Coburger Rückert-Preis 2025 geht an Agi Mishol und Übersetzerin Anne Birkenhauer

Agi Mishol, Anne Birkenhauer
Sowohl Agi Mishol (links) als auch Anne Birkenhauer leben in Israel. - Bild: Tal Shahar, Dood Evan

Der alle drei Jahre verliehene Coburger Rückert-Preis geht 2025 an Agi Mishol, eine bedeutende Lyrikerin hebräischer Sprache, und ihre Übersetzerin Anne Birkenhauer. Der Preis ist mit 7.500 Euro für die Autorin sowie 2.500 Euro für die Übersetzerin dotiert. Die feierliche Verleihung findet traditionell am 16. Mai statt, dem Geburtstag des Namensgebers Friedrich Rückert.

Herausragende Lyrikerin der modernen hebräischen Literatur

Die Gedichte von Agi Mishol (78) gehören zu den bedeutendsten der modernen hebräischen Literatur. Zur Entscheidung der Jury meint deren Vorsitzende, Prof. Dr. Claudia Ott: „Es ist selten, dass eine Lyrikerin eine solch starke Resonanz in der Öffentlichkeit findet und zugleich eine so hochkarätige Partnerin in der Person ihrer Übersetzerin hat.“

Mishols Lyrik verbindet naturnahe Sensibilität mit Reflexionen über politische und gesellschaftliche Entwicklungen. Ihre Texte zeichnen sich durch Empathie, Menschlichkeit und ein tiefes Verständnis für den Kreislauf des Lebens aus. Ihre Gedichtzyklen thematisieren Liebe, Natur, Geschichte und Politik, oft verknüpft mit familiären Traumata der Shoa oder den Herausforderungen des Nahostkonflikts.

Agi Mishol wurde 1947 in Siebenbürgen (heute Rumänien) geboren. Ihre Muttersprache ist Ungarisch. Sie wanderte im Alter von vier Jahren mit ihren Eltern, Shoa-Überlebenden, nach Israel aus. Mishol studierte Hebräische Literatur an der Ben-Gurion-Universität in Beer Sheva und an der Hebräischen Universität in Jerusalem.

Ihre literarische Karriere begann 1968 mit der Veröffentlichung ihres ersten Gedichtbands. Seither hat sie siebzehn weitere Lyrikbände sowie zwei Sammelbände publiziert. 2024 wurde sie mit dem Horst-Bienek-Preis für Lyrik der Bayerischen Akademie der Schönen Künste ausgezeichnet.

Übersetzung ein Meisterwerk

„Die Übersetzung von Anne Birkenhauer für den Lyrikband Gedicht an den unvollkommenen Menschen (Hanser Verlag, 2024) ist ein Meisterwerk“, so die Jury. „Sie bringt die Sprachmelodie und den Rhythmus der Originaltexte in beeindruckender Weise ins Deutsche und lässt beide Sprachen harmonisch miteinander klingen.“

Anne Birkenhauer wurde 1961 in Essen geboren und wuchs in Tübingen auf. Sie studierte Germanistik und Judaistik in Berlin und lebt seit 1980 mit Unterbrechungen in Jerusalem. Als literarische Übersetzerin aus dem Hebräischen ins Deutsche wurde sie mit zahlreichen bedeutenden Preisen gewürdigt, darunter der Johann-Heinrich-Voß-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Friedrich Rückert, Büste
Friedrich Rückert gilt als Begründer der deutschen Orientalistik. Das Sprachgenie beschäftigte sich in seinem Leben mit 44 Sprachen. Übrigens geht auch die Wendung „Mein lieber Freund und Kupferstecher“ auf Rückert zurück. Er pflegte seine Briefe an den Kupferstecher Carl Barth so einzuleiten. Dieser kümmerte sich um den Druck von Rückerts Werken. – Bild: Stadt Coburg

Coburger Rückert-Preis literarische Brücke zum Orient

Der Coburger Rückert-Preis wird seit 2009 alle drei Jahre verliehen. Er ehrt herausragende Literatur aus Sprachen, die der Coburger Dichter und Orientalist Friedrich Rückert (1788 – 1866) selbst übersetzt hat. 2025 steht die hebräische Literatur im Mittelpunkt.

Dreiköpfige Jury

Die Jury bestand aus Michael Guggenheimer (Autor und Experte für hebräische Literatur), Tali Konas (Übersetzerin und Kulturreferentin der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Tel Aviv) sowie Prof. Dr. Claudia Ott (Arabistin und Juryvorsitzende).

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PM Stadt Coburg