Hartmut Bobzins Koran: die neue Standardübersetzung

Hartmut Bobzin: Der Koran
Bild: C. H. Beck

Am 23.03.2010 ist nach zehnjähriger Arbeit die Koran-Übersetzung von Hartmut Bobzin erschienen. Der Verlag C. H. Beck lobt die Neuübersetzung als „meisterhaft“ und schreibt in einer Pressemitteilung:

Hartmut Bobzins Neuübersetzung des Korans ist ein Geniestreich: Sie ist philologisch exakt, und sie bewahrt die Schönheit und sprachliche Eigenwilligkeit des Originals. Zu welcher Koran-Übersetzung soll man greifen? Diese seit langem mit Verlegenheit quittierte Frage kann endlich klar beantwortet werden.

Der Koran ist für Muslime Gottes Wort, das in arabischer Sprache Mohammed offenbart wurde und sich durch seine Schönheit auszeichnet. Sich der Schönheit des Korans anzunähern, ist in deutscher Sprache bisher nur Friedrich Rückert gelungen. Andere Übersetzer haben der philologischen Exaktheit den Vorzug gegeben und den Text durch unzählige Erklärungen zu einem Flickenteppich gemacht. Hartmut Bobzin legt mit seiner meisterhaften Neuübersetzung erstmals einen philologisch zuverlässigen und zugleich ansprechenden Text vor. Seine Übersetzung berücksichtigt die islamischen Deutungstraditionen ebenso wie die Ergebnisse der westlichen Koranforschung. Kurze Erläuterungen ermöglichen ein fundiertes Textverständnis; ein Glossar erklärt die Schlüsselbegriffe des Korans.

    • Seit Jahrzehnten die erste philologisch und sprachlich überzeugende Koran-Übersetzung
    • Sichere, von Muslimen und westlichen Forschern anerkannte Textgrundlage („Kairiner Koran“)
    • Berücksichtigung anderer Lesarten und der muslimischen Auslegungstradition
    • Die bisher führende Übersetzung von Rudi Paret aus den 1960er Jahren richtet sich an ein Fachpublikum und ist philologisch nicht mehr auf dem neuesten Stand
    • Viele sogenannte Neuübersetzungen der letzten Jahrzehnte basieren auf längst veralteten Vorlagen

In einem Beitrag für die Frankfurter Rundschau rezensiert der Orientalist Stefan Wild die Neuübersetzung und weist darauf hin, dass das heilige Buch der Muslime längst „zum zweiten Heiligen Buch in deutschen und deutschsprachigen Landen geworden“ ist. Zur Übersetzbarkeit des Korans schreibt Wild:

Jeder Übersetzer braucht eine dreifache Portion Tollkühnheit, um den Koran zu übersetzen. Zum ersten ist der Koran nach dem Glauben der meisten Muslime ungeschaffen und existiert von Ewigkeit her neben Gott – eine Parallele zum Logos des Johannes-Evangeliums. Er gilt als sprachlich unüberbietbar vollkommenes Wort Gottes in arabischer Sprache. Er lebt liturgisch aus dem mündlichen Vortrag und sperrt sich nach seinem Selbstverständnis als „arabischer Koran“ (Sure 12:2) jeder Übersetzung.

Viele fromme Muslime sagen daher, der Koran könne nicht übersetzt werden. Allenfalls könnten „die ungefähren Bedeutungen des Korans“ in eine andere Sprache übertragen werden. […]

Mit übersetzerischen Allerweltsregeln („so wörtlich wie möglich, so frei wie nötig“) ist also dem Phänomen Koran nicht beizukommen. Wenn Nicht-Muslime den Koran übersetzen, ist die eigentliche Frage die der Ästhetik. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass der arabische Koran vom ersten bis zum letzten Vers Reime oder reimähnliche Assonanzen zeigt. Der Gott des Korans spricht poetisch, auch wenn der Stil nicht genau dem der altarabischen vor-islamischen Dichter entspricht. […]

Bobzins unaufdringliche und respektvolle Übertragung zielt eher auf die „gebildeten Stände“ von Nicht-Muslimen als auf den deutschen muslimischen Leser. […]

Ein Buch, das man einfach so lesen kann, wird der Koran trotz aller Übersetzungskunst und Mühe niemals werden.

Hartmut Bobzin: Der Koran
Neben der preiswerten Standardausgabe bringt der Verlag auch diese in Leder gebundene und auf tausend Exemplare limitierte Sonderauflage im Schmuckschuber heraus. – Bild: C: H. Beck

Bibliografische Angaben

  • Hartmut Bobzin (2010): Der Koran. München: C. H. Beck. 831 Seiten, 121 Kalligraphien, Leinen-Einband, 38,00 Euro, ISBN 978-3-406-58044-4. Daneben wird es auch in einer Auflage von 1.000 Exemplaren eine in Leder gebundene Ausgabe im Schmuckschuber geben.

Richard Schneider