Im Rahmen einer eintägigen Schulung haben sich 22 Teilnehmer des Kurses „Gemeindedolmetscher“ der Volkshochschule der Stadt Salzgitter im Helios-Klinikum Salzgitter über die Abläufe in der Klinik sowie ihre Einrichtungen und Behandlungsmethoden informiert. Die Teilnehmer sollen auf diese Weise fundiert auf künftige Einsätze vorbereitet werden.
MiMi-Projekt des Ethno-Medizinischen Zentrums (EMZ) Hannover
Im Bereich des Projektes „MiMi – Mit Migranten für Migranten“ ist die Stadt Salzgitter die zweite Stadt in Niedersachsen, die vom Ethno-Medizinischen Zentrum (EMZ) Hannover den Zuschlag erhalten hat, Gemeindedolmetscher auszubilden. Nach erfolgreichem Abschluss der Schulung sind die Teilnehmer zertifizierte Dolmetscher, die neutral, sachlich und korrekt übersetzen können. Sie arbeiten später im Gesundheitswesen, im Sozialwesen, aber auch in Institutionen, die Flüchtlinge betreuen.
Gerade Patienten mit Migrationshintergrund fühlen sich in Kliniken einsam und wegen der Sprachbarrieren oft ausgeliefert. Dieser Situation will das MiMi-Projekt entgegentreten. Die zukünftigen Gemeindedolmetscher werden nicht nur die Fachbegriffe in die Muttersprache übersetzen, sondern auch erklären können, was die Patienten erwartet.
So befassten sich die Schüler im Klinikum mit Situationen im Kreißsaal und in der zentralen Notaufnahme. Karin Schenke-Wischnewski, Pflegedienstleiterin im HELIOS-Klinikum, erläuterte die Struktur und Geschichte des Krankenhauses.
Elmer Zickler, Oberarzt der Klinik für Unfallchirurgie und orthopädische Chirurgie, stellte Begriffe seines Fachbereiches sowie Grundlagen der menschlichen Anatomie vor. Klaus Peter Schaldach, kommissarischer Leiter der Gynäkologie und Geburtshilfe, ging auf die Abläufe vor und während der Geburt ein. Und Dr. Volker Degenhardt, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, berichtete über typische Situationen im Umgang mit kleinen Patienten.
Wie die gesundheitlichen Versorgungsstrukturen in Salzgitter allgemein und wie die Aufgaben des Gesundheitsamtes der Stadt Salzgitter und des Landkreises Goslar sind, erfuhren die Teilnehmer vom städtischen Amtsarzt und Fachdienstleiter Dr. Stefan Müller-Dechent.
Ausgestattet mit einer Fülle von Informationen traten die Teilnehmer den Heimweg an. Für sie beginnt jetzt demnächst der praktische Teil ihrer Ausbildung, dann müssen sie ihr erlerntes Wissen in der Praxis anwenden.
Community Interpreting: medizinisch-soziales Dolmetschen, Dialogdolmetschen
Im Deutschen hat sich noch kein treffender und einheitlich verwendeter Ausdruck für den englischen Begriff „Community Interpreting“ herausgebildet. Gemeint ist das Dolmetschen für legale und illegale Einwanderer bei Arztbesuchen, in Krankenhäusern und bei Behördengängen.
„Gemeindedolmetschen“ ist eine simple wörtliche Übersetzung, die falsche Assoziationen weckt. Denn die Dolmetscher sind zwar auf lokaler Ebene, aber keineswegs für oder im Auftrag der (kirchlichen) Gemeinden oder städtischen Kommunen tätig.
Man kommt der Sache näher, wenn man „Community“ als ethnische bzw. sprachliche Community interpretiert. Passend (aber zu lang) ist die Bezeichnung „medizinisch-soziales Dolmetschen“. Die größte Fachkonferenz zum Thema, InDialog, hat vor einigen Jahren den treffenden und hinreichend kurzen Ausdruck „Dialogdolmetschen“ eingeführt, dem man eine weitere Verbreitung wünscht.
[Text: Stadt Salzgitter. Absatz „Community Interpreting“ von Richard Schneider. Quelle: Pressemitteilung Stadt Salzgitter, 2015-06-22. Bild: Stadt Salzgitter.]