„Er ersetzt uns 30 Außenmitarbeiter“ – Neues Buch über Sprachgenie Emil Krebs erschienen

Emil Krebs: Kuriert des Geistes
Der von Peter Hahn herausgegebene Band über Emil Krebs ist reich bebildert. - Bild: UEPO.de

Im Oktober 2011 ist im OASE Verlag ein Buch über das Leben und Wirken von Emil Krebs erschienen. Er beherrschte insgesamt 68 Sprachen in Wort und Schrift. Der im Jahre 1867 in Freiburg in Schlesien (heute Świebodzice) geborene Polyglott steht im Zentrum des Sammelbands Emil Krebs – Kurier des Geistes.

Bis heute gilt Krebs, dessen aktive Zeit in die Jahre von 1893 bis 1930 fällt, als eines der größten Sprachwunder der Menschheitsgeschichte.

Im Vorwort schreibt Dr. Harald Braun, Staatssekretär im Auswärtigen Amt:

Er sammelte Sprachkenntnisse mit einer Leidenschaft, die allein dem Phänomen der menschlichen Sprache galt. Dabei ging es Krebs nicht in erster Linie darum, in allen seinen Sprachen zu kommunizieren. „Er schwieg in 45 Sprachen“, sagte eine seiner Tischdamen nach einem offiziellen Essen. Emil Krebs wollte vielmehr den Aufbau und die „Philosophie hinter der Sprache“ verstehen.

In der Einführung von Herausgeber Peter Hahn ist zu lesen:

Emil Krebs war ein Sprachgenie. Im Auswärtigen Amt hieß es, „er ersetzt uns 30 Außenmitarbeiter“. Gemeint waren damit jene Hilfskräfte, die vor allem für „fernere“ Sprachen als Übersetzer oder als Dolmetscher herangezogen werden mussten. Die Differenzierung ist notwendig, weil das Übersetzen und das Dolmetschen aus einer Sprache zwei verschiedene Angelegenheiten sind, beide gleichwertig, aber unterschiedlich in der Ausübung. […]

Die vorliegende Publikation wurde von Gunnar Hille und Antonio Reda, den Leitern von Sprachenlernzentrum und Sprachendienst des Auswärtigen Amts angeregt. Ausgangspunkt war die Materialsammlung von Eckhard Hoffmann, dem Großneffen von Emil Krebs. Auf dieser Basis schildert Hoffmann das Leben seines Vorfahren, ergänzend wurden eigene Texte von Emil Krebs eingefügt.

Mit einer „neurobiologischen Annäherung“ spannt Katrin Amunts, die sich intensiv mit dem Gehirn von Krebs beschäftigt hat, schließlich den Bogen über den Tod des Sprachgenies hinaus.

Unabhängig vom politischen Umfeld der Tätigkeit von Emil Krebs in China, die mit der Zeittafel „Ein Kapitel deutscher Kolonialgeschichte“ und mit dem Beitrag „Ins kuenfftige neu Teutschland“ von Jürgen Stich beleuchtet wird, war es nach Ansicht von Autoren und Herausgeber an der Zeit, darauf aufmerksam zu machen, dass im Auswärtigen Dienst exzellente Diplomaten und herausragende Sprachmittler tätig waren und sind.

Auf den grundsätzlichen Zusammenhang von „Sprache und Diplomatie“ weist Hans-Ulrich Seidt, seit September 2009 Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Seoul (Südkorea), in seinem Beitrag hin. Nicht zuletzt ermöglicht die Beschäftigung mit Emil Krebs eine vertiefende Betrachtung der deutsch-chinesischen Beziehungen in Geschichte und Gegenwart, die in unserer rasant zusammenwachsenden Welt einen besonnenen und unaufgeregten Dialog befördern könnte.

Inhalt

  • Vorwort (Harald Braun)
  • Einführung (Peter Hahn)
  • To-lu-to-lo oder Wie Emil Türke wurde (Otto Julius Bierbaum)
  • Ein Kapitel deutscher Kolonialgeschichte (Peter Hahn)
  • Ins kuenfftige neu Teutschland (Jürgen Stich)
  • Von Esdorf über Berlin nach Peking (Eckhard Hoffmann)
  • Ein Vierteljahrhundert in China (Eckhard Hoffmann)
  • Wieder in Deutschland (Eckhard Hoffmann)
  • Über das Chinesisch Lernen (Emil Krebs)
  • Die Privatbibliothek von Emil Krebs (Eckhard Hoffmann)
  • Das Gehirn eines Sprachgenies (Katrin Amunts)
  • Sprache und Diplomatie (Hans-Ulrich Seidt)
  • Sprachendienst im Auswärtigen Amt (Antonio Reda)
  • Sprachkenntnisse (Gunnar Hille)
  • Literaturempfehlungen
  • Die Autoren
  • Dokumente

Eine 24-seitige Leseprobe finden Sie auf der Seite des Oase-Verlags.

Bibliografische Angaben

  • Peter Hahn (Hg., 2011): Emil Krebs – Kurier des Geistes. 264 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen und historischen Dokumenten. 14,80 Euro, ISBN 978-3-88922-097-4. Auf Amazon ansehen/bestellen.

Jessica Antosik

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