Frankfurter Buchmesse 2023: Wieder volles Programm im Übersetzungszentrum

Übersetzungszentrum Frankfurter Buchmesse 2022
Blick in das Übersetzungszentrum auf der Frankfurter Buchmesse 2022. - Bild: Marc Jacquemin / FBM

Das „Internationale Übersetzungszentrum“ ist 2023 auf der Frankfurter Buchmesse wieder die zentrale Anlaufstelle für alle Besucher, die sich für das Thema Übersetzen interessieren.

Dort bietet der Literaturübersetzerverband VdÜ in Kooperation mit zahlreichen Partnerorganisationen ein aus 27 Einzelveranstaltungen bestehendes Programm an, das kaum etwas zu wünschen übrig lässt.

In den Messejahren 2003 bis 2009 existierte schon einmal ein „Übersetzer-Zentrum“, das allerdings eingestellt werden musste, als sich das Auswärtige Amt aus der Förderung zurückzog. Nach zwölf mageren Jahren ohne einen speziell und ausschließlich für Übersetzer gedachten Stand ergab sich 2022 mit neuen Geldgebern die Möglichkeit für einen Neustart.

Das Übersetzungszentrum befindet sich 2023 in Halle 4.1, Standnummer F81.

Halle 4, Messegelände Frankfurt
Halle 4 liegt am zentralen Freigelände (Agora). – Bild: FBM
Übersetzungszentrum Frankfurter Buchmesse 2023
Lage des Übersetzungszentrums (rot) in Hallenebene 4.1, Stand F81. – Bild: FBM

Veranstaltungsprogramm Übersetzungszentrum

Mittwoch

  1. 11:00 – 11:30 Uhr: Übersetzen aus der Dose. Mit Andreas G. Förster, Heide Franck und André Hansen.
    Kann KI auch Literatur übersetzen? Das Projekt „Kollektive Intelligenz“ stellt seine Studienergebnisse vor. Was passiert mit einem Text, wenn die KI ihn übersetzt? Und welche Konsequenzen hat das für den Arbeitsprozess, fürs Urheberrecht, für die Rolle der Übersetzer? Die Leitung des Projekts stellt Erkenntnisse und Ergebnisse ihrer Feldstudie vor.
  2. 11:30 – 12:30 Uhr: KI und Übersetzung 1 – Cybersetzen und Maschinenliteratur: eine Diskussion. Kann KI auch Literatur übersetzen?
    Experten aus Buchbranche und Wissenschaft diskutieren über über mögliche und unmögliche Einsatzgebiete von Übersetzungsmaschinen. Wie würde sich ein systematischer Einsatz von KI bei Literaturübersetzungen auf den Buchmarkt auswirken – sowohl in sprachlicher als auch ökonomischer Hinsicht? Wie sieht der aktuelle Forschungsstand des Natural Language Processing zum Literaturübersetzen aus? Vier Experten diskutieren über Chancen und Einschränkungen von DeepL & Co.
  3. 13:00 – 14:00 Uhr: Verleihung der Übersetzerbarke 2023 an die TraLaLit-Gründer Freyja Melsted, Felix Pütter und Julia Rosche.
    Die von VdÜ ausgelobte Barke ist ein undotierter Preis in Form eines Originalkunstwerks und zeichnet Persönlichkeiten des literarischen Lebens aus, die für Literaturübersetzer Bedeutendes leisten. 2023 werden Freyja Melsted, Felix Pütter und Julia Rosche als Gründungsmitglieder von TraLaLit mit der Barke geehrt. Im Sommer 2018 lancierten sie dieses Online-Magazin für übersetzte Literatur, das sich als „große Experimentierplattform“ für Übersetzungskritik versteht. Mittlerweile ist das Team auf neun feste ehrenamtliche Mitglieder angewachsen. Diese sind Anna Pia Jordan-Bertinelli, Lisa Mensing, Susana Mogollón Guarín, Felix Pütter, Julia Rosche, Viktoria Wenker, Hanne Wiesner, Sula Textor, Theresa Rüger und vormals Freyja Melsted. Die drei Barken-Kunstwerke 2023 stammen vom Berliner Maler und Grafiker Kornelius Wilkens und nehmen auf quadratischen Leinwänden farbkräftig das Motiv der Barke auf. Die unabhängige Jury bestand aus Bettina Bach, Friederike von Criegern und Karin Uttendörfer.
  4. 14:30 – 15:30 Uhr: Übersetzer ins Licht rücken: Best-Practice-Modelle zur Sichtbarmachung von Übersetzern. Mit Lisa Kögeböhn, Karen Nölle, Katharina Schmidt und Judith Weber.
    Das Jahresthema der BücherFrauen 2023 lautet „Die im Dunklen sieht man nicht“. Dieses Podium zeigt verschiedene Wege auf, Übersetzer ins Licht zu rücken. Welche Möglichkeiten haben dafür die verschiedenen Akteure am Markt, nicht zuletzt die Übersetzer selbst? Was funktioniert gut, was lässt sich ausbauen? Die Kooperationsveranstaltung von Weltlesebühne, VdÜ und BücherFrauen gibt Raum zum Brainstorming von weiteren Ideen.
  5. 16:00 – 17:00 Uhr: Unvergessliche Romane. Deutsche und italienische Autorinnen neu entdecken. Mit Anna Leube und Marco Federici Solari.
    Diskussion zu Neuübersetzungen ins Italienische und Deutsche. Anna Maria Ortese und Dolores del Prato auf italienischer, Irmgard Keun und Anna Seghers auf deutscher Seite gehören zu den wichtigen literarischen Stimmen des 20. Jahrhunderts, die in Deutschland und Italien (wieder) zu entdecken sind. Aktuelle Neuübersetzungen ins Deutsche und Italienische lenken die Aufmerksamkeit wieder auf die Romane dieser vier großen Schriftstellerinnen. Anna Leube war Lektorin des Carl Hanser Verlags und ist Übersetzerin aus dem Englischen und Italienischen. Marco Federici Solari ist Übersetzer und Verleger. 2011 gründete er den Verlag L’Orma, der auf Übersetzungen aus dem Deutschen und Französischen spezialisiert ist. Mit Grußworten von Anne-Bitt Gerecke, Leiterin des Litrix-Programms des Goethe-Instituts, und Maria Carolina Foi (Italienisches Kulturinstitut Berlin).
Frankfurter Buchmesse
Das Freigelände der Frankfurter Buchmesse („Agora“) mit dem dominierenden Messeturm im Hintergrund. – Bild und Bildbearbeitung: Richard Schneider

Donnerstag

  1. 10:00 – 11:00 Uhr: Gläsern Übersetzen – KI und Literatur mit Heike Reissig.
    Beim Gläsernen Übersetzen kann das Lesepublikum Übersetzern bei der Arbeit zusehen, nachhaken und mitmachen. Diesmal geht es um Künstliche Intelligenz. Heike Reissig wird der Frage nachgehen, ob Maschinen tatsächlich so gut übersetzen können, wie häufig behauptet wird. Reissig lebt in Köln und überträgt seit 2004 Kunst-Essays und seit 2011 Sachtexte und Belletristik aus dem Englischen und Französischen, u. a. von Lauren Weisberger, Charlie Lovett, Maria Popova, Mary Beth Keane und Dizz Tate.
  2. 11:30 – 12:30 Uhr: dekoder-Special: Journalismus übersetzen – zwischen Kultur, Politik und Ästhetik.
    Was tun wir eigentlich, wenn wir Medientexte übersetzen – und das auch noch im Krieg? Ein Online-Kompendium in drei Sprachen mit Beiträgen zum Übersetzen im Journalismus. „Mache ich etwas anders, wenn ich journalistische Texte übersetze, und wenn ja, was?“ Das fragten wir uns am Anfang unseres Neustart-Kultur-Projekts zum journalistischen Übersetzen. Wir, das sind Übersetzer, die für Onlineplattform dekoder.org Medientexte aus dem Russischen ins Deutsche übersetzen. Am Ende des Projekts stand eine Online-Publikation, in der sich die Übersetzer jeweils Themen gewidmet hatten, die Ihnen bei Ihrer Arbeit am Herzen liegen. Drei der Mitwirkenden stellen die Publikation vor und stellen die Frage nach dem Übersetzen im Krieg.
  3. 13:00 – 14:00 Uhr: Übersetzung als Resonanzraum für Schwarze Stimmen. Diskussion mit Aminata Cissé Schleicher (literarische Übersetzerin) und Hadija Haruna-Oelker (Journalistin und Buchautorin), moderiert von Elisa Diallo.
    Der kreative Akt der Literaturübersetzung bietet die Chance, Schwarze, ‚afrikanische‘ bzw. afro-diasporische Positionen und Erfahrungen bewusst und zugänglich zu machen. An Beispielen wie der Anthologie Neue Töchter Afrikas und Amanda Gormans Gedicht The Hill We Climb sprechen die Podiumsteilnehmer über den komplexen Sprach- und Wissenstransfer, den eine Übertragung aus historischen, kolonialrassistischen und heterogenen kulturellen Kontexten und Ausgangssprachen erfordert. Eine Veranstaltung von stimmen afrikas und Litprom e.V. Gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft Nordrhein-Westfalen und die Kunststiftung NRW.
  4. 14:30 – 15:30 Uhr: Rücksichten, Vorsichten: Vom Umgang mit der Fremde. Ein Gespräch mit Sebastian Guggolz, Kristina Maidt-Zinke und Gesine Schröder.
    Wie gehen wir beim Übersetzen von Büchern mit der kulturellen und historischen Andersartigkeit um? An Büchern in fremden Sprachen ist mehr als nur die Sprache fremd. Wie gehen wir um mit ihrer kulturellen, oft auch historischen Andersartigkeit, wenn wir sie ins Deutsche bringen? Wieviel Rücksicht nehmen wir auf hiesiges Weltempfinden und jeweils heutige Empfindlichkeiten? Eine Übersetzerin, eine Kritikerin und ein Verleger diskutieren über die Relevanz und Relativität von Gegenwart als Maßstab. Eine Veranstaltung des Deutschen Übersetzerfonds.
  5. 16:00 – 17:00 Uhr: Zwischen Fachwissen und Sprachkunst: Herausforderungen beim Übersetzen von Sachliteratur. Mit Andreas Jandl, Christine Ammann, Cornelius Hartz und Anne Emmert.
    Wenn es um die Übersetzung literarischer Texte geht, steht die Sachliteratur allzu oft im Schatten der Belletristik. Doch auch Sachbücher sind Literatur – und stellen Übersetzer vor eigene Herausforderungen. Bei Preisverleihungen und Förderung werden Übersetzer von Sachbüchern kaum berücksichtigt. Aber ist es wirklich einfacher, ein Sachbuch zu übersetzen als einen Roman? Nein, denn Sachliteratur bietet ihre ganz eigenen Fallstricke, von komplexen Sachverhalten, die sich hinter vereinfachenden Formulierungen verstecken, über bestimmte Tonlagen und Stilfiguren bis hin zu Anspielungen, Andeutungen und Zitaten. Und auch hier stellt sich die Frage: Wie gehen Übersetzer mit gendergerechter und diskriminierungssensibler Sprache um, und welche Rolle spielen CAT-Tools und KI?
  6. 17:30 – 18:30 Uhr: Who is afraid of Goran Vojnović? Diskussion auf Englisch zu Schimpfwörtern in slowenischen Texten mit Autor Goran Vojnović und Übersetzerin Anita Peti-Stantić.
    The Slovenian language knows no proper swear-words, we use mixed language which reflect mixed origins. For swear-words people in Slovenia use expressions from English and mostly from the Croatian or Serbian. Especially if their parents moved to Slovenia from one of the former Yugoslav republics. There exist a vivid mixture between Slovenian and these languages, which is widely spoken, but up until Goran Vojnović never used as a literary language. For his first novel, written in this mixed language which reflect mixed origins, he received the reward for the best novel of the year. This novel was translated into many languages and posed quite some challenge. How to call čefurji in other languages and how to swear? When this novel was translated to Croatian or to Serbian its language felt quite familiar to the readers. But when translated into Russian and Arabic, the text was censored for being too obscene. Event by Slovenia, Guest of Honour 2023.
Übersetzerin liest "Übersetzen"
Bild: FBM

Freitag

  1. 10:00 – 11:00 Uhr: Groove is in the art. Die magische – und musikalische – Beziehung zwischen Übersetzen und Schreiben mit Tim Mohr und Autorin Stefanie de Velasco (auf Englisch).
    Als Tim Mohr Stefanie de Velascos erfolgreichen Debütroman Tigermilch aus dem Deutschen ins Englische übersetzte, veränderte sich das Schriftstellerleben der beiden. Ein Gespräch über das Arbeiten zwischen Sprachen und das Zusammenspiel zwischen ihrer Übersetzungs- und Schriftstellertätigkeit.
  2. 11:30 – 12:30 Uhr: Übersetzung und Vermittlung chinesischer Literatur in Deutschland. Mit Dr. Marc Hermann und Karin Betz.
    Was kann ein Übersetzer tun, um der deutschen Leserschaft die Vielfalt der Literatur Chinas näherzubringen? Der chinesische Buchmarkt hat viel zu bieten, dennoch haben es Übersetzungen aus dem Chinesischen nicht immer leicht, neue Leser zu finden. Was kann ein Übersetzer tun, um der deutschen Leserschaft die Vielfalt der Literatur Chinas näherzubringen? Vor welchen Herausforderungen steht er? Diese und andere spannende Fragen diskutieren die Übersetzer Karin Betz und Marc Hermann, moderiert von Dr. Jing Bartz im Internationalen Übersetzungszentrum der Frankfurter Buchmesse.
  3. 13:00 – 14:00 Uhr: Macht – Sprache – Politik 1. Arabische Staaten, China, Iran, Lateinamerika. Diskussion mit Larissa Bender, Jutta Himmelreich, Karin Betz und Michael Kegler.
    Sprachpolitik, Machtstrukturen und politische Entscheidungen beim Übersetzen, Verlegen und in der Rezeption von Literatur aus Ländern mit autokratischen Strukturen. Ist Übersetzen politisch? Die Lesererwartungen an Literatur aus Ländern, die als peripher wahrgenommen werden, obwohl sie das weder sprachlich noch geographisch sind, sind häufig von klischeehaften Exotismen geprägt, die im Grunde eine Fortschreibung des kolonialistischen Blicks sind. Wie kann Übersetzung dem entgegenwirken? Und wie positionieren sich Übersetzer im Spannungsfeld von Literaturen, die in ihren Heimatländern der (Selbst-)Zensur unterliegen und dem Wunsch, dass die literarische Produktion der von ihnen übersetzten Autoren nicht immerzu an politischen Maßstäben gemessen werde? Belasten politische Verhältnisse das Verhältnis zwischen Übersetzern und ihren Autoren? Sollte man nur noch Exilautoren übersetzen? Diesen und weiteren spannenden Fragen widmet sich das Podium mit vier Übersetzern, die eine große Bandbreite an übersetzen Sprachen mitbringen.
  4. 14:30 – 15:30 Uhr: Macht – Sprache – Politik 2. Russland, Ukraine, Belarus. Diskussion zur Bedeutung der Übersetzung in Kriegszeiten mit Christiane Körner, Claudia Dathe, Olga Radetzkaja und Thomas Weiler.
    Ist das noch dieselbe Sprache? Übersetzen unter den Bedingungen von Angriffskrieg und Diktatur. Im Sommer 2020 wurde die gewaltfreie Protestbewegung in Belarus brutal unterdrückt, im Februar 2022 überfiel Russland die gesamte Ukraine mit einem barbarischen Krieg, der von einer menschenverachtenden Propaganda begleitet wird. Was macht der Krieg mit der Sprache, was vermag die Sprache im Krieg? Wie übersetzt man Literatur unter den Bedingungen von Zensur und Repression im Land der Ausgangssprache? Wie wirken sich Sanktionen auf die Arbeitsbedingungen von Übersetzern aus, was bedeuten Forderungen nach einem Kultur-Boykott? Drei Übersetzer diskutieren über die Verschiebung von Perspektiven, Begriffen und Akzenten in ihrer Tätigkeit und über die Bedeutung der Übersetzung in Zeiten von Krieg und Totalitarismus.
  5. 16:00 – 17:00 Uhr: KI und Übersetzung 2 – praktische Erfahrungen mit DeepL, ChatGPT, MTPE & Co. Mit Ricarda Essrich, Cornelius Hartz und Manfred Schmitz.
    Welche Auswirkungen haben die neuen KI-basierten Hilfsmittel auf die Zukunft des Übersetzerberufs? Neue Perspektiven aus Praxis und Forschung. Sind KI- und KNN-basierte Programme und Webseiten bei der täglichen Arbeit wirklich eine Hilfe? Schon jetzt berichten Übersetzer, dass Auftraggeber versuchen, die ohnehin schon knappen Honorare noch weiter zu kürzen, weil angeblich die Maschine die halbe Arbeit erledigt. Aber stimmt das überhaupt, oder sind die vermeintlichen Hilfsmittel vielleicht sogar eher Hindernisse? Wobei genau können DeepL, Google Translate oder ChatGPT Übersetzer unterstützen – und wo stehen sie ihnen eher im Weg?
  6. 17:30 – 18:30 Uhr: More than one pathway? Diskussion zur Übersetzung zeitgenössischer Literatur aus dem Balkan mit Erica Johnson Debeljak, Elvira Veselinović und Miguel Roán.
    Contemporary Balkan literatures in translation. The panel looks at recent successes in literary translations from the languages of the Balkans and discusses how a book from a less-translated language gets to its international readers, who actually makes the choices and what is the role of translators in the process. Based on the findings and discussion topics raised by Mapping of Translated Literatures from the Western Balkans issued by Next Page Foundation and partners. The panel is followed by a reception with a glass of wine. Event by Next Page Foundation in the framework of the Balkan Translations Collider project co-funded by the Creative Europe programme of the European Union and the National Culture Fund, Bulgaria.
Gläserner Übersetzer Klaus Jöken
Veranstaltungsformat „Gläserner Übersetzer“: Hier überträgt Klaus Jöken im Gespräch mit interessierten Zuschauern ein Lucky-Luke-Album aus dem Französischen ins Deutsche (Frankfurter Buchmesse 2008). – Bild: Richard Schneider

Samstag

  1. 10:00 – 11:00 Uhr: Übersetzerblick: Die ukrainischen 1920er Jahre in Text, Essay, Clip. Mit Claudia Dathe, Jutta Lindekugel und Sofiya Onufriv.
    Die 1920er Jahre waren in der ukrainischen Literatur geprägt von einem ästhetischen und gesellschaftlichen Aufbruch: Junge, revolutionäre Autoren begannen zu schreiben, neue Zeitschriften wurden gegründet, spektakuläre Auftritte veranstaltet. Die Veranstaltung eröffnet den Blick auf diese spannende Zeit und deren Autoren aus der Perspektive der Übersetzerinnen Jutta Lindekugel und Sofiya Onufriv vom Verein translit e.V. Sie zeigen, wie sie sich hierzulande unbekannten Autoren wie Jurij Klen, Sofia Yablonska und Arkadij Ljubtschenko angenähert, welche Perspektiven sie auf die Autoren entwickelt und in die Übersetzung eingesetzt haben, und präsentieren Beispiele der entstandenen Videoclips, Essays und Übersetzungen.
  2. 11:30 – 12:30 Uhr: Fantasy-Bücher übersetzen: Wie geht das? Und was sind dabei die Schwierigkeiten? Diskussion mit Heide Franck, Andreas Helweg und Karen Nölle.
    Diskussionsrunde mit den Übersetzern Heide Franck (Babel, The Atlas Six), Andreas Helweg (Game of Thrones, Die Shannara-Chroniken) und Karen Nölle (Ursula K. Le Guin). Viele tolle Fantasy-Bücher sind Übersetzungen. Und nirgendwo wird über Übersetzungen so scharf diskutiert wie in Fangemeinden beliebter Fantasy-Reihen. Doch was sind eigentlich die Schwierigkeiten beim Übersetzen von Fantasy? Und unter welchen Bedingungen entstehen die neuesten Fantasy-Übersetzungen?
  3. 13:00 – 14:00 Uhr: Literaturübersetzen studieren in Düsseldorf. Dozentin Prof. Dr. Vera Gerling, Student Swen Lasse Awe und Studentin Julia Braun bieten Einblicke in Inhalte, Ablauf und Projekte des Masterstudiengangs.
    Literaturübersetzen kann man studieren – zum Beispiel in Düsseldorf mit den Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch. Der Masterstudiengang der Heinrich-Heine-Universität bietet literatur- und sprachwissenschaftliche Seminare zu Kulturtransfer und Übersetzungstheorien, Übersetzungsseminare mit Berufsübersetzern, Praxisworkshops am Europäischen Übersetzerkollegium in Straelen und zahlreiche Projekte. Seminare zur Berufskunde geben Einblick in die Herausforderungen des beruflichen Alltags. Durch Übersetzungs- und Publikationsprojekte können die Studierenden Erfahrung sammeln und wichtige Kontakte knüpfen. Viele der Absolventen werden tatsächlich Literaturübersetzer, aber es eröffnen sich auch zahlreiche andere berufliche Perspektiven, z. B. in Verlagen. Bei der Veranstaltung werden sowohl die Abläufe und Inhalte des Studiums vorgestellt sowie Praxisprojekte präsentiert. Dozenten und Studierende berichten aus ihrer Perspektive darüber und stehen im Anschluss auch für Fragen bereit.
  4. 14:30 – 15:30 Uhr: KI in der audiovisuellen Übersetzung: Chancen und Gefahren bei Untertitelung, Synchron und Voiceover. Diskussion mit Bettina Arlt, Dr. Alexander Schwarz, Angela Starkmann und Anne Wanders.
    Kann KI den Menschen bei der audiovisuellen Übersetzung ersetzen? Wie wirkt sich MTPE (Machine Translation und Post-Editing) auf die Arbeit von Übersetzern und deren Produkte aus? KI kann bei der audiovisuellen Übersetzung ein nützlicher Helfer sein. Sie stellt aber auch eine Gefahr dar. Allzu leicht wird dem Trugschluss verfallen, mit KI ginge alles schneller und vor allem billiger. Dabei setzen Agenturen und Studios vermehrt auf MTPE (Maschinenübersetzung und Post-Editing). Das degradiert die Übersetzer zu schlecht bezahlten Lektoren und beschleunigt noch die Preis-Abwärtsspirale, die schon seit langem in der Branche zu beobachten ist. In dem Panel sprechen wir über Tools, die die Arbeit der audiovisuellen Übersetzer erleichtern, ohne sie ihrer Kernkompetenz zu berauben. Und wir diskutieren über die Grenzen von KI und warum diese den Menschen nicht ersetzen kann.
  5. 16:00 – 17:00 Uhr: Literatur für alle? Gedanken zu Literatur in Leichter und Einfacher Sprache. Diskussion mit Dorothea Traupe, Anne Leichtfuß, Inga Schiffler, Jona Neugebauer und Hauke Hückstädt.
    Alle Menschen mögen Geschichten und viele Bücher behandeln die großen und wichtigen Fragen des Lebens. Was braucht es, damit möglichst viele Menschen daran teilhaben können? Die UN-Behindertenrechtskonvention verankert das Recht auf kulturelle Teilhabe für alle Menschen. Das ist grundlegende Voraussetzung für gesellschaftliche Partizipation, demokratische Mitgestaltung und Zugang zu Freude an Literatur und Kultur. Literatur hat viel mit Empathie und Perspektivwechsel zu tun – ein Kennenlernen anderer Sichtweisen auf die Welt. Wenn wir lesen und uns darüber austauschen, verständigen wir uns auch darüber: Wer sind wir und wie wollen wir zusammenleben? Was braucht es also für eine Demokratisierung der Literatur und für Leselust ohne pädagogischen Zeigefinger? Welche Rolle kann Literatur in Leichter und Einfacher Sprache dabei spielen? Die Veranstaltung wird von VdÜ und BDÜ sowie der Fokusgruppe Barrierefreiheit der Frankfurter Buchmesse GmbH unterstützt.
  6. 17:30 – 18:30 Uhr: Originale und ihre deutschen Übersetzungen von gestern und heute. Eine dramatische Lesung. Mit Henning Bochert, Yvonne Griesel, Andreas Rüttenauer und Naemi Schmidt-Lauber.
    Drama Panorama präsentiert Yvonne Griesels Lesung aus und von kanonisierten Übersetzungen von Werken von Shakespeare, Molière und Tschechow. Viele Originale machen in ihren Übersetzungen eine Reise durch die Jahrhunderte. Die Wandlungen, die das Original im Kleid seiner Übersetzungen durchlebt, werden in einer szenischen Lesung zu Gehör gebracht. Sie kennen sicher alle Shakespeare, Tschechow, Molière, aber kennen Sie sie wirklich? Vielleicht lesen Sie eigentlich eher Schlegel-Tieck, von Baudissin, Urban, Krais oder Buhss? In dieser Lesung können Sie die Leistungen der Theaterübersetzer selbst beurteilen. Lassen Sie sich verunsichern!
Dolmetscher, Frankfurter Buchmesse
Auf der Frankfurter Buchmesse finden mehrere Tausend Einzelveranstaltungen statt, von denen viele nur mit Hilfe von Dolmetschern durchgeführt werden können. – Bild: Peter Hirth / FBM (2010)

Sonntag

  1. 10:00 – 11:00 Uhr: Gläsern Übersetzen – Theater mit Henning Bochert. Henning Bochert stellt seine Arbeit am Theaterstück Waterside von Joshua Alabi vor.
    Beim Gläsernen Übersetzen schaut man den Übersetzer:innen in die Küche, kann live bei der Arbeit dabei sein, Fragen stellen, mitmachen. Heute auf der Bühne: Drama. Der Übersetzer Henning Bochert stellt seine Arbeit am Theaterstück Waterside von Joshua Alabi vor, in dem die Brüder Osarume und Oghenovo im Nigerdelta den Hergang einer prägenden Tragödie nachvollziehen. Bochert lebt in Berlin und übersetzt Theater (z. B. Özlem Dündar, Dawn King, Eve Leigh), Prosa (z. B. Susan Glaspell) und Sachtexte zwischen Englisch und Deutsch.
  2. 11:30 – 12:30 Uhr: KI und Übersetzung 3 – Über den Umgang mit Sprache in Zeiten von künstlicher Intelligenz. Diskussion mit Bettina Sund, Barbara Cassin, Peggy Rolland und Prof. Josef van Genabith.
    Das Diskussionspanel im Rahmen des Projekts „Penser en langues ‒ In Sprachen denken“ widmet sich Fragestellungen zur gesellschaftlichen Rolle und Funktion von Sprache in Zeiten künstlicher Intelligenz. Mit dem Erfolg von Google Translate, DeepL oder ChatGPT sind KI-basierte Übersetzungstools im Alltag angekommen. Das verändert den Umgang mit Sprache und ihre gesellschaftliche Rolle. Welchen Einfluss hat KI auf sprachliche Transformationsprozesse und wie wirkt sich das wiederum auf das Übersetzen aus? Wie verändert sich Autorenschaft, wenn Texte und Übersetzungen vermehrt von Maschinen erstellt werden? Welche Bedeutungen entstehen beim Einsatz von KI bei der interkulturellen Übertragung von geistes- und sozialwissenschaftlichen Begriffen? In einem hochkarätig besetzten Panel diskutieren diese Fragen Barbara Cassin, Josef van Genabith, Peggy Rolland und Bettina Sund (Moderation). Die Veranstaltung wird im Rahmen des Projekts „Penser en langues – In Sprachen denken“ organisiert, das sich dem Übersetzen im geistes- und sozialwissenschaftlichen Bereich widmet. In Kooperation mit dem VdÜ, gefördert vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) aus Mitteln des Auswärtiges Amtes (AA) sowie dem Institut franco-allemand de sciences historiques et sociales (IFRA-SHS) / Institut français Frankfurt. Sprachen der Veranstaltung: Deutsch und Französisch.
  3. 13:00 – 14:00 Uhr: Prix Premiere: Diaty Diallo und ihre Übersetzerinnen im Gespräch über Zwei Sekunden brennende Luft. Mit Nouria Behloul und Lena Müller.
    Entdecken Sie die 4. Ausgabe des Premiere-Preises zur Würdigung französischsprachiger Autoren und ihrer Übersetzer, die zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt werden. Ein Gespräch mit Diaty Diallo und ihren Übersetzerinnen Nouria Behloul und Lena Müller über Zwei Sekunden brennende Luft.
    Ein Tag im Juli, die Luft steht vor Hitze. Am Abend hängen die einen noch auf der Betonplatte ab, während die anderen schon feiern. Ein klassischer Sommerabend, bevor plötzlich die Luft vernebelt wird, die Geräusche verschwimmen, Augen brennen und Tränen fließen. Ein wahres Chaos. Es kommt, wie es kommen musste: Festnahmen, Polizeigewahrsam. Und Samy, einer von ihnen, wird von der Polizei erschossen. Ein Tropfen, ein Ozean – zu viel.
    „Diallos Zorn, ihre Liebe zu den Charakteren, sie prägen diesen Roman. Eine fulminante Gegenerzählung zum Klischee der frustrierten Vorstadtjugend.“ Claudia Kuhland in ttt (titel, thesen, temperamente, 20.8.2023). Unterstützt durch den Deutschen Übersetzerfonds. Die Veranstaltung wird in Gebärdensprache verdolmetscht.
  4. 14:30 – 15:30 Uhr: Das Unaussprechliche aussprechen. Der sudanesische Autor Abdelaziz Baraka Sakin und sein Übersetzer Günther Orth im Austausch.
    Wie schreibt man über Krieg und das entsetzliche Leid, das Menschen in Bürgerkriegen widerfährt? Und wie findet man eine literarische Form für etwas, das die Vorstellungskraft von Außenstehenden übersteigt? Auch an Übersetzer stellen solche Texte große Anforderungen, da ein besonderes Feingefühl notwendig ist. Geht es doch darum, den Opfern von Bürgerkriegen Respekt und Empathie entgegenzubringen. Abdelaziz Baraka Sakin verarbeitet in dem Roman „Der Messias von Darfur“ seine Beobachtungen im Darfur-Krieg, den er als Mitarbeiter von UNICEF und PLAN International miterlebt hat. Autor und Übersetzer sprechen über diese Aspekte mit der freien Kulturkorrespondentin Cornelia Wegerhoff. Mit Simultanübersetzung Deutsch/Arabisch.
Frankfurter Buchmesse 2023, Ehrengast Slowenien
Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2023 ist Slowenien. Danach folgen 2024 Italien, 2025 die Philippinen und 2026 Tschechien. – Bild: FBM

Richard Schneider