Trend zur Vermenschlichung bei Hundenamen: Ben und Sammy statt Bello und Hasso

Hunde
Hunde - Bild: KI-generiert mit Dall-E3

Bei der Auswahl von Namen für sein liebstes Haustier, den Hund, neigt der Deutsche neuerdings zu vermenschlichenden, pseudokosmopolitischen Bezeichnungen.

So lassen sich die Ergebnisse einer Magisterarbeit interpretieren, die Eva Schaab an der Universität Mainz im Fach Onomastik (Namenskunde) vorgelegt hat. Die Studentin hat Listen mit Hundenamen aus den Jahren 1907 und 1916 ausgewertet und zusätzlich 1.000 heutige Hundebesitzer nach den Namen ihrer Lieblinge gefragt.

Typische Hundenamen wie Waldi und Rex immer seltener

Es gebe heute dreimal so viele menschliche Hundenamen wie noch vor 100 Jahren, hat Schaab festgestellt. „Es kommt mir so vor, als solle der Hund ein Spiegel der Persönlichkeit des Menschen sein“, so die 26-Jährige zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die die Ergebnisse unter folgender Überschrift zusammenfasst: „Gib Pfötchen, Hitchcock! – Klassische Hundenamen haben ausgedient, heute ist Einfallsreichtum gefragt“.

Dieser Ansicht ist auch Stephanie Eschen, Sprecherin des Tierschutzvereins für Berlin. „Hunde sind Familienmitglieder und werden stark vermenschlicht“, sagt sie. Hunde, die Waldi heißen, gebe es einfach nicht mehr. Stattdessen tobten Charlotte und Paul durch den Park.

Jedenfalls heißen die Vierbeiner schon lange nicht mehr Bello, Waldi, Fifi, Hasso, Nero oder Rex. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind die beliebtesten Namen für Rüden Ben/Benny und Sam/Sammy. Ebenfalls häufig sind Blacky oder Max (Englisch ausgesprochen). Hundedamen werden gerne Gina genannt, Scarletta oder Celine.

Hunde erhalten die Namen, die man seinen Kindern nicht geben kann

Oft müssen auch Markennamen ausländischer Alkoholika wie Brandy, Asti oder Calvados als Namenspaten herhalten oder Städte der anglo-amerikanischen Leitkultur wie Boston und Sydney.

Damaris Nübling, Professorin für historische Linguistik an der Universität Mainz und Betreuerin der Magisterarbeit, erläutert gegenüber der Mainzer Allgemeinen Zeitung: „Individualität ist bei Hundenamen heute mindestens so wichtig wie bei Kindernamen.“ Hunde seien heute voll in die Familie integriert. „Früher lag der Hund draußen in seiner Hütte, heute liegt er mindestens vor, wenn nicht sogar im Bett seiner Besitzer.“

Ein vermenschlichender und möglichst origineller Name für den vierpfotigen Gefährten gehöre deshalb einfach dazu.

Richard Schneider