Moskau hörte zum vierten Mal „Musik der Übersetzung“

Bereits zum vierten Mal war in der russischen Hauptstadt die „Musik der Übersetzung“ zu hören. So heißt der internationale Wettbewerb, bei dem Amateure sowie Fachleute des russischsprachigen Übersetzungsraums künstlerische Übersetzungen aus jeder Sprache ins Russische anfertigen. Ziel ist, einheimische Leser mit der Vielfalt der ausländischen Literatur, die nicht auf Russisch herausgegeben wurde, bekannt zu machen. Dieses Jahr wurden 1.400 Werke der Weltliteratur aus 48 Sprachen übersetzt – das ist ein absoluter Sprachrekord des Wettbewerbes. Die Übersetzer stammen aus 26 Ländern der Welt. Die Zahlen sprechen für sich.

Weniamin Bakalinski, Generaldirektor des Übersetzungsbüros iTrex, das den Wettbewerb mitinitiiert hat, berichtete in einem Gespräch mit der Stimme Russlands Folgendes über die Idee zur „Musik der Übersetzung“:

Ursprünglich wurde dieser Wettbewerb als eine „Unterhaltung“ konzipiert. Da aber viele Menschen aus unterschiedlichen Berufs- und Lebensbereichen daran teilnehmen wollten, ist der Wettbewerb schon im vorigen Jahr zu einem vollwertigen internationalen Kultur- und Sozialprojekt geworden. Jeder darf seine Übersetzung einer Erzählung oder eines Gedichts zuschicken. Es soll sich nur um eine bisher nie veröffentlichte Übersetzung handeln. Das ist wohl die einzige Beschränkung.

Laut Bakalinski gibt es drei Hauptnominierungen in den Kategorien „Prosa“, „Poesie“ und „Publizistik“. Außerdem sind zusätzliche Nominierungen wie „Rund um die Welt“, „Humor“ und „Populäre Psychologie“ vorgesehen. In der Kategorie „Melodie“ werden Übersetzungen ausländischer Lieder bewertet.

Die Teilnehmer veröffentlichten ihre Arbeiten auf einer eigens für den Wettbewerb eingerichteten Webseite. Im Rahmen einer Online-Abstimmung wurden die Übersetzungen über 13.500 Mal kommentiert. Schlechtere und bessere Arbeiten wurden mit entsprechenden Noten bewertet. Schließlich wurden die Arbeiten von einer Jury beurteilt, die sich nicht nur aus Fachleuten wie etwa Wladimir Bakanow, Gründer einer der führenden Übersetzungsschulen in Russland, zusammensetzte, sondern auch interessierte Internet-Nutzer vereinte.

Unter den übersetzten Werken der schönen Literatur befinden sich sogar Klassiker wie Shakespeare oder Dickens. Aber auch moderne Autoren wie polnische Dichter oder Schriftsteller aus Skandinavien wurden in die russische Sprache übertragen. Julia Rats, die den diesjährigen Wettbewerb gewonnen hat, ist übrigens hauptberuflich Buchhalterin und hat folgende Vorlieben:

Ich übersetze aus dem Französischen – Theaterstücke, Romane, Novellen. Ich übersetze sowohl Klassiker wie Maurois, Anoilh als auch moderne Schriftsteller und Publizisten. Unsere Gemeinschaft besteht aus Menschen, die vom Übersetzen hingerissen sind.

Es ist geplant, dass sich der Wettbewerb „Die Musik der Übersetzung“ im Laufe der Zeit zu einem Verlegerprojekt entwickelt. Auf der Webseite des Wettbewerbes waren bereits gehäuft Kommentare von Vertretern verschiedener russischsprachiger Verlage zu lesen.

[Text: Jessica Antosik. Quelle: german.ruvr.ru, 20./21.12.2012.]

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