Neuer Asterix-Band erschienen – Klaus Jöken: „Ungleich komplizierter als alles, was ich sonst je übersetzt habe“

Der neue Asterix-Band "Der Papyrus des Cäsar", übersetzt von Klaus Jöken.
Der neue Asterix-Band "Der Papyrus des Cäsar", übersetzt von Klaus Jöken.

Soeben ist ein neuer Asterix-Band erschienen. „Der Papyrus des Cäsar“ ist schon der zweite Band, der nicht aus der Feder von Asterix-Urvater Albert Uderzo stammt, sondern von Didier Conrad und Jean-Yves Ferri.

Comic-Übersetzer Klaus Jöken ist wieder in seinem Element

Als Übersetzer wirkt bereits zum dritten Mal der in Südfrankreich lebende Klaus Jöken, der auch andere franko-belgische Klassiker wie Lucky Luke ins Deutsche überträgt. Aus diesem Anlass hat die Website comic-report.de mit ihm über seine Arbeit gesprochen. Jöken erklärt:

Bei unserer ersten Begegnung sagte Uderzo gleich nach der Begrüßung: „Wissen Sie, Asterix darf man nicht übersetzen, man muss ihn adaptieren.“ Wir haben uns dann ausführlich über Probleme bei der Übersetzung ausgetauscht.

[Der Texter] Ferri hat sich alle Probleme, die bei der Arbeit am neuen Band auftauchten, sehr geduldig angehört und mit mir durchdiskutiert. Ein sehr anregendes und hilfreiches Gespräch.

Herausgeber sind extrem misstrauisch und auf Geheimhaltung bedacht

Nachdem die französischen Herausgeber vor Jahrzehnten mit Übersetzungen ins Deutsche einmal übel Schiffbruch erlitten hatten (siehe Exkurs weiter unten), sind sie gegenüber Übersetzern extrem misstrauisch geworden. Deshalb werden alle Übersetzungen vor der Veröffentlichung noch einmal vollständig rückübersetzt. Jöken: „Oft muss ich dann erklären, warum ich diese oder jene Lösung gewählt habe.“

Ebenso streng achtet der französische Verlag auf Geheimhaltung und Datensicherheit. Jöken nuss die Asterix-Geschichten an einem Computer ohne Internetzugang übersetzen.

Wir erfahren, dass er für einen gängigen Comic etwa eine Arbeitswoche benötigt. Bei anspruchsvolleren Serien wie Lucky Luke auch schon einmal einen Monat, aber ein Asterix nehme gut vier Monate in Anspruch: „Asterix ist ungleich komplizierter als alles, was ich sonst je übersetzt habe. Zum Schluss muss sich alles locker und leicht lesen, aber an manchen Sätzen knobele ich zwei, drei Tage herum.“

Neuer Band greift Themen wie Internet und WikiLeaks auf

Nachdem das letzte Abenteuer („Asterix bei den Pikten“) sie in ein fremdes Land geführt hat, werden Helden diesmal in Gallien bleiben – ganz nach der Tradition der Asterix-Alben. Das Dorf der Gallier ist in Aufruhr, denn Julius Cäsar ist unter die Schriftsteller gegangen und der römische Imperator nimmt es mit der Wahrheit nicht so ganz genau.

Als neue Figur erscheint der Bösewicht Syndicus – Julius Cäsars fieser Berater, der einen teuflischen Plan gegen die unbeugsamen Gallier ausheckt. Aber er hat nicht mit Polemix gerechnet – ebenfalls eine neue Figur im Band, für die kein anderer als WikiLeaks-Gründer Julian Assange das Vorbild war.

Exkurs: Die Asterix-Übersetzungen aus dem Kauka-Verlag – Ein dunkles Kapitel der Comic-Übersetzung

Rolf Kauka, Erfinder von „Fix & Foxi“, hatte sich als Erster die Lizenz zur Verbreitung der Asterix-Bände im deutschsprachigen Raum gesichert. Bei ihm wurden die Gallier Asterix und Obelix zu den Germanen „Siggi und Babarras“ umdefiniert und die Geschichten völlig umgeschrieben.

In den ab 1965 in der Comic-Zeitschrift “Lupo modern” als Fortsetzungsgeschichten erschienenen Abenteuern wurde die Handlung nach Germanien verlegt und unter anderem die innerdeutschen Konflikte thematisiert. So wurden beim Band „Asterix und die Goten“ die Goten zu Ostgoten, die mit sächsischem Akzent sprachen und sich gegenseitig mit “Genosse” anredeten. Den Römern als Besatzungsmacht wurde ein amerikanischer Akzent in den Mund gelegt und deren Soldaten redeten sich gegenseitig mit “Boys” an.

Der Asterix-Autor René Goscinny berichtet, dass ihm “der Himmel auf den Kopf gefallen” sei, als er auf Umwegen davon erfuhr. Seitdem herrscht in Paris großes Misstrauen gegenüber allen Übersetzern. Bis zum heutigen Tag werden in Paris alle Asterix-Übersetzungen – und nicht nur die deutschen – sorgfältig geprüft, bevor die Druckerlaubnis erteilt wird.

Kauka wurde damals umgehend die Lizenz entzogen. Den Zuschlag erhielt dann der 1951 gegründete Verlag Egmont Ehapa Media GmbH, der auch bereit war, mehr dafür zu bezahlen. Offenbar hat man in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart damals schon das wahre Potenzial der Asterix-Geschichten erkannt.

[Text: Richard Schneider. Quelle: Pressemitteilung Egmont Ehapa, 2015-10-22; Comic Report, 2015-10-11. Bild: Egmont Ehapa.]