelgrippe“ sprachlich interessanter, was seine Wahl zum Wort des Jahres begünstigt hat.
Weitere, in die engere Wahl gekommene Wörter waren: Vogelgrippe, Gedankenjahr, Parallelgesellschaft, gefühlte Inflation.
Unwort des Jahres 2005
Zum österreichischen „Unwort des Jahres 2005“ wählten die Jury und die Online-WählerInnen das Wort „Negativzuwanderung“.
Das Wort wurde von den Internetwählern und von der Jury an die erste Stelle gesetzt. Es ist ein Unwort, da es in mehrfacher Weise den gemeinten Inhalt verhüllt.
Es drückt einerseits einen deutlichen Widerspruch in sich aus, da Zuwanderung eine Vermehrung der Bevölkerung bedeutet, die hier aber mit dem verneinenden Wortelement in ihr Gegenteil verkehrt wird. Das Wort Negativzuwanderung kann auf diese Weise verhüllend zum Ausdruck des Wunsches nach Abwanderung unerwünschter Personen in deren Heimatländer verwendet werden.
Es ist darüber hinaus noch in anderer Hinsicht mehrdeutig, da damit auch gemeint sein kann, dass es eine negativ zu bewertende Form von Zuwanderung gibt.
Das Wort steht in einer langen Reihe von Neubildungen technisch-bürokratischer Herkunft, die alle mit dem Element „negativ“ gebildet werden (Negativkapital, Negativwachstum usw.).
Weitere, in die engere Wahl gekommene Un-Wörter waren: Voting, Der Speck!, vor Ort, angedacht, die Möchtegernösterreicher.
Spruch des Jahres 2005
Zum österreichischen „Spruch des Jahres 2005“ wählte die Jury „Österreich ist frei!“.
Die Wahl der Jury fiel einstimmig auf diesen Spruch, weil er für Österreich Frieden, Freiheit und Demokratie bedeutet. Er symbolisiert 50 Jahre Unabhängigkeit von fremden Mächten und eine kontinuierliche Entwicklung zu mehr Wohlstand.
Die 1955 errungene Freiheit gilt heute als selbstverständlich, sodass die Jury mit der Wahl des Spruchs an jene anderen Zeiten erinnern möchte, als diese Freiheit nicht so selbstverständlich war und auch daran, wie glücklich sich Österreich schätzen kann, dass es seit der Verkündigung des Ausspruchs 50 Jahre Demokratie und Selbstbestimmung gewonnen hat.
Es sei auch darauf hingewiesen, dass sich die Bedeutung des Spruchs seither verändert und eine neue Relevanz im Rahmen der EU-Mitgliedschaft gefunden hat.
Weitere, in die engere Wahl gekommene Sprüche und Un-Sprüche waren: Spruch: „Das ist irreregulär!“, „Es kann nur besser werden!“. Un-Spruch: „Geiz ist geil“, „Der Speck muss weg!“, „Pummerin statt Muezzin!“, „Vieles anders, vieles besser.“, „Paperlapap; es gibt keine Bildungsmisere!“.
Projekt „Das österreichische Wort des Jahres“