Jiddisch – Geschichte und Kultur einer Weltsprache

Jiddisch - Geschichte und Kultur einer Weltsprache
Bild: C. H. Beck

Die jiddische Sprache mit ihren deutschen, hebräischen und slawischen Bestandteilen ist ein faszinierendes Spiegelbild der langen Geschichte und Kultur der Juden in Europa. Das kleine Standardwerk Jiddisch – Geschichte und Kultur einer Weltsprache beschreibt die Geschichte des Jiddischen von den ältesten mittelalterlichen Texten über die jiddischen Kulturen Osteuropas bis hin zu den großen jiddischen Romanen des 19. und 20. Jahrhunderts, zur Schoah und zum heutigen Jiddisch in den USA und Israel.

Das Buch bietet einen einzigartigen Überblick über die Geschichte des Jiddischen von den ältesten mittelalterlichen Texten über die jiddischen Kulturen Osteuropas bis hin zu den großen jiddischen Romanen des 19. und 20. Jahrhunderts, zur Schoah und zum heutigen Jiddisch in den USA und Isreal.

Dabei geht es weit über eine reine Sprachgeschichte hinaus, denn die jiddische Sprache mit ihren deutschen, hebräischen und slawischen Bestandteilen ist ein faszinierendes Spiegelbild jüdischer Kultur und Geschichte: Wanderungen von Juden nach Osteuropa oder in die USA, Begegnungen mit anderen Sprachen und Kulturen sowie innerjüdische Entwicklungen haben im Jiddischen ihren Niederschlag gefunden und verschiedene kulturelle Strömungen entstehen lassen.

Das Jiddische dient gleichermaßen als Sprache der Tradition und Religion wie als Sprache der Avantgarde und Moderne.

Seit dem 19. Jahrhundert entwickelte sich Jiddisch zu einer modernen Welt- und Literatursprache und ist bist heute eine lebendige Sprache, die ihren Sprechern und Liebhabern mehr bedeutet als die nostalgische Erinnerung an das im Zweiten Weltkrieg vernichtete europäische Judentum.

Jiddisch, eine Komponentensprache

Im ersten Kapitel heißt es:

«Jidn redn jídisch af ále kontinéntn.» Wenn ein Deutscher diesen Satz hört, könnte er meinen, dass Jiddisch nichts als eine exotische Form des Deutschen, wenn nicht ein deutscher Dialekt sei. Wenn er dann aber «Rabójßaj, mir weln bentschn» (‹Meine Herren, lasst uns das Tischgebet sprechen›) hört, kann er sich vielleicht kaum vorstellen, dass es sich bei den beiden Sätzen um ein und dieselbe Sprache handelt. Tatsächlich gibt es viele Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten zwischen Jiddisch und Deutsch, aber diese können auch täuschen. Um das Jiddische als eigenständige Sprache zu verstehen, muss man es aus seinen inneren Zusammenhängen heraus betrachten.

Jiddisch war für fast tausend Jahre die Muttersprache der aschkenasischen Juden und ist als solche eng mit Geschichte und Kultur dieser ethno-religiösen Gruppe verbunden. Als aschkenasische Juden oder Aschkenasim bezeichnet man diejenigen Juden, deren Kultur im mittelalterlichen Deutschland entstanden ist und sich von dort aus schließlich «af ále kontinéntn», «über alle Kontinente» verbreitet hat. Sprachwissenschaftler haben Jiddisch nicht ohne Berechtigung als eine westgermanische, mit dem Deutschen verwandte Sprache klassifiziert.

Gleichzeitig ist Jiddisch aber ein sehr gutes Beispiel dafür, dass die Zuordnung von Sprachen zu Sprachfamilien ab einem gewissen Punkt an ihre methodischen Grenzen stößt. Mit mehr Berechtigung lässt sich Jiddisch nämlich als eine Komponentensprache (engl. fusion language, jidd. schmélzschprach) bezeichnen, die ihre Entstehung einem lang andauernden und intensiven Kontakt verschiedener Sprachen bei den aschkenasischen Juden verdankt.

Die Autoren

Marion Aptroot ist Professorin für Jiddische Kultur, Sprache und Literatur an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

Roland Gruschka ist Jiddist und Professor für Jüdische Literaturen an der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg.

Bibliografische Angaben

  • Marion Aptroot, Roland Gruschka (2023): Jiddisch – Geschichte und Kultur einer Weltsprache. München: C. H. Beck. Zweite, durchgesehene Auflage, 192 Seiten mit 12 Abbildungen und einer Karte, 16,00 Euro, ISBN 978-3-406-80406-9. Bei Amazon bestellen. Hinweis zu Amazon-Links.

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