Platz 1: Vollholler
Der genuin österreichische Ausdruck wurde von den Wählern an die erste Stelle gewählt. Damit lässt sich abschätzig, aber nicht unbedingt beleidigend zum Ausdruck bringen, dass etwas, „ein völliger Unsinn“ ist.
Die Formulierung war in einer Aussage von Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) enthalten, der auf eine Äußerung seines Regierungspartners und Außenministers Sebastian Kurz (ÖVP) reagierte, wonach die so genannte „Mittelmeer-Fluchtroute“ geschlossen werden sollte. Das gesamte Zitat: „Das ist, ehrlich gesagt, der nächste populistische Vollholler.“
Der bis dahin informelle Ausdruck hat sich seither im öffentlichen Sprachgebrauch etabliert, so wie es seinerzeit schon bei „vernadern“ oder „Haklerregelung“ der Fall war.
Platz 2: Fake News
Der aus dem Englischen übernommene Ausdruck meint Falschnachrichten aller Art, mit denen versucht wird, die Politik zu beeinflussen. Er hat seinen Ursprung in den ständigen Angriffen des derzeitigen US-Präsidenten Trump auf die faktenbasierte Berichterstattung von Zeitungen und elektronischen Medien.
Zugleich bezeichnet er auch tatsächliche Falschnachrichten (vor allem) in sozialen Medien, die bewusst zur Manipulation (z.B. von Wahlen) eingesetzt werden. In dieser doppelten Verwendung ist der Ausdruck zu einem Leitbegriff der derzeitigen öffentlichen Diskussion geworden.
Platz 3: Frauennationalteam
Das österreichische Frauenfußballnationalteam war bei der heurigen Europameisterschaft überaus erfolgreich. Die Wahl des Wortes ist eine Anerkennung der außerordentlichen Leistungen dieses Teams.
Unwörter des Jahres 2017
Platz 1: alternative Fakten
Die ursprünglich amerikanische Wortschöpfung, mit der eine offensichtliche Lüge eines hohen Amtsträgers verschleiert wurde, wurde von den Wählern an die erste Stelle gewählt.
Der Ausdruck ist zu einem geflügelten Wort geworden, mit dem krasse Lügen in der öffentlichen Kommunikation (manchmal auch ironisch gemeint) verschleiert umschrieben und damit verharmlost werden. Der Ausdruck steht auch für eine neue Haltung mancher politischer Akteure, wonach schamloses Lügen ein normaler Teil des politischen Geschäfts ist.
Platz 2: Registrierkassensicherheitsverordnung
Dieses Wortmonster, das dem Schoß der österreichischen Bürokratie entsprungen ist, störte die Wähler so sehr, dass es Platz zwei erreichte. Es ist eine jener Wortschöpfungen von Bürokraten, die die Bürgern ratlos macht, eine gewisse Allmacht der Verwaltungen signalisiert und so in Form und Funktion zu einem Unwort wird.
Platz 3: silbersteinfrei
Der vom ehemals grünen Altpolitiker Peter Pilz erfundene Begriff in Bezug auf den aus Israel stammenden SPÖ-Wahlkampfberater Tal Silberstein, stellt nach weit verbreiteter öffentlicher Deutung eine Anspielung auf den aus der Nazi-Propaganda stammenden Ausdruck „judenfrei“ her. Er ist wegen seines diskriminierenden Charakters und des mangelnden Geschichtsbewusstseins ein genuines Unwort.
Jugendwörter 2017
Platz 1: Hallo, I bims!
Hier handelt es sich um eine bewusste Fehlschreibung und ein Spaßwort (statt: Hallo, ich bin’s) ohne tiefere Bedeutung. Es wird von Jugendlichen (vor allem in den sozialen Medien) humorvoll für Sprachspielereien verwendet.
Platz 2: Lauch
Damit ist nicht das Suppengemüse gemeint. Vielmehr wird daraus im Sprachgebrauch von Jugendlichen ein Schimpfwort, mit dem ein intellektuell unbedarfter, wenig fähiger Mensch bezeichnet wird, der nichts zusammenbringt. Wird auch für Leute verwendet, die so schnell in die Höhe gewachsen sind, dass die Muskeln nicht mithalten konnten und das Resultat eine gewisse Ungelenkigkeit ist.
Platz 3: Disappointinger
Einer, von dem man (schwer) enttäuscht wird, was in einem jungen Leben öfter einmal vorkommen soll. Die Wortneuschöpfung besteht aus dem englischen Verb „to disappoint“ (enttäuschen) und der Ableitungssilbe -er, die daraus ein deutsches Substantiv macht.
Spruch des Jahres 2017: „Mei Wien is net deppat!“
Typischer Kommentar des Wiener Bürgermeisters Michael Häupl nach der Nationalratswahl, bei der seine Partei zumindest in der Bundeshauptstadt Zugewinne verzeichnet hatte. Der Ausspruch wurde mit überwältigender Mehrheit an die erste Stelle gewählt. Er hat damit wohl vielen Wienern aus der Seele gesprochen.
Unspruch des Jahres 2017: „Ein Satz noch …“
Diese Formulierung war von vielen Politikern im Rahmen der Fernsehdiskussionen zur Nationalratswahl 2017 zu hören. Sie steht stellvertretend für die zahlreichen Unarten der Gesprächsführung politischer Akteure, indem auf die Äußerung nicht bloß ein Satz, sondern oft noch ein ganzer Vortrag folgte, wie auch, dass sich die Gesprächspartnern einander ständig unterbrachen usw.
Wahlstatistik
Insgesamt gab es 1.184 Einsendungen mit 698 verschiedenen Vorschlägen für Wörter oder Sprüche. Bei der Wahl wurden 38.301 Stimmen von 8.330 Einsendern abgegeben.
Über das österreichische „Wort des Jahres“
Das österreichische „Wort des Jahres“ ist eine private Aktion sprachinteressierter Professoren. Es wird seit 1999 gewählt. Initiator und Vorsitzender der Jury ist der Germanist Prof. Dr. Rudolf Muhr von der „Forschungsstelle österreichisches Deutsch“ an der Karl-Franzens-Universität Graz.
Weiterführender Link
red, mit Material der Aktion Österreichisches Wort des Jahres