Heute vor 20 Jahren fiel die Berliner Mauer. Wladimir Putin war zu dieser Zeit als KGB-Führungsoffizier in Dresden stationiert. An seine fünf Jahre in Deutschland (1985 – 1990) denkt er mit einer gewissen Nostalgie zurück: „Ich erinnere mich noch heute an die Wärme und Herzlichkeit.“
Brenzlig wurde es aber in der Zeit der friedlichen Revolution 1989. Am 9. November fiel die Mauer und am 5. Dezember besetzten rund 5.000 Demonstranten die hermetisch abgeschirmte Dresdner Bezirksverwaltung der Staatssicherheit. Als die wütende Menge auch die um die Ecke gelegene KGB-Villa in der Angelikastraße stürmen wollte, kam es beinahe zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit sowjetischen Militärs.
„Putin trat den Leuten entgegen und erklärte, dies sei russisches Territorium, derweil lud ein Soldat seine Kalaschnikow durch. Das wirkte, die Menge zog ab“, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Rückblickend erklärt Putin: „Wir waren ernsthaft bedroht.“ Es sei ihnen klar gewesen, dass niemand sie schützen würde. Im Inneren der KGB-Residenz wurden derweil eifrig Akten verbrannt. „Um das Leben der Menschen zu retten, deren Akten auf meinem Schreibtisch lagen“, so Putin.
Gegenüber den aufgebrachten Demonstranten habe er sich jedoch nicht als KGB-Offizier zu erkennen gegeben. Stattdessen schlüpfte der gut Deutsch sprechende Spion in eine andere Rolle: „Ich sagte, ich sei der Dolmetscher“, so Putin in einem Gespräch mit dem russischen Fernsehsender NTW. Die Wende-Wochen in Sachsen seien eine „sehr stürmische“ Zeit gewesen.
In Dresden wohnte der spätere Präsident der Russischen Föderation unweit der Angelikastraße in einer „Zwei-Raum-Wohnung“ in einem DDR-Plattenbau vom Typ „WBS 70“.
Putin besaß auch Ausweis der Staatssicherheit
Ende 2018 wurde bekannt, dass Putin auch einen Ausweis der Staatssicherheit der DDR besaß, der am 31. Dezember 1985 ausgestellt und bis Ende 1989 immer wieder verlängert wurde. Das Dokument schlummerte unentdeckt jahrzehntelang im Archiv der Dresdner Außenstelle der Stasiunterlagenbehörde.
Mit dem Ausweis habe Putin ohne umfangreiche Kontrolle in den Dienststellen der Stasi ein- und ausgehen können, so der Außenstellenleiter. Das bedeute aber nicht automatisch, dass Putin für die Stasi gearbeitet habe.
[Text: Richard Schneider. Quelle: Die Zeit, Merkur, Süddeutsche Zeitung. Bild: Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik.]