Hamburg: Flüchtlingsdolmetscher versucht, Asylbewerber für Terrororganisation IS anzuwerben

Wie aus einem internen Polizeipapier hervorgeht, hat in Hamburg ein Arabisch-Dolmetscher am 03.12.2015 versucht, drei junge Syrer für die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) anzuwerben. Er habe ihnen ein Propagandavideo gezeigt und sie aufgefordert, nach Syrien zurückzukehren, um sich der Organisation anzuschließen, melden die Bild-Zeitung und Radio Hamburg.

Deren Schlagzeilen lauten: „Hausverbot für Dolmetscher – ISIS-Anwerber in Flüchtlingsheim“ (Bild) und „Flüchtlingsunterkunft Eiffestraße – Arabischer Dolmetscher soll für IS angeworben haben“ (Radio Hamburg).

Dies habe sich in einem Heim für so genannte „minderjährige unbegleitete Flüchtlinge“ (MuFl) zugetragen. Der als Dolmetscher fungierende Mann ging dort offenbar ein und aus und wurde von der Heimleitung als „wichtige Kontakt-und Vertrauensperson für die jungen Männer“ angesehen, wie Bild schreibt.

Einer der Flüchtlinge habe den Vorfall aber umgehend gemeldet. „Der Staatsschutz prüft jetzt den Fall. Der Dolmetscher hat in allen Flüchtlingsunterkünften der Stadt Hamburg Hausverbot“, so Radio Hamburg.

Pohl: „Das ist kein Dolmetscher. Dolmetscher werden bestellt und bezahlt.“

In den Medien werden alle, die im Rahmen der Flüchtlingshilfe als Sprachmittler auftreten, als „Dolmetscher“ bezeichnet – auch dann, wenn sie außer gewissen Kenntnissen in zwei Sprachen keinerlei formale Bildung und Qualifikation besitzen.

Der in der Übersetzungsbranche bekannte Herausgeber und Aktivist Reinhard Pohl, der in Schleswig-Holstein und Hamburg Fortbildungstreffen für Dialog- und Gerichtsdolmetscher organisiert (www.dolmetscher-treffen.de), gibt in einem Leserkommentar auf der Website von Radio Hamburg zu bedenken:

Das ist eben kein Dolmetscher. Dolmetscher werden bestellt und bezahlt. Es ist bei der Stadt Hamburg so, dass sie Dolmetscher nicht bezahlen will (sich nicht zu verständigen spart angeblich Geld). Und wenn dann Freiwillige kommen, die niemand kennt, die behaupten, sie würden dolmetschen, dürfen sie machen was sie wollen. Es gibt genug echte Dolmetscher. Zu erkennen an der Steuernummer und an der Rechnung.

[Text: Richard Schneider. Quelle: Bild, 2016-01-07; Radio Hamburg, 2016-01-07.]

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