Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer gab am 20. Dezember 2023 die Preisträger des Österreichischen Staatspreises für literarische Übersetzung 2023 bekannt.
Der Preis für die Übersetzung ins Deutsche geht an den österreichisch-tschechischen Übersetzer Ondřej Cikán. Den Preis für die Übersetzung österreichischer Literatur in eine Fremdsprache erhält das belgische Übersetzer-Duo Kris Lauwerys und Isabelle Schoepen. Die Verleihung der mit jeweils 10.000 Euro dotierten Staatspreise wird am 30. Juni 2024 im Literaturhaus Wien über die Bühne gehen.
Darüber hinaus wurden weiteren in- und ausländischen Übersetzern für besonders gelungene Übersetzungen zeitgenössischer Literatur 58 Übersetzungsprämien in einer Gesamthöhe von 87.900 Euro zugesprochen.
Staatssekretärin Mayer gratulierte den Preisträgern herzlich und verwies auf die Unverzichtbarkeit des Metiers:
Übersetzen ist nicht bloß das Übertragen eines Textes in eine Fremdsprache. Mit ihrer Tätigkeit sorgen Übersetzerinnen und Übersetzer für einen bereichernden Sprach- und Kulturtransfer und übernehmen dabei seit jeher eine brückenbauende Aufgabe.
Man mag es als selbstverständlich erachten, Marcel Proust auf Deutsch, Peter Handke auf Japanisch oder Ingeborg Bachmann auf Schwedisch lesen zu können – es sollte uns jedoch bewusst sein, dass hinter dieser Selbstverständlichkeit eine hohe Sprach- und Kulturkompetenz steckt und man beim Lesen eines übersetzten Romans in Wahrheit zwei Stimmen liest.
Wir alle sind auf die komplexe und schöne Kunst der literarischen Übersetzungen angewiesen. Umso wichtiger ist es, diese zu würdigen.
Ondřej Cikán lebt seit seinem sechsten Lebensjahr in Wien
Ondřej Cikán wurde 1985 in Prag geboren. Schon seit 1991 lebt er in Wien, wo er als Autor, Übersetzer, klassischer Philologe, Filmregisseur und Verleger tätig ist.
Er übersetzt aus einer breiten Palette an Ausgangssprachen (Tschechisch, Altgriechisch, Latein) ins Deutsche und aus mehreren Sprachen (u. a. Deutsch, Altgriechisch, Französisch) ins Tschechische. Aus seiner Feder stammen Übersetzungen von Karel Čapek, Zuzana Lazarová, Josef Váchal, Karel Hynek Mácha oder J. H. Krchovský.
Die Jury hob insbesondere Cikáns Übersetzungsstil hervor, der selbst bei den komplexen Originaltexten von besonderer Sprachgewandtheit zeugt. Außerdem wurde auf seine Fähigkeit hingewiesen, auf beständig souveräne Art und Weise Übersetzungen aus verschiedensten Textgenres – von Romanen über experimentelle Novellen bis hin zu moderner Lyrik – zu meistern.
Lauwerys/Schoepen eingespieltes Duo für Übersetzungen ins Niederländische
Kris Lauwerys, geboren 1972, und Isabelle Schoepen, Jahrgang 1974, widmen sich seit mehreren Jahren als Duo der Übersetzung deutschsprachiger und französischer Literatur ins Niederländische. Zu den von ihnen übersetzten Autoren zählen u. a. Gregor von Rezzori, Milena Michiko Flašar, Valerie Fritsch, Teresa Präauer, Friedrich Torberg und Stefan Zweig.
Ihre Entscheidung begründete die Jury mit dem kontinuierlichen Einsatz von Lauwerys und Schoepen bei der Übersetzung höchst unterschiedlicher Werke der österreichischen Literatur und deren großem sprachlichen Feingefühl. Sie würden den Ton ihrer Vorlage präzise treffen und mit der richtigen Mischung von Nähe und Distanz zum Original in die Zielsprache übertragen.
Staatspreis wird jährlich vergeben
Der Staatspreis für literarische Übersetzung wird jährlich vom österreichischen Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport vergeben. Dem Übersetzungsbeirat gehören Mag. Ute Eisinger, Mag. Werner Richter, DDr. Michael Rössner, Dr. Velizar Sadovski und Dr. Monica Wenusch an.
PM BMKÖS