Dörte Andres und Germersheimer Freitagskonferenz von Landesregierung Rheinland-Pfalz ausgezeichnet

Beim „Tag der Lehre 2008“, am Dienstag, dem 22. April im Forum des Landesmuseums Mainz, erhielt der Fachbereich Angewandte Sprach- und Kulturwissenschaft der Universität Mainz in Germersheim (FASK Germersheim) als einziger Fachbereich in Rheinland-Pfalz gleich zwei Auszeichnungen: Frau Privatdozentin Dr. habil. Dörte Andres, Dipl.-Dolm., wurde mit dem Lehrpreis für besonders gute Lehrveranstaltungen geehrt. Und die Freitagskonferenz des Fachbereichs erhielt als besonderes, innovatives und aus dem Alltagsgeschehen herausragendes Lehrprojekt den „Exzellenzpreis Studium und Lehre“.

Die Lehrpreise wurden durch eine Studierendenbefragung ermittelt. Aufgrund dieser Bewertung der Lehrveranstaltungen durch die Studierenden verlieh das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz den Lehrpreis an insgesamt zwölf Hochschullehrer/-innen der Universitäten und Fachhochschulen in Rheinland-Pfalz als Preisträger, fünf der Lehrpreise errang die Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Der „Exzellenzpreis Studium und Lehre“ wurde landesweit für drei Projekte verliehen, eines davon war die Germersheimer Freitagskonferenz.

Dörte Andres stellte beim Tag der Lehre diese Veranstaltungsreihe einem außergewöhnlich lebhaft interessierten Publikum vor und illustrierte ihre Ausführungen mit zahlreichen Fotos und einem Videoclip aus der Konferenz. Die „Freitagskonferenz“ ist eine 1½ bis 2 Stunden dauernde sprach- und institutsübergreifende, mehrsprachige Lehrveranstaltung, die von den Dolmetsch-DozentInnen des FASK jeden Freitag im Semester organisiert wird und die allen Studierenden im Bereich Übersetzen und Dolmetschen offen steht. Jede im Dolmetschen vertretene Sprache ist mindestens einmal im Semester Konferenzsprache. Für die Organisation eines entsprechenden Redners sorgen die Dozent-Innen der jeweiligen Sprache.

Die Verdolmetschung bei der Konferenz erfolgt über die Studierenden in den „offiziellen“ Kabinen. Pro Sprache gibt es eine offizielle Kabine, in dieser sitzen jeweils zwei ExamenskandidatInnen, die sich halbstündig abwechseln, wie dies nach den Regeln des internationalen Dolmetscherverbandes für Simultandolmetschen vorgesehen ist. Die Besetzung durch die ExamenskandidatInnen erfolgt nach einem Rotationsprinzip, so dass alle gleichmäßig zum Zuge kommen. Die offiziellen Kabinen werden von den anwesenden DozentInnen abgehört und bewertet. Nach der Konferenz findet mit den Studierenden ein Gespräch über die erbrachte Leistung und die festgestellten Stärken und Schwächen statt. Besonders relevant erscheinende Probleme wer-den im Unterricht in der darauf folgenden Woche erneut aufgegriffen und besprochen. Im Anschluss an die Vorträge findet jeweils eine Diskussion statt, bei der alle offiziellen Konferenzsprachen gesprochen werden dürfen.

Diese Lehrveranstaltung hat den Vorteil, dass die Studierenden aus der sonst künstlichen Lernumgebung herausgeholt und mit einer realen Konferenzsituation konfrontiert werden.

Die DolmetscherInnen in den offiziellen Kabinen erhalten mindestens zwei Tage vor der Konferenz Vorbereitungsmaterial, das sie durch eigene Recherche zu der jeweiligen Thematik ergänzen müssen. Auf diese Weise erlernen sie Recherchiertechniken und wie man sich auf eine Konferenz vorbereitet. Sie werden außerdem in der Freitagskonferenz mit hochaktuellen gesellschaftspolitischen, wirtschaftlichen, technischen und literarischen Themen konfrontiert, um nur ei-nige zu nennen, aber auch mit unterschiedlichen Rednern, mit unterschiedlichen Akzenten und unterschiedlichen Vortragsweisen, mit Power-Point-Präsentationen ebenso wie mit Folien und in schnellem Tempo abgelesenen Reden. Die Studierenden lernen auf diese Weise, sich auf Redner einzustellen, sie lernen Relaisdolmetschen – das heißt, wenn ein russischer Redner spricht, dolmetscht dies die russische Kabine ins Deutsche, das dann von allen anderen Kabinen in die jeweiligen Fremdsprachen weitergedolmetscht wird – und sie lernen bei Sprachwechsel rasch auf andere Kabinen umzuschalten, wenn sie selbst die Sprache des Redners nicht abdecken können. Relaisdolmetschen ist inzwischen ein besonderes Anliegen der Europäischen Union, die aufgrund der Sprachenvielfalt immer häufiger auf diese Technik zurückgreifen muss.

Darüber hinaus bietet die Konferenz die Gelegenheit, Kontakt mit der Praxis, mit den Berufsverbänden, aber auch mit zukünftigen Arbeitgebern, wie Vertretern von Arte, der EU oder der Ministerien aufzunehmen, und sich über die An-forderungen der zukünftigen Arbeitgeber zu informieren. Die Vielzahl an Situationen, die die Konferenz bietet, die Sprachenvielfalt, kontroverse Diskussionen, komplizierte Vorträge, Witze oder Wortspiele, Missverständnisse infolge von Verdolmetschungen sind eine hervorragende Vorbereitung auf die spätere Berufspraxis.

[Eine von Dörte Andres zusammengestellte kurze Powerpoint-Präsentation der Freitagskonferenz mit einigen Fotos finden Sie unter dieser Adresse: www.hochschulevaluierungsverbund.de/lehrpreis/tdl/08/down/andres.pdf]

[Text: Prof. Dr. Karl-Heinz Stoll. Quelle: Pressemitteilung FASK Germersheim. Bild: FASK Germersheim.]