Dolmetscher, die auf dem Balkan für internationale Organisationen arbeiten, sind in ihrem Land Spitzenverdiener und gehören zur neuen wirtschaftlichen Elite. Dies geht aus einem Artikel des Österreichischen Rundfunks ORF hervor, in dem neuere Untersuchungen zur wirtschaftlichen Entwicklung in den ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken nach der Unabhängigkeit von Serbien zitiert werden.
Insgesamt gesehen gehe es vorwärts, aber die Schere zwischen Arm und Reich klaffe immer weiter auseinander. Der Großteil der Menschen beurteile die wirtschaftliche Situation als schlecht, und das Vertrauen in die staatlichen Institutionen sei äußerst gering. Zu diesen Ergebnissen kommt der „Gallup Balkan Monitor 2008″, für den das bekannte Meinungsforschungsinstitut 7.000 Personen in sechs Balkanstaaten befragt hat.
Vedran Dzihić, Politikwissenschaftler an der Universität Wien, erklärt: „Es gibt neue Eliten, die äußerst stark profitierten, aber auch jene, die dabei auf der Strecke bleiben.“ Der monatliche Durchschnittslohn betrage in Serbien etwa 300 Euro, im Kosovo 200 Euro. Der ORF schreibt:
Die soziale Ungleichheit ist in den Ländern am stärksten, die während der Jugoslawienkriege besonders stark gelitten haben. Das sind Bosnien Herzegowina und der Kosovo. „So muss ein Sarajevoer Pensionist mit 50 bis 100 Euro im Monat zurecht kommen, diejenigen, die beispielsweise als Übersetzerin oder als Berater für die Internationalen Organisationen zuständig sind, verdienen zwischen 1000 und 2000 Euro oder auch mehr. Und im Kosovo verdient ein für die österreichischen Truppen tätiger Dolmetscher drei Mal so viel wie ein auf höchster Ebene tätiger Ministerialbeamter“, sagt Vedran Dzihić.
[Text: Richard Schneider. Quelle: ORF, 2009-02-18.]