Claire de Oliveira erhält Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis für Übersetzungen ins Französische

Lorbeerkranz
Bild: Gerd Altmann / Pixabay

Der mit 10.000 Euro dotierte Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis geht 2024 an die französische Übersetzerin Dr. Claire de Oliveira.

Die Auszeichnung wird jährlich von der Stiftung des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes (Stiftung ME Saar), der Stadt Sulzbach und dem Saarländischen Rundfunk (SR) verliehen. Sie wurde in Gedenken an den bedeutenden Sulzbacher Übersetzer und Autor Eugen Helmlé geschaffen.

In der Begründung der Jury heißt es zur Vergabe:

Claire de Oliveiras Übersetzungen zeichnen sich durch Kreativität, Texttreue und eine genaue Kenntnis des literarischen und historischen Kontexts aus, in denen die übertragenen Werke entstanden sind. Für de Oliveira sind Literaturwissenschaft und Übersetzung „kommunizierende Röhren, die einander bedingen“. Es sind ihre werktreuen und präzisen Übersetzungen, etwa von Herta Müllers Roman Atemschaukel, die die Jury überzeugt, ja teils verblüfft haben.

Die kulturelle Verbindung über Grenzen hinweg sei sehr wichtig, sagt Oswald Bubel, Vorstandsvorsitzender der Stiftung ME Saar:

Übersetzer spielen dabei eine wichtige Rolle, denn sie schlagen die sprachliche Brücke und ermöglichen das Verständnis einer anderen Kultur.

Mit Claire de Oliveira erhält eine würdige Preisträgerin den Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis. Sie scheut sich sichtlich nicht vor großen Herausforderungen. Dies hat sie mit ihren Übersetzungen von Thomas Manns Zauberberg sowie Büchern der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Neuübersetzung deutscher Klassiker

Claire de Oliveira wurde 1961 geboren. Nach einem Studium der Germanistik in Paris promovierte sie mit einer Arbeit über deutschsprachige Literatur in Rumänien, die 1995 unter dem Titel La poésie allemande de Roumanie – Entre hétéronomie et dissidence (1944-1990) bei Peter Lang erschien.

Sie unterrichtet als akademische Direktorin deutschsprachige Lyrik, Übersetzung und Übersetzungswissenschaft an der Pariser Université de la Sorbonne und ist freiberuflich als belletristische Übersetzerin tätig. Die Vorsitzende der Jury des Nerval-Goethe-Preises ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Claire de Oliveira hat bedeutende Klassiker der deutschsprachigen Literatur neu übersetzt, etwa Joseph Roth, Elias Canetti oder Franz Kafka.

Thomas Mann: La montagne magique

Gelobte Neuübersetzung von Thomas Manns Zauberberg

Die zweifach preisgekrönte Neuübertragung von Thomas Manns Zauberberg, an der de Oliveira fünf Jahre gearbeitet hat, machte nach Ansicht von Literaturkritikern dem französischen Publikum das Jahrhundertwerk völlig neu zugänglich.

Die Tageszeitung Le Monde schrieb, Claire de Oliveira habe den Text „ohne Gefälligkeit und Anachronismus modernisiert, […] das Süßliche ausmustert, die Wortspiele wiederherstellt, die der Mannschen Prosa ihren vollen Geschmack und ihre ganze Leichtigkeit, ja sogar ihren Humor zurückgeben – eine Sache, die in der ersten Version gar nicht erst wahrgenommen wurde“.

Neben Klassikern übersetzt sie auch aktuelle Literatur aus Deutschland etwa von Iris Wolff, Botho Strauß oder Jenny Erpenbeck. Schon seit 1996 überträgt sie auch die Werke der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller ins Französische.

Preisverleihung in Sulzbach

Die Preisverleihung findet am 9. September 2024 um 19:00 Uhr im Kulturforum AULA in Sulzbach statt. Im Anschluss lesen Claire de Oliveira und ein Schauspieler des Saarländischen Staatstheaters Ausschnitte aus den Originalen und de Oliveiras brillanten Neuübersetzungen von Thomas Mann und Franz Kafka.

Alle, die teilnehmen möchten, können sich bis zum 4. September 2024 unter www.anmeldung-saar.de/helmle anmelden.

Ein Mitschnitt der Veranstaltung wird am 18. September um 19:15 Uhr auf SR2 KulturRadio im Rahmen der Sendung „Literatur im Gespräch“ ausgestrahlt.

Dreiköpfige Jury

Die Jury des Eugen-Helmlé-Übersetzerpreises 2024 setzte sich zusammen aus der Berliner Journalistin Susanne von Schenck, der Literaturbeauftragten der Direction Régionale des Affaires Culturelles (DRAC) der Region Grand Est in Metz, Colette Gravier, und Tilla Fuchs, Literaturredakteurin beim Saarländischen Rundfunk.

Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis seit 2005

Der Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis ist Teil eines dichten Geflechts deutsch-französischer Kulturverbindungen. Gerade Übersetzer leisten mit ihrer Arbeit hierfür einen wertvollen Beitrag und bringen die Nachbarn einander näher.

Bisherige Preisträger waren Tobias Scheffel (2005), Claude Riehl (2006), Andrea Spingler (2007), Nicole Bary (2008), Lis Künzli (2009), Olivier LeLay (2010), Holger Fock und Sabine Müller (2011), Alain Lance und Renate Lance-Otterbein (2012), Jürgen Ritte (2013), Cécile Wajsbrot (2014), Hinrich Schmidt-Henkel (2015), Anne Weber (2016), Simon Werle (2017), Olivier Mannoni (2018), Sonja Finck (2019), Corinna Gepner (2020), Andreas Jandl (2021), Barbara Fontaine (2022) und Nicola Denis (2023).

red