Flüchtlingsdolmetscher begrapscht Helferinnen in Brandenburger Erstaufnahmeeinrichtung

In einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Eisenhüttenstadt (Brandenburg) soll ein als Laiendolmetscher tätiger Libanese wiederholt Helferinnen sexuell belästigt und begrapscht haben. Wie ein Polizeisprecher gegenüber der Presse bestätigte, liegen gegen den Mann bereits zehn Anzeigen vor.

Diese stammen von Frauen, die ehren- oder hauptamtlich für das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in der Flüchtlingsbetreuung tätig sind. Der Mann soll sie verbal belästigt und unsittlich berührt haben.

Das DRK verhängte gegen den Mann inzwischen ein Hausverbot.

Laut Tagesspiegel wurde ihm auch vorgeworfen, Flüchtlinge falsch beraten, falsch übersetzt und sich rassistisch geäußert zu haben. Die Zeitung schreibt:

Zudem war am 3. Januar eine Kenianerin offenbar von zwei Afghanen vergewaltigt worden. DRK-Mitarbeiter schalteten jedoch nicht sofort die Polizei ein. Der Einsatzleitung in der Unterkunft müssen nach der Aktenlage auch Hinweise über Prostitution, Drogenhandel und Hehlerei mit gestohlenen Handys vorgelegen haben. In die Geschäfte soll auch der Dolmetscher verwickelt gewesen sein.

 

Trotz mehrfacher Aufforderung von Mitarbeitern formulierte die Einsatzleitung keine klaren Standards, wie sonst beim DRK üblich. Stattdessen wurde offizielles, für Asylunterkünfte vorgesehenes Standard-Infomaterial zu sexueller Gewalt, mitherausgegeben vom DRK, entfernt.

 

Informationsplakate des Bundesinnenministeriums zu Gewalt und zum Polizeinotruf wurden laut Beteiligten gar nicht erst aufgehängt. Der Grund: Der unter Verdacht stehende, nie amtlich vereidigte Dolmetscher soll gesagt haben, die Arabisch-Übersetzung auf dem amtlichen Plakat sei missverständlich.

Der Tagesspiegel wirft den Verantwortlichen des Roten Kreuzes vor, damit gegen interne Richtlinien des DRK und gegen die Vertragsregelungen mit dem Land verstoßen zu haben.

Der Fall beschäftige nun den brandenburgischen Landtag, weil frühere Mitarbeiter in einem Schreiben an den Petitionsausschuss weitere schwere Vorwürfe erheben. Auch das Innenministerium habe sich eingeschaltet und vom DRK die Einhaltung der im Betreibervertrag vereinbarten Leistungen verlangt. Dazu zähle auch die Gewährleistung der Sicherheit von Frauen vor sexueller Gewalt.

Der Verband wies die Vorwürfe zurück, man habe die Vorfälle vertuschen wollen. DRK-Präsident Frank Hülsenbeck erklärte, man habe mit allen Mitarbeitern gesprochen, um den Sachverhalt aufzuklären.

[Text: Richard Schneider. Quelle: Bild, 2016-02-05; Tagesspiegel, 2016-02-07.]