Coburger Rückert-Preis 2022 für Autor Shashikyan und Übersetzerinnen Avagyan und Zollmann

Coburger Rückert-Preis 2022
Glückliche Gesichter nach der Preisübergabe (v.l.): Prof. Dr. Armenuhi Drost-Abgarjan (Jury), Hans-Herbert Hartan (2. Bürgermeister), Dr. Claudia Ott (Juryvorsitzende), Grigor Shashikyan (Preisträger 2022), Ernest Wichner (Jury, Laudator), S.E. Viktor Yengibaryan (Botschafter der Republik Armenien), Anahit Avagyan (Preisträgerin Übersetzung). - Bild: Stadt Coburg

Der Coburger Rückert-Preis ist am 16. Mai 2022, dem Geburtstag des Namensgebers, an den armenischen Schriftsteller Grigor Grig Shashikyan für dessen Roman Jesus‘ Katze überreicht worden. Erstmals wurden mit Anahit Avagyan und Wiebke Zollmann auch die Übersetzerinnen ausgezeichnet.

Eine Übersetzung ins Deutsche ist Voraussetzung für die Preisvergabe. Eine Erweiterung auf die Übersetzerinnen leistet damit einen weiteren Beitrag zur gegenseitigen Verständigung – ganz im Sinn des Namensgebers Friedrich Rückert.

Der Coburger Rückert-Preis, der dieses Jahr zum sechsten Mal verliehen wurde, ist mit 7.500 Euro dotiert. Er wurde im Riesensaal von Schloss Ehrenburg übergeben.

Jesus' Katze, Friedrich Rückert
Der 120 Seiten umfassende Band „Jesus‘ Katze – Geschichten von den Straßen Jerewans“ ist im Schweizer Kolchis Verlag erschienen. Es handelt sich um das deutschsprachige Debut des Autors. Rechts eine Rückert-Büste in Coburg. – Bild: Kolchis Verlag, Störfix (CC BY-SA 3.0)

„Eigenständige Geschichten in traumlogischer oder phantastischer Erzählweise“

Das Buch Jesus‘ Katze ist zwei geteilt. Einmal schildert es Erlebnisse und Begegnungen auf den Straßen Jerewans. Zum anderen begleitet es Kinder aus Krisen- und Kriegsgebieten, die zur Behandlung in einem deutschen Krankenhaus sind.

Die Jury schreibt:

In seinem Erzählungsband zeigt Grig eindrücklich, wie gut er das Genre der Kurzgeschichte beherrscht: Mit eigenständigen Geschichten in traumlogischer oder phantastischer Erzählweise sowie unangestrengtem Erzählton zeichnet er ein größeres Panorama von Jerewan, seinen besonderen Menschen und der Stadt selbst. Er erzählt vom Erzählen über Generationen und Klassen hinweg, lässt alltägliche, beglückende sowie bedrängende und beängstigende Situationen mit besonderem Talent nah und glaubhaft werden.

Frauen im Buch absichtlich unterrepräsentiert

Der Roman vermittle einen lebendigen Eindruck vom Leben in Armenien, so der 2. Bürgermeister Hans-Herbert Hartan.

In diesem Armenien sei Sexismus ein Problem, fügt Preisträger Sashikyan an. Er habe lange darüber nachgedacht, wie er dieses Thema verarbeite. Seine Lösung: Frauen sind in dem Buch nur eine Randerscheinung, so marginalisiert, dass deren Fehlen auffällt.

Anahit Avagyan
Übersetzerin Anahit Avagyan freut sich über die Auszeichnung. – Bild: Stadt Coburg

Rückert: „Weltpoesie allein ist Weltversöhnung“

Nur wer sich versteht, kann in Frieden miteinander leben. Der Dichter und Orientalist Friedrich Rückert hat das mit den Worten „Weltpoesie allein ist Weltversöhnung“ zusammengefasst. Dieser Gedanke wurde auch bei der Feierstunde zur Verleihung des Coburger Rückert-Preises immer wieder aufgegriffen.

Preisträger Grigor Shashikyan erinnerte an den immer wieder ausbrechenden Konflikt zwischen seiner Heimat und dem Nachbarland Aserbaijan. Auch wegen dieser Erfahrungen schloss er seine Dankesrede mit dem Wunsch nach Frieden.

Grigor Shashikyan
Preisträger Shashikyan trägt sich unter den Augen des armenischen Botschafters Viktor Yengibaryan (links) ins Goldene Buch der Stadt ein. – Bild: Stadt Coburg

Friedrich Rückert: polyglotter Sprachgelehrter und Übersetzer

Die Auszeichnung will diejenigen Sprachen und Kulturen ins Blickfeld rücken, mit denen sich der lange in Coburg lebende Friedrich Rückert (1788-1866) einst beschäftigt hat. Die Auswahl ist groß, da sich der Sprachgelehrte im Lauf seines Lebens mit nicht weniger als 44 Sprachen befasst haben soll.

Da er sich besonders leidenschaftlich den orientalischen Sprachen widmete, gilt er auch als Mitbegründer der deutschen Orientalistik.

Armenische Kulturtage
Bild: Stadt Coburg

Armenische Kulturtage begleiten Preisvergabe

Mit den erstmals rund um die Preisvergabe ausgerichteten armenischen Kulturtagen soll das Heimatland des Preisträgers ins Blickfeld gerückt werden. Eine Übersicht über die vielfältigen Begleitveranstaltungen vermittelt das Programmheft.

Sponsoren

Neben der Stadt Coburg beteiligen sich auch die Sparkasse Coburg-Lichtenfels und die Niederfüllbacher Stiftung an der Finanzierung des Coburger Rückert-Preises.

Richard Schneider
(mit Material der Stadt Coburg)

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