„Vor 20 Jahren war der heute 70-jährige Kapitänleutnant a.D. aus Harrislee mitten im Weltgeschehen, dolmetschte in Berlin die Verhandlungen während des Abzuges der russischen Streitkräfte. Heute ist er bei Gericht, Polizei-Dienststellen, Zoll und Standesämtern tätig.“ So beginnt ein Porträt des Dolmetschers Bernhard Mroß in einer schleswig-holsteinischen Regionalzeitung.
Wir erfahren, dass Mroß in Gleiwitz geboren wurde, dort die polnische Schule besuchte und Russisch als Fremdsprache lernte. Weitere sprachliche Stationen des früheren Berufssoldaten der Marine war die Sprachenschule der Bundeswehr in Euskirchen und das Bundessprachenamt in Hürth.
Seine heutigen Arbeitseinsätze als Dolmetscher dauerten nicht selten zwischen 6 und 12 Stunden, hin und wieder werde er mitten in der Nacht von der Polizei gerufen. „Mord, Vergewaltigung, Missbrauch von Kindern – alles, was man sich vorstellen und auch nicht vorstellen kann, war schon da“, so Mroß. Aber er dürfe sich emotional nicht darauf einlassen und beim Dolmetschen keine Partei ergreifen.
Schwierig sei das Dolmetschen von Flüchen – wegen der Herausforderung, „das entsprechende deutsche Pendant“ zu finden. Als Dolmetscher sei er von Verdächtigen und Angeklagten durchaus schon beschimpft, aber noch nie bedroht oder angegriffen worden. Auch den klassischen Vorwurf, dem sich Dolmetscher seit Jahrtausenden ausgesetzt sehen, habe er sich schon anhören müssen: „Du bist kein Deutscher, du bist kein Pole. Du bist einfach ein Verräter, der für die da übersetzt.“
Das Porträt mit der Überschrift „Gerichtsdolmetscher – ein Mittler zweier Welten“ können Sie unter shz.de lesen.
[Text: Richard Schneider. Quelle: shz.de, 2013-06-23.]