Tagung im DLA Marbach: Übersetzernachlässe in globalen Archiven

DLA Marbach
Ein Buch sollte man nicht nach seinem Einband beurteilen. Auch beim größten deutschen Literaturarchiv in freier Trägerschaft (Schillergesellschaft) verbergen sich die Schätze im Inneren. - Bild: Mussklprozz, Lizenz CC-BY SA 3.0

Im Deutschen Literaturarchiv Marbach findet vom 25. bis 27.11.2019 eine Tagung zum Thema „Übersetzernachlässe in globalen Archiven“ statt. Die 1955 an Friedrich Schillers Geburtsort Marbach am Neckar gegründete Einrichtung ist das größte deutsche Literaturarchiv in freier Trägerschaft. In direkter Nachbarschaft befinden sich das Schiller-Nationalmuseum und das Literaturmuseum der Moderne.

Weltliteratur als übersetzte Literatur – Das mag der Grundsatz einer transnationalen und globalen Perspektive auf Literatur sein, in der die Figur des Übersetzers als Nomade der Mehrsprachigkeit eine zentrale Rolle für die Literaturvermittlung spielt.

Das DLA Marbach verfügt über zahlreiche Übersetzernachlässe und Archivbestände, die unmittelbar mit Literaturübersetzung verbunden sind. Vor diesem Hintergrund nimmt die Tagung Materialien und Nachlässe von (vor allem literarischen) Übersetzerinnen und Übersetzern in den Blick und fragt nach ihrem Forschungswert.

Die Tagung ist als Doppeltagung konzipiert: Im Anschluss findet eine korrespondierende Tagung am Institut Mémoires de l’édition contemporaine (IMEC) in Caen statt. Für den 27. November ist eine gemeinsame Abendveranstaltung in Paris geplant.

Programm

Montag, 25. November 2019

  • Sandra Richter, Anna Kinder, Douglas Pompeu, Lydia Schmuck (Marbach): Bestandsaufnahme – Eine Theorie von Übersetzernachlässen

Sektion 1: Übersetzernachlässe als Wissenstransferquelle

  • Breon Mitchell, Bloomington: Übersetzernachlässe in der Lilly Library Indiana
  • Marie-Luise Knott, Berlin: Übersetzen – ein Sonderfall des Selbstschreibens? Warum wir Übersetzernachlässe brauchen
  • Artemis Alexiadou und Elisabeth Backes, Berlin: Sprachkontaktforschung und linguistische Übersetzungstheorien
  • B. Venkat Mani, Madison: Die Republik und das Lesepublikum – Übersetzungsinitiativen und der demokratische „Pact with Books“
  • Regina Toepfer und Peter Burschel, Braunschweig/Wolfenbüttel: Übersetzungen als kulturelle Nachlässe – Perspektiven der Übersetzungskulturen in der Frühen Neuzeit (1450-1800)

Dienstag, 26. November 2019

Sektion 2: Übersetzungstheorie-Felder

  • Anat Feinberg, Heidelberg: Der Nationaldichter Bialik übersetzt Schillers Wilhelm Tell ins Hebräische
  • Shuangzhi Li, Shanghai: Übersetzung chinesischer Gedichte bei Brecht und seinen Zeitgenossen
  • Márcio Seligmann-Silva, Campinas: Übersetzungstheorie – Übersetzung als postnationales/transnationales Denken
  • Albrecht Buschmann, Rostock: Die Leerstelle im Archiv – Vom Fehlen der Übersetzer in der Kulturgeschichte
  • Robert Zwarg, Marbach: Unübersetzbarkeit – Über die Karriere eines Konzepts

Am Abend: Lesung und Gespräch von/mit Mathias Enard, Barcelona

Sektion 3: Übersetzung und Digital Humanities

  • Uwe Mügge, Menlo Park: Terminologiemanagement bei der Übersetzung kreativer Marketingtexte
  • Holger Fock, Heidelberg: Übersetzungsprogramme und literarisches Übersetzen
  • Mario Gomes, Concepción: Der Übersetzer als Literaturmaschine
  • Andreas F. Kelletat, Mainz/Germersheim: Das Germersheimer Übersetzerlexikon: Konzeption und Perspektiven eines historischsammelbiographischen Forschungs- und Editionsprojekts

Mittwoch, 27. November 2019

Sektion 4: Fallstudien

  • Olaf Müller, Marburg: Dario Fo deutsch – Zum übersetzerischen Werk und zum Nachlass von Peter O. Chotjewitz
  • Helmut Galle, São Paulo: Jenny Klabin Segall als Faust-Übersetzerin in Brasilien
  • Lydia Schmuck, Marbach: Anneliese Botond als Übersetzerin lateinamerikanischer Literatur und französischer Theorie
  • Marcel Vejmelka, Mainz: Erich Arendt als „Nachdichter“
  • Douglas Pompeu, Marbach: Exil und Übersetzung bei Meyer-Clason, Erich Arendt und Marianne Jolowicz

Am Abend: Lesung und Gespräch von/mit Michi Strausfeld, Berlin/Barcelona: Gelbe Schmetterlinge und die Herren Diktatoren – Lateinamerika erzählt seine Geschichte

Sektion 5: Atelier

  • Anna Popova, Freiburg: Peter Urbans Übersetzung von Daniil Charms
  • Clément Fradin, Paris: Paul Celans übersetzerische Arbeit – Einblicke anhand seiner Bibliothek
  • Ian Ellison, Leeds: Auf der Suche nach der verlorenen Übersetzung – À la Recherche von Proust auf Deutsch
  • John Raimo, New York: Die Übersetzung und Übersetzer der tschechischen Literatur in der frühen Bundesrepublik
  • Roberta Colbertaldo, Frankfurt a. M.: Die Übersetzungen Carlo Emilio Gaddas durch Toni Kienlechner und Heinz Riedt

Abschlussdiskussion

Die Tagung wird von Robert-Bosch-Stiftung und der DVA-Stiftung finanziell unterstützt.

Weiterführender Link

[Text: DLA Marbach.]

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