Uni Osnabrück erforscht den kindlichen Spracherwerb – Interessierte Eltern gesucht

Uni Osnabrück
Prof. Dr. Simone Pika, Dr. Samuel Cosper, Dorothee Möllmann (Assistenz), Prof. Dr. Dominik Krinninger vom Institut für Erziehungswissenschaft und Universitätspräsidentin Prof. Dr. Susanne Menzel-Riedl (von links) vor dem Gebäude, in dem sich die Interaktionsinsel befindet. - Bild: Jens Raddatz

Auf welche Weise Babys bereits wenige Monate nach der Geburt die menschliche Sprache erlernen, ist Forschungsfrage der sogenannten Interaktionsinsel an der Universität Osnabrück. Unter Leitung der Kognitionsbiologin Prof. Dr. Simone Pika und gefördert durch einen European Research Counsel (ERC)-Consolidator-Grant der EU entstehen dort Studien zum Ursprung der Sprachentwicklung.

Wie genau die sprachliche Entwicklung von Kindern verläuft, ist im Detail immer noch nicht hinreichend erforscht. „Lange Zeit untersuchten Studien, wann und wie Kinder erste Gesten und Worte produzieren“, erklärt Prof. Pika. „Wir wollen nun erforschen, ob Grundelemente menschlicher Kommunikation nicht viel früher gelernt und in Interaktionen mit Eltern und anderen Kindern erprobt und geformt werden.“

Dr. Samuel Cosper, der neben Prof. Pika ebenfalls an dem Projekt beteiligt ist, ergänzt: „Dabei liegt der Fokus auf spielerischen und sprachlichen Interaktionen bei Kindern im Alter von 0 bis 7 Jahren.“

Ein Beispiel für die Studien, die dort entstehen, sind Untersuchungen zu spontanen Interaktionen zwischen Kindern und ihren Eltern, während zum Beispiel gemeinsam ein Holzturm gebaut wird.

Eine weitere Studie geht der Frage nach, ob Kinder verstehen, dass sprachliche Interaktionen bestimmte zeitliche Beziehungen beinhalten. „Wenn ich Dich etwas frage, warte ich vielleicht eine Minute auf deine Antwort, aber nicht eine Stunde“, lautet ein Versuchssatz.

Für die Studien kommen verschiedene Untersuchungsmethoden zum Einsatz. So filmen die Forscher kommunikative, spontane Interaktionen oder präsentieren kommunikative Interaktionen, wie kurze gesprochene Dialoge oder Interaktionen, Bilder oder Töne über Tablets.

Darüber hinaus können zum Beispiel die Blickbewegungen mittels des sogenannten Eye-tracking oder die Temperatur des Gesichtsfeldes erfasst werden. „Diese Methoden ermöglichen es uns, indirekt näheren Aufschluss über das Verständnis von Rollenwechseln bei Kindern zu erlangen“, erklärt Prof. Pika.

Aufgrund der Corona-Pandemie steht für die Wissenschaftler eine sichere Durchführung der Experimente für alle Beteiligten im Vordergrund. So erfolgen alle zukünftigen Studien basierend auf den höchsten Hygienestandards, die von der Universität vorher geprüft und genehmigt worden sind.

Die Interaktionsinsel ist Bestandteil des Instituts für Kognitionswissenschaft der Universität. Dr. Pika forscht und lehrt dort seit Anfang 2019 als Professorin für vergleichende Kognitionsbiologie. Die international renommierte Verhaltensbiologin untersucht vor allem die Entstehung und Entwicklung von Kommunikation und Kognition mit einem besonderen Blick auf der Gestik. Dabei liegt ihr Fokus auf Kleinkindern, Primaten und Rabenvögeln.

Der ERC vergibt seine Fördermittel in einem mehrstufigen Auswahlverfahren und erlaubt die Förderung einer im Vergleich zur Nachfrage sehr geringen Anzahl an Projekten. Diese werden mit hohen Summen gefördert und gelten innerhalb der Wissenschaft als eine hohe Reputation und Nachweis exzellenter Wissenschaft.

Dr. Oliver Schmidt, Universität Osnabrück