Die Sprachbarriere gehört zu den größten Problemen, denen sich Flüchtlinge und Asylbewerber tagtäglich in Griechenland stellen müssen. Verständigungsprobleme mit den Einheimischen können eine große Hürde bei der Integration für sie sein: Behördengänge, Arztbesuche oder die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel werden zur Herausforderung.
Wie fühlt es sich wohl an, im Krankenhaus die Diagnose der Ärzte zu hören ohne ein Wort davon zu verstehen? Und wie ergeht es wiederum dem Arzt, der keine Antwort auf eine simple Frage wie „Woran fehlt es Ihnen?“ erhält? Hier setzt die Arbeit der Hilfsorganisation CARE für Geflüchtete in Griechenland an.
Andrianna und Haji sind Sozialarbeiter und Dolmetscher bei PRAKSIS, einer der lokalen Partner von CARE in Griechenland. Die beiden übernehmen eine essentielle Aufgabe: Sie helfen bei der Verständigung zwischen Geflüchteten und Griechen.
Jeden Tag begleiten sie mindestens drei Patienten zu verschiedenen Krankenhäusern. An manchen Tagen kann es sogar vorkommen, dass die beiden mit mehr als acht Personen, die akut Hilfe benötigen, einen Arzt aufsuchen. Diese Termine können, je nach Schwere des Falls, bis zu zwei Stunden in Anspruch nehmen.
„Einmal gab es einen Notfall, bei dem wir eine schwangere Frau ins Krankenhaus begleitet haben, deren acht Monate altes Baby in Gefahr war. Nach ein paar Tagen Aufenthalt entschied ihr Arzt, dass sie dringend einen Kaiserschnitt brauchte. Ihr Ehemann schaffte es nicht rechtzeitig ins Krankenhaus. Aber wir waren für sie da. Wir haben bis nach der Entbindung vor ihrem Zimmer gewartet. Als sie uns sah, umarmte sie uns voller Dankbarkeit und sagte: ‚Ihr seid meine Familie hier.‘ Dieser Moment gehört zu den intensivsten und schönsten, die wir erleben durften“, erzählen Andrianna und Haji stolz.
Auch den 30-jährigen Ahmed aus Pakistan begleiten die beiden ins Krankenhaus. Ahmed leidet an Hepatitis C. Die Diagnose wurde bereits in Pakistan gestellt, doch wegen seiner Flucht hatte er keine Gelegenheit mehr, einen Arzt aufzusuchen.
Als er schließlich mit Andrianna und Haji in ein Krankenhaus in Griechenland geht, hat er große Angst vor den Ergebnissen. Ängstlich wendet er sich wähend des Besuchs an Haji und fragt auf Urdu: „Wie schlimm ist es?“ Haji besänftigt ihn und sagt: „Beruhige dich. Alles ist in Ordnung. Der Doktor schreibt lediglich auf, welche Tests noch vorgenommen werden müssen, bevor die nächsten Schritte eingeleitet werden können.“
Während Haji Ahmed beruhigt, kümmert sich Andrianna um Ahmeds Unterlagen und bespricht mit dem Arzt die weiteren Behandlungen. Geduldig erklärt Andrianna Ahmed danach die einzelnen Schritte, Haji übersetzt.
Die beiden sind viel mehr als nur Dolmetscher und die soziale Arbeit ist nicht nur ein Job. Sie werden zu Vertrauten der Geflüchteten, oft die einzigen Ansprechpartner, die ihnen bei Kummer und Not zur Seite stehen.
„Die Hilfe, die wir leisten, gehört zu den wichtigsten Maßnahmen des gemeinsamen Projektes von CARE und PRAKSIS, welches auch von der Europäischen Kommission finanziert wird. Die Sprachbarriere zwischen Ärzten und Geflüchteten kann durch unsere Hilfe ein Stück weit überwunden werden. Öffentliche Krankenhäuser haben keine Kapazitäten für einen Übersetzer, und die Ärzte wissen oftmals nicht, wie sie einen Patienten behandeln sollen, wenn sie nicht die gleiche Sprache sprechen. Die behandelnden Ärzte sind dankbar für unsere Arbeit als Vermittler. Zudem helfen wir Ärzten und Geflüchteten beim bürokratischen Teil der Behandlung“, sagt Andrianna mit einem breiten Lächeln. „Es ist eine erfüllende Arbeit, weil wir sofort Ergebnisse sehen können.“
[Text: CARE. Bild: Theodora Vangi für CARE.]