Die FIT, der Weltdachverband der Übersetzerverbände, hat in einer Presseerklärung die amerikanische Regierung und die irakischen Behörden aufgefordert, für einen Schutz der im Irak tätigen Dolmetscher zu sorgen. Diese leisteten beim Aufbau der Demokratie im Irak einen „unverzichtbaren Beitrag zur Verständigung zwischen den verschiedenen Gruppen“. Außerdem sollten die Opfer von Gewalt und deren Angehörige angemessen versorgt werden. Mit ihrem Appell reagiert die FIT auf die fortlaufenden Medienberichte über die Bedrohung, Entführung und Ermordung von Sprachmittlern im Irak.
Obwohl die Dolmetscher an vorderster Front für das Militär und die Polizei arbeiten, sind ihre Arbeitgeber in der Regel Militärdienstleister wie Titan, DynCorp, Northrop Grumman, L-3 und McNeil. Militär und Polizei fühlen sich deshalb oft nicht für deren Schutz verantwortlich.
Die Situation unserer Berufsgruppe im Irak war im August 2005 Thema auf dem FIT-Weltkongress in Tampere, Finnland, an dem 667 Delegierte teilnahmen. Die Initiative dazu ging vom dänischen FIT-Verband Forbundet Kommunikation og Sprog aus. Die Dänen stellten dem Menschenrechtsausschuss der FIT außerdem 1.000 US-Dollar zur Unterstützung von Dolmetschern im Irak zur Verfügung.
Im Irak hat sich inzwischen eine „Gesellschaft zum Schutz der Menschenrechte irakischer Übersetzer“ gebildet, die sich darum bemüht, das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen und die Hinterbliebenen im Rahmen des Möglichen finanziell zu unterstützen.
Nach Angaben von Richard Schneider, der das Übersetzerportal UEPO.de betreibt, sind allein in den ersten drei Jahren des Irak-Kriegs, also von März 2003 bis März 2006, nachweislich mindestens 71 Sprachmittler im Irak ums Leben gekommen. „Wir haben alle diese Fälle dokumentiert. Der Blutzoll unserer Berufsgruppe ist deutlich höher als der der Journalisten“, so Schneider. „Und ein Ende des Mordens ist nicht in Sicht.“
Die FIT (Fédération internationale des traducteurs) ist der Weltdachverband der Berufsverbände für Übersetzer, Dolmetscher und Terminologen. Sie hat 115 Mitgliedsverbände in mehr als 50 Ländern, die insgesamt 60.000 Mitglieder vertreten. Mehr Informationen unter www.fit-ift.org.
[Text: Richard Schneider. Quelle: FIT-Pressemitteilung, undatiert.]