BTU Cottbus-Senftenberg soll Bachelor-Studiengang für Sorbisch auf Lehramt einrichten

Sorbisch? Na klar.
Bild: Staatliche Imagekampagne "Sorbisch? Na klar."

An der Brandenburgisch-Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg in Cottbus soll ab dem Wintersemester 2026/2027 ein Lehramtsstudiengang für Sorbisch seinen Lehrbetrieb aufnehmen. Das hat der Landtag Brandenburg im Rahmen eines Antrags beschlossen, der von SPD, BSW und CDU eingebracht worden war.

Geplant ist ein Bachelor-Studiengang, in dem Lehrkräfte für die Primarstufe, also Grundschulen, ausgebildet werden sollen. Studienmöglichkeiten für Sorbisch bestanden bislang nur an der Universität Leipzig.

Sorbisch auch als Wendisch bezeichnet

Sorbisch ist eine westslawische Sprache, die umgangssprachlich und teilweise auch als deutschsprachige Selbstbezeichnung als Wendisch bezeichnet wird. In der Lausitz sollen noch rund 5.000 Menschen Niedersorbisch-Kenntnisse besitzen. Die Sorben sind seit rund 1.500 Jahren in der Region ansässig.

Oberbürgermeister begrüßt Einführung des Lehramtsstudiengangs

Der Cottbuser Oberbürgermeister Tobias Schick (SPD) begrüßt diesen Schritt ausdrücklich und bezeichnet ihn als wichtigen Meilenstein für den Erhalt und die Förderung der sorbischen Sprache in der Region.

„Dies ist ein bedeutender Schritt für die Zukunft unserer Region und für die Weitergabe der nieder-sorbischen Sprache an kommende Generationen“, so Schick. „Wir benötigen Lehrerinnen und Lehrer, die die Sprache an unseren Grundschulen lebendig halten und an die Kinder unserer Stadt weitervermitteln.“

Gemeinsam mit dem Landrat des Landkreises Spree-Neiße, Harald Altekrüger, sowie Vertretern der sorbischen Gremien hatte sich Schick intensiv für die Einrichtung des Studiengangs an der BTU eingesetzt.

Bereits seit 2024 unterstützt die Stadt Cottbus (Sorbisch Chóśebuz) gezielt Lehramtsstudierende im Bereich Sorbisch mit einem eigenen Stipendienprogramm.

Witaj-Programm zur frühkindlichen Sprachförderung wird fortgesetzt

Schick betonte zudem die Bedeutung der frühkindlichen Sprachförderung: „Ich begrüße die Fortführung des Witaj-Konzepts in unseren Kindertagesstätten sowie die Etablierung des bilingualen Unterrichts in unseren Schulen.“

In Cottbus setzen die Witaj-Kitas „Villa Kunterbunt“ im Stadtteil Mitte sowie „Mato Rizo“ in Sielow dieses Konzept bereits erfolgreich um. Bilingualer Unterricht wird an der Lutki-Grundschule in Sielow sowie am Niedersorbischen Gymnasium angeboten. Die Kitas und Schulen mit Sorbisch-Angeboten stehen auch Kindern aus rein deutsch- oder anderssprachigen Familien offen.

Der im brandenburgischen Landtag verabschiedete Antrag im Wortlaut:

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Landtag Brandenburg, 8. Wahlperiode
Drucksache 8/676, 2. Neudruck

Antrag

der SPD-Fraktion,
der BSW-Fraktion und
der CDU-Fraktion

Erhalt und Förderung der sorbischen / wendischen Sprache, Kultur und Identität in Brandenburg

Der Landtag stellt fest:

  • Das sorbische / wendische Volk ist ein unverzichtbarer Bestandteil der brandenburgischen Geschichte, Kultur und Identität. Die Sprache, Traditionen und das kulturelle Erbe der Sorben / Wenden prägen insbesondere die Lausitz und sind Ausdruck der kulturellen Vielfalt unseres Landes.
  • Die sorbische / wendische Sprache und Kultur sind nicht nur schützenswert, sondern als Brücke zu unseren slawischen Nachbarn von besonderer Bedeutung für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Verständigung in Europa.
  • Der Verfassungsauftrag des Landes Brandenburg, die sorbische / wendische Sprache und Kultur zu schützen und zu fördern, ist eine zentrale Verpflichtung und muss angesichts der aktuellen Herausforderungen – wie dem demografischen Wandel und der fortschreitenden Digitalisierung – konsequent umgesetzt werden.
  • Die sorbische / wendische Kultur steht vor wachsenden Herausforderungen. Insbesondere der Erhalt der Sprache bedarf einer umfassenden Unterstützung durch moderne Bildungs- und Vermittlungsmaßnahmen – speziell im Bereich der Digitalisierung – sowie einer angemessenen finanziellen und strukturellen Absicherung.
  • Die Umsetzung des zweiten Landesplans zur Stärkung der niedersorbischen Sprache ist im vollen Gange und bedarf einer Fortschreibung über 2028 hinaus.

Der Landtag beschließt:

Die Landesregierung wird aufgefordert, die umfassenden Maßnahmen zur Bewahrung und Förderung der sorbischen / wendischen Sprache, Kultur und Identität fortzusetzen. Konkret sind folgende Maßnahmen im Rahmen bestehender Haushaltsmittel zu ergreifen:

1. Umsetzung des Verfassungsauftrags zur Förderung der niedersorbischen Sprache

  • Die Landesregierung wird beauftragt, den Verfassungsauftrag zur Förderung und zum Erhalt der niedersorbischen Sprache weiterhin konsequent umzusetzen. Dies umfasst zukünftig, die Ausbildung von Sorbisch / Wendisch-Lehrkräften im Studiengang „Lehramt Primarstufe“ an der BTU Cottbus-Senftenberg in enger Kooperation mit den sorbischen Instituten zu implementieren. Ziel soll es sein, im Winter-semester 2026/2027 mit den ersten Studierenden zu starten.

2. Förderung des Witaj-Konzepts

  • Das „Witaj-Konzept“ zur bilingualen Vermittlung der niedersorbischen Sprache in Kindergärten und Schulen wird fortgeführt. Dazu soll geprüft werden ob ein Förderprogramm zur weiteren Qualifikation von Erziehern und Lehrkräften im Bereich der niedersorbischen Sprachvermittlung geschafft werden kann.

3. Sicherstellung der Finanzierung der Stiftung für das sorbische Volk

  • Die Landesregierung wird beauftragt, sich auf Bundesebene für ein langfristiges, angemessenes weiteres Finanzierungsabkommen einzusetzen, um die Arbeit der Stiftung für das sorbische Volk weiter nachhaltig abzusichern.
  • Zusätzlich wird ein angemessener Betrag aus dem Landeshaushalt bereitgestellt, um die Förderung der sorbischen / wendischen Sprache, Kultur und Wissenschaft zu sichern.

4. Anpassung des Sorben / Wenden-Gesetzes u.a. mit Blick auf die Durchführung der Wahl zum Rat für Angelegenheiten der Sorben / Wenden im Brandenburgischen Landtag

Begründung:

Das sorbische / wendische Volk ist ein einzigartiger und wertvoller Teil Brandenburgs. Ihre Sprache, Kultur und Identität sind Ausdruck der kulturellen Vielfalt des Landes und leisten einen Beitrag zur europäischen Integration. Angesichts aktueller Herausforderungen, insbesondere der schwindenden Sprecherzahlen, bedarf es gezielter Maßnahmen, um die Sprache und Kultur langfristig zu bewahren und weiterzuentwickeln. Mit diesem Antrag wird der Verfassungsauftrag konkretisiert und die Zukunft der sorbischen / wendischen Identität in Brandenburg gesichert.

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