Unter Übersetzern gilt der amerikanische Sprachdienstleister TransPerfect Translations nicht gerade als Traumauftraggeber, denn die Honorare sind niedrig und bezahlt wird erst nach 45 Tagen mit einem Zahlungsmittel aus dem Zeitalter der Postkutsche: Von New York aus wird ein Scheck hinaus in die Welt geschickt. Ein bizarres Prozedere, das die Zahlung um eine weitere Woche verzögert.
Die Unternehmensentwicklung nötigt jedoch Respekt ab. 1992 von Liz Elting und Phil Shawe aus dem Nichts heraus im Studentenwohnheim gegründet, hat sich das Büro in 22 Jahren ohne Fremdkapital zu einem Konzern mit 400 Mio. US-Dollar Umsatz, 2.600 Angestellten und 85 Niederlassungen auf der ganzen Welt entwickelt. Pro Jahr werden mehr als 50.000 Übersetzungsprojekte abwickelt.
Auf der Website smartceo.com ist in englischer Sprache ein ausführlicher Artikel über die Entwicklung und die Geschäftsstrategie des Unternehmens erschienen, garniert mit einem Bild der fotogenen Gründerin. Die Überschrift lautet: „Interpreter Empire – Can New York’s translation titan grow to $1 billion?“
Zu Wort kommen neben den beiden Gründern, die verraten, dass sie früher mal ineinander verknallt waren, heute aber nur noch Geschäftspartner sind, auch Thomas Pennell, Director of Corporate Strategy bei TransPerfect, und Donald DePalma, Gründer des weltweit einzigen auf die Übersetzungsbranche spezialisierten Marktforschungsinstituts Common Sense Advisory.
Der Artikel ist eine einzige Lobhudelei ohne kritische Zwischenfragen und vermittelt den Eindruck, TransPerfect stehe kurz davor, die Umsatzschallmauer von einer Milliarde US-Dollar zu durchbrechen und sich zur weltweiten Nummer 1 der Sprachenbranche aufzuschwingen.
Trotz des PR-Charakters lässt der Text einige Rückschlüsse darauf zu, warum TransPerfect in der Vergangenheit erfolgreicher als andere war. Lesen Sie selbst:
Interpreter Empire – Can New York’s translation titan grow to $1 billion?
[Text: Richard Schneider. Quelle: smartceo.com, undatiert (Frühjahr 2014).]