Sie waren junge Menschen aus Frankreich, England, der Sowjetunion und den USA. Sie waren Revolutionäre, Aktivisten, Flüchtlinge und KZ-Überlebende. Sie leisteten Unglaubliches und wurden von der Geschichtsschreibung dennoch vielfach übergangen oder schlicht vergessen.
Die Simultandolmetscher beim Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher leisteten an insgesamt 218 Verhandlungstagen Pionierarbeit auf ihrem Gebiet und ermöglichten die Kommunikation zwischen Richtern, Angeklagten und Zeugen.
Die vom Internationalen Verband der Konferenzdolmetscher AIIC bereitgestellte Sonderausstellung „Ein Prozess – Vier Sprachen“ stellt diese Dolmetscher des Nürnberger Prozesses, ihre Biografien und Leistungen in den Mittelpunkt.
Vom 20.11.2025 bis einschließlich 20.01.2026 können Besucher im Hamburger Auswanderermuseum BallinStadt mehr über die Anfänge des Simultandolmetschens erfahren; und darüber, wer diese Dolmetscher waren. Der Besuch der Sonderausstellung ist im Eintrittspreis zum Museum enthalten.

Rahmenprogramm mit Vorträgen und Filmvorführungen
Ergänzt wird die Ausstellung, bei der neben den Biografien der Dolmetscher auch verschiedene Originalexponate aus der damaligen Zeit zu sehen sind, durch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit Vorträgen und Filmvorführungen. Dabei geht es nicht nur um die Geschichte des Dolmetschens, sondern auch um Gegenwart und Zukunft dieses Berufes.
- 20.11.2025, 18:00 Uhr: Eröffnung
Grußworte: Dr.Carsten Brosda (Senator für Kultur und Medien), Volker Reimers (Leiter des Auswanderermuseums), Julia Dolderer (AIIC Deutschland), Levan Totosashvili (Vorstand AIIC
International), Elke Limberger-Katsumi (Kuratorin). - 22. November 2025, 16:30 Uhr: Dolmetschen vor nationalen und internationalen Gerichten nach Nürnberg
Dr. Christiane Driesen, Vorsitzende des AIIC-Committee for Court and Legal Interpreting - 28. November 2025, 18:00 Uhr: Dolmetschen kann tödlich sein
Linda Fitchett, Vorsitzende der AIIC-Arbeitsgruppe „Dolmetschen in Krisengebieten“, ehem. AIIC-Präsidentin, Dolmetscherin beim Europäischen Parlament i. R.; Marcus Grotian, Mitgründer und Vorsitzender des Patenschaftsnetzwerks Ortskräfte e.V. - 06. Dezember 2025 16:30 Uhr: Zwischen den Sprachen – Die Bedeutung des Übersetzens für die Aufarbeitung nationalsozialistischer Verbrechen in zwei Kurzvorträgen
(1) Die Hamburger Curiohaus-Prozesse: Dolmetschen vor britischen Militärgerichten
Alyn Šišić, Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen; Dr. Reimer Möller, Historiker, Schleswig
(2) Übersetzung als „Erinnerungskultur“
Dr. Georg Felix Harsch, Institut für Zeitgeschichte München-Berlin - 12. Dezember 2025, 18:00 Uhr: Das Streben nach dem guten Ton – Was Corona uns lehrte und die KI unbedingt braucht
Matthias Haldimann, M.A. Konferenzdolmetschen, Geschäftsführer bei PRISMA Language Solutions GmbH, Aschaffenburg/Mannheim - 16. Januar 2026, 18:00 Uhr: Vielfalt? Ja bitte! Über Einwanderung, Mehrsprachigkeit und ihre Folgen für die Gemeinschaft
Prof. Dr. Gogolin und Prof. Dr. Piller, Fakultät für Erziehungswissenschaft, Forschungszentrum Literacy in Diversity Settings, Universität Hamburg - 20. Januar 2026, 18:00 Uhr: Alleskönner, Dünnbrettbohrer, Diplomat, Papagei – Erwartungen an Dolmetscher und Ansichten eines Praktikers
Niels Hamdorf von language-matters GbR. Seit über vierzig Jahren freiberuflicher Konferenzdolmetscher, zunächst für die Organe der EU, seit 1990 für Bundes- und Landesministerien, die Medien und Auftraggeber aus Wirtschaft und Gesellschaft.

Filmvorführungen jeweils 16:30 Uhr:
- 29.11.2025: Zwischen Welten
- 19.12.2025: Die Flüsterer
- 09.01.2026: Der Nürnberger Prozess
(Nur mit Anmeldung unter Hamburg@1trial-4languages.org)
Zwei Wanderausstellungen zu Dolmetschern in Nürnberg
Es gibt zwei Wanderausstellungen zu den Dolmetschern der Nürnberger Prozesse, die beide seit mehr als zehn Jahren durch Deutschland und Europa touren:
- „Ein Prozess – Vier Sprachen“ von der AIIC.
- „Dolmetscher und Übersetzer beim Nürnberger Prozess 1945/46“ mit Aufnahmen des amerikanischen Militärfotografen Ray D’Addario, Kurator ist Dr. Theodoros Radisoglou vom BDÜ Bayern.
Weiterführender Link
- 2024-01-13: Oldenburgisches Staatstheater: Sprechoper „Saal 600“ über Dolmetscher beim Nürnberger Prozess
- 2010-11-20: Nürnberger Prozesse: Nach 65 Jahren Gedenkstätte eingerichtet
red
