Im Streit mit dem Tübinger Regierungspräsidium haben in Ulm etwa 50 Dolmetscher für Flüchtlinge ihre Arbeit eingestellt. „Wir bedauern sehr, dass wir uns nicht über die zukünftige Zusammenarbeit einigen konnten“, so der Geschäftsführer der Ulmer Notfallseelsorge, Michael Lobenhofer. Unter dem organisatorischen Dach der Notfallseelsorge war die Dolmetschtruppe von Helmut Schön aufgebaut und organisiert worden.
Eine Sprecherin des Regierungspräsidiums erklärt dazu: „Es gibt in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes grundsätzlich keine zusätzlichen Dolmetscherdienste. In Ulm hatten wir die komfortable Situation, dass uns insbesondere in der Aufbauzeit der Einrichtung zusätzlich die Dolmetscherdienste [der Notfallseelsorge] zur Verfügung standen.“ In der Augsburger Allgemeinen heißt es: „Die externe Dolmetschergruppe in der Ulmer Bleidorn-Kaserne war Tag und Nacht für die Flüchtlinge zur Stelle – und in dieser Form landesweit einzigartig.“
Laut Regierungspräsidium sei jedoch wegen der vielen Dolmetscher und der langen Einsatzzeiten innerhalb kurzer Zeit eine hohe Abrechnung zustande gekommen. Auf Dauer sei dies zu teuer und könne so nicht fortgeführt werden.
Die Sprecherin des Regierungspräsidiums weiter: „Da wir uns aber gefreut hätten, wenn die Dolmetschergruppe weiterhin einen gewissen Beitrag leistet, wollten wir die Einsatzzeiten sowie die Vergütung dafür in geregelte Bahnen lenken.“ Die Behörde schlug vor, dass künftig nur noch an fünf Tagen pro Woche ein Dolmetscher für jeweils drei Stunden vor Ort arbeiten sollte.
Dieser Vorschlag wurde von den bei der Notfallseelsorge organisierten Dolmetschern jedoch abgelehnt, denn ein solches Dolmetschangebot in der großen Kaserne sei „viel zu wenig“ und „sinnlos“.
[Text: Richard Schneider. Quelle: Augsburger Allgemeine, 2016-01-18; Die Welt, 2016-01-19.]