Ingrid Piller wechselt von Sydney nach Hamburg auf Alexander-von-Humboldt-Professur

Ingrid Piller
Ingrid Piller - Bild: Macquarie University

Die Universität Hamburg hat den Zuschlag für eine Alexander-von-Humboldt-Professur erhalten. Der renommierte Forschungspreis der Alexander-von-Humboldt-Stiftung in Höhe von 3,5 Mio. Euro geht an die Soziolinguistin Prof. Dr. Ingrid Piller, die über ihre Website „Language on the Move“ und Twitter/X einer breiteren Fachöffentlichkeit bekannt ist.

Die Professorin für Angewandte Sprachwissenschaft an der Macquarie University im australischen Sydney wird ab 2025 das 2021 gegründete Forschungszentrum „Literacy in Diversity Settings (LiDS)“ in Hamburg leiten.

Das LiDS an der Fakultät für Erziehungswissenschaft soll zu einem interdisziplinären und fakultätsübergreifenden Forschungszentrum ausgebaut werden und wird Nucleus der Profilinitiative „Sprachenvielfalt“ an der Universität Hamburg. Die Hochschule will damit ihren Schwerpunkt im Bereich „Linguistic Diversity“ weiter verstärken.

Mehrsprachigkeit im Kontext von Migration und Globalisierung

Forschungsschwerpunkte von Piller sind interkulturelle Kommunikation, Spracherwerb und Mehrsprachigkeit im Kontext von Migration und Globalisierung. Sie ist aktuell an der Macquarie University „Distinguished“ Professorin – eine Auszeichnung, die Forschern verliehen wird, die weltweit zu den Besten auf ihrem Gebiet zählen.

2018 erhielt sie den mit 250.000 Euro dotierten Anneliese-Maier-Forschungspreis der Alexander-von-Humboldt-Stiftung und war bereits für mehrere Forschungsaufenthalte und auch als Gastprofessorin an der Universität Hamburg tätig.

Piller war in Australien auch Direktorin des Adult Migrant English Program Research Centre. Davor wirkte sie u. a. in den USA, der Schweiz und Deutschland. Ihre Promotion schloss sie 1995 in Dresden ab. Sie ist gewähltes Mitglied der Australian Academy of the Humanities und erhielt 2018 den Anneliese-Maier-Forschungspreis der Humboldt-Stiftung.

„Erfolg für die Exzellenzuniversität Hamburg“

Prof. Dr. Hauke Heekeren, Präsident der Universität Hamburg, freut sich über den Neuzugang:

Das ist wirklich grandios und ein großer, internationaler Erfolg für die Exzellenzuniversität Hamburg und die Fakultät für Erziehungswissenschaft. Prof. Ingrid Piller ist eine herausragende Wissenschaftlerin und die Alexander-von-Humboldt-Professur eine der renommiertesten Auszeichnungen im deutschen Wissenschaftsbetrieb.

Sie hat in ihrer Forschung kontinuierlich neue methodische Ansätze entwickelt und zu Paradigmenwechseln im Bereich der Mehrsprachigkeit beigetragen. Mit ihrem Team wird Piller unsere Profilinitiative „Sprachvielfalt“ um neue internationale Dimensionen bereichern.

Stiftung lockt mit hoch dotierten Professuren Forscher nach Deutschland

Die Alexander-von-Humboldt-Professuren werden von der Alexander-von-Humboldt-Stiftung vergeben. Die Stiftung zeichnet damit weltweit führende, im Ausland tätige Forscher aller Disziplinen aus, die von den Hochschulen für die Ehrung vorgeschlagen werden.

Zur Auswahl von Piller schreibt die Stiftung:

Ingrid Piller hat die angewandten Sprachwissenschaften nachhaltig geprägt. Ihre Forschung zu sprachlicher Diversität und interkultureller Kommunikation strahlt weit über ihr Fachgebiet hinaus und beeinflusst Disziplinen wie Soziologie, Geschichte und Erziehungswissenschaft.

Sprache und Demokratie stehen in einem engen Verhältnis. Wer sich in einer Gesellschaft sprachlich nicht repräsentiert fühlt, verliert das Bedürfnis, sich für sie einzusetzen. Die Sprachwissenschaftlerin Ingrid Piller interessiert sich besonders für die Wechselwirkungen zwischen Sprache, Kultur und Gesellschaft.

Sie untersucht, wie sprachliche Praktiken die Teilhabe und Integration in multikulturellen Gemeinschaften beeinflussen. Außerdem erforscht sie, wie Menschen verschiedene Sprachen nutzen, um ihre Identität auszudrücken und sich in verschiedenen sozialen Umgebungen zu positionieren.

Ingrid Piller hat auch die Auswirkungen von Sprache auf Bildungserfolg und soziale Mobilität untersucht, vor allem im Zusammenhang mit Minderheitengruppen und Migranten. Dabei stellt sie die soziale Dimension in den Vordergrund und befasst sich auch mit der Kommunikation – beispielsweise von behördlicher Seite – mit Migranten. Piller setzt sich aktiv für die Anerkennung und Förderung von sprachlicher Vielfalt ein und engagiert sich für die Entwicklung von inklusiven Sprachpolitiken und -praktiken.

In einzigartiger Weise kombiniert sie Theorieentwicklung und datenbezogene Forschung und zeigt Wege auf, wie Bildungswissenschaften und Linguistik gesellschaftlich vernetzt agieren können.

Den Hochschulen selbst eröffnet der Preis die Chance, internationalen Spitzenkräften konkurrenzfähige Rahmenbedingungen und eine langfristige Perspektive für die Arbeit in Deutschland zu bieten sowie das Profil der Hochschule zu schärfen.

Weiterführender Link

  • Einblicke in die Forschung von Prof. Piller gibt das von ihr mitgegründete Soziolinguistik-Portal Language on the Move.

red