Am 14. Juni 2013 fand am Institut für Translationswissenschaft (InTraWi) der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck die mehrsprachige interdisziplinäre Konferenz „Tous les êtres humains – libres et égaux? Überlegungen zu den Menschenrechten“ statt. Die Vorträge in sechs Sprachen wurden von Studierenden gedolmetscht. Inhaltlich wurde das Thema aus juristischer, kulturwissenschaftlicher, politischer und theologischer Perspektive beleuchtet. Eine solche ganztägige Übungskonferenz in der Dolmetschtrainingsanlage wird am InTraWi einmal pro Jahr organisiert.
Zum Thema „Tous les êtres humains – libres et égaux? Überlegungen zu den Menschenrechten“ wurden in der bis auf den letzten Platz besetzten Dolmetschtrainingsanlage (DTA) verschiedene Aspekte und Überlegungen zu den Menschenrechten dargelegt. Die Bandbreite der angesprochenen Themen reichte von der aktuellen Situation in Russland über die Lage von Flüchtlingen in Österreich bis hin zum Drogenhandel in Mexiko. Alle Vorträge wurden von den Studierenden simultan in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch und Spanisch gedolmetscht.
Nachdem sich um 8:15 Uhr alle Organisatoren und Dolmetscher in der DTA eingefunden hatten, wurden die Räumlichkeiten für die bevorstehende Übungskonferenz vorbereitet. Stühle wurden gerückt, das Buffet – bestehend aus Leckereien, die die Studierenden mitgebracht hatten – aufgebaut und ein letzter „Soundcheck“ durchgeführt, damit einem reibungslosen Verlauf der Konferenz nach Möglichkeit keine technischen Pannen im Wege stehen würden.
Nach einer kurzen Einführung und Begrüßung durch die Moderatorin und Dozentin, Frau Mag. Hetzenauer, kam auch schon der erste Redner, Mag. Dr. Josef Siegele, der allgemein in das Thema einführte, zu Wort. Als Generalsekretär des Europäischen Ombudsman-Instituts konnte Dr. Siegele seine Ausführungen mit Beispielen aus der Praxis untermauern und geizte auch sonst nicht mit guten Ratschlägen für die Studierenden.
Anschließend sprach Herr MMag. Köll vom Russlandzentrum und legte die derzeitige Lage der Menschenrechte und Politik in Russland kritisch dar. Von Russland ging es weiter zur Elfenbeinküste: Der Redner – selbst Ivorer – Mag. Tan brachte den Zuschauern sehr anschaulich die Gewissensbildung bzw. -vermittlung seines Volkes, der Brong, näher. Zur Veranschaulichung der traditionellen Kommunikation gehörte auch eine Aufnahme der so genannten Trommelsprache.
Als letzte Rednerin vor der Mittagspause sprach Dott.ssa Marianna Orlandi, die derzeit an der Universität Padua und am Institut für Italienisches Recht der Universität Innsbruck promoviert, über Menschenrechtsverletzungen und -probleme bei Inhaftierungen und Haftstrafen in Europa.
Die darauf folgende einstündige Pause diente nicht nur dem leiblichen Wohl des Publikums und der Stärkung der Dolmetscher, sondern auch dem Austausch und Gespräch zwischen allen Mitwirkenden.
Durch einen kurzen französischen Videobeitrag zur Achtung der Menschenrechte bei bewaffneten Konflikten wurde der zweite Teil der Übungskonferenz eingeleitet. Es folgte eine weitere juristische Herausforderung für die Dolmetscher: Frau MMag. Steger, ebenfalls Doktorandin am Institut für Italienisches Recht, erklärte in ihrem Vortrag das Thema „Staatenimmunität und Kriegsverbrechen“ anhand des Urteils des Internationalen Gerichtshofs im Verfahren Deutschland gegen Italien.
Danach sprach der Aktivist Mag. Alejandro Boucabeille (BA) über die aktuelle Lage in seinem Heimatland Mexiko. Der Redner konnte sich kaum bremsen, und die nachfolgende intensive Diskussion spiegelte das allgemeine Interesse am Thema wider.
Einen würdigen Abschluss fand die Konferenz durch den Beitrag von Herrn Althaler – als Dolmetscher bei der Rechtsberatung der Diakonie-Flüchtlingshilfe engagiert und Student am InTraWi –, der das Leben einer Flüchtlingsfamilie in Österreich skizzierte, sowie einen englischen Videobeitrag zu Menschenrechtsverletzungen an Kindern, der konsekutiv gedolmetscht wurde.
Alles in allem war diese Konferenz eine gelungene Veranstaltung, die nicht nur dem Üben, sondern auch dem Nachdenken gewidmet war.
Über das InTraWi
Das Institut für Translationswissenschaft der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck blickt auf eine mehr als 60-jährige Geschichte zurück und gehört zu den ältesten Instituten für Übersetzer- und Dolmetscherausbildung in Europa.
[Text: Teresa Bachmaier, Elvira Iannone / Büro für Öffentlichkeitsarbeit und Kulturservice der Universität Innsbruck. Quelle: Pressemitteilung Uni Innsbruck, 2013-06-26. Bild: Presseservice Uni Innsbruck.]