„Kann man Asterix übersetzen?“ – „Ja, aber …“, meint Klaus Jöken

Plakat "Asterix und die Kelten"Klaus Jöken (54) hat am 31.01.2012 im saarländischen Völklingen einen Vortrag zum Thema „Kann man Asterix übersetzen?“ gehalten. Der auf Comics spezialisierte Literaturübersetzer referierte im Weltkulturerbe Völklinger Hütte im Begleitprogramm zur Ausstellung „Asterix & Die Kelten“.

Die Rohübersetzung eines Asterix-Bandes erstelle er in vier Tagen, so Jöken. Für deren Überarbeitung und den Feinschliff benötige er aber dann noch sechs bis acht Wochen.

Es gebe Wendungen, die man nicht direkt übersetzen könne. So heiße es beim Barden Troubadix im Original: „Wenn der singt, fängt es an zu regnen.“ Dieses Sprichwort existiere im Deutschen nicht, deshalb müsse er sich für die Übersetzung eine möglichst treffende inhaltliche Entsprechung einfallen lassen. Manche Wortspiele ließen sich gar nicht übertragen, sodass der Übersetzer dann an anderer Stelle einen eigenen Witz platziere, „um das Gesamtniveau des Humors zu halten“.

Eine besondere Herausforderung seien Redewendungen mit Zahlen und auf die Zeichnungen zugespitzte Formulierungen, da man als Übersetzer an den Bildern nichts verändern könne. Problematisch sei auch, dass die deutsche Übersetzung stets 10 bis 15 Prozent länger als der französische Ausgangstext werde, aber trotzdem in den Sprechblasen nicht mehr Platz zur Verfügung stehe.

Auch inhaltlich sei er als Übersetzer nicht völlig frei, sondern müsse sich an Vorgaben des Verlags halten: „Kein Sex, keine Politik und keine unflätigen Ausdrücke.“

Jöken ist ein überaus erfahrener Comic-Übersetzer und hat schon mehr als 350 Bände übersetzt, vor allem Lucky Luke. „Asterix ist jedoch das Höchste, es gibt nichts Schwierigeres. Denn das besondere daran ist, dass er von allen gelesen wird. Von Kindern und Erwachsenen, von Akademikern und Menschen mit einfachem Schulabschluss“, sagt Jöken. Für alle Lesergruppen müsse man in die Übersetzung „etwas hineinpacken“.

Er sei bei einem kleinen Verlag eher zufällig zum Comic-Übersetzen gekommen, so Jöken, und habe später Asterix-Filmbücher ins Deutsche übertragen. 2004 setzte er sich in einem Auswahlverfahren gegen drei Mitbewerber als neuer Asterix-Übersetzer durch. Seitdem hat der die Bände Gallien in Gefahr und Asterix und Obelix feiern Geburtstag übertragen.

Die rheinische Frohnatur aus Kleve lebt seit mehr als 25 Jahren gemeinsam mit seiner Frau in der Auvergne. Ein aktueller Artikel der Regionalpresse über den Wahlfranzosen ist auf lamontagne.fr erschienen. Darin lobt der Reporter unter anderem das „français impeccable“ des Deutschen.

Klaus Jöken
Klaus Jöken übersetzte auf der Frankfurter Buchmesse 2008 einen Lucky-Luke-Comic (Bild: Richard Schneider).

Auf der Frankfurter Buchmesse 2008 war Klaus Jöken im Übersetzer-Zentrum einer der „gläsernen Übersetzer“, denen man bei der Arbeit über die Schulter schauen durfte. Jöken tat dies gut gelaunt und bezog das wissbegierige Publikum mit ein.

Weitere Vorträge zur Ausstellung „Asterix & Die Kelten“ im Weltkulturerbe Völklinger Hütte:

  • Am Dienstag, dem 14. Februar 2012, widmet sich Prof. Dr. Bernhard Maier dem spielerischen Umgang mit der keltischen und lateinischen Sprache in Asterix. Der Vortrag „Beim Teutates – Beim Jupiter: Asterix zwischen Gallisch und Latein“ erklärt, was die keltischen Namen und Wörter in den Asterix-Comics über die Kultur der Gallier verraten. Bernhard Maier lehrt an der Universität Tübingen und ist einer der renommiertesten Forscher zur keltischen Kultur.
  • Am Dienstag, dem 28. Februar 2012 analysiert Michael F. Walz den außergewöhnlichen internationalen Erfolg von Asterix, der in der Unterhaltungsindustrie seinesgleichen sucht.  Michael F. Walz ist langjähriger Herausgeber der Asterix-Publikationen in deutscher Sprache und ist heute Geschäftsführer der Asterix-Lizenzagentur. Den verlegerischen Erfolg von Asterix sieht er als einen außergewöhnlichen deutsch-französischen Glücksfall.

Infos zur Ausstellung „Asterix & Die Kelten“ unter www.voelklinger-huette.org.

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[Text: Richard Schneider. Quelle: dapd, 2012-02-01; Saarbrücker Zeitung, 2012-02-04; Pressemitteilung Völklinger Hütte, 2012-01-11. Bild: Völklinger Hütte (Plakat); Richard Schneider.]

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