Wien: Fünf Spitäler kooperieren im Pilotprojekt „Videodolmetschen im Gesundheitswesen“

Videodolmetschen beim Arzt
Über das Videokonferenzsystem vermittelt die Dolmetscherin zwischen Arzt und Patient.

Seit Oktober 2013 wird in fünf Wiener Spitälern im Rahmen eines Pilotprojekts ein Video-Dolmetsch- dienst erprobt. Patienten ohne Deutschkenntnisse sollen damit besser betreut werden können.

Drei Monate nach Beginn kann das vorläufige Fazit gezogen werden, dass das Konzept der per Video zugeschalteten Dolmetscher sowohl von den Patienten als auch von Ärzten und Pflegepersonal gut angenommen wird.

Missverständnisse seien seltener geworden, so Projektleiterin Maria Kletecka-Pulker. Im Durchschnitt dauere ein Gespräch etwa zwölf Minuten.

Türkisch, „BKS“ und Gebärdensprache von 6:00 bis 22:00 Uhr

Zurzeit stehen rund zehn Dolmetscher für die Sprachen Türkisch, „BKS“ (Bosnisch, Kroatisch, Serbisch) und für die Gebärdensprache zur Verfügung. Pro Sprache ist stets mindestens ein Sprachmittler in einem täglichen Zeitfenster (auch am Wochenende) von 6:00 bis 22:00 Uhr erreichbar.

Die Kommunikation per Audio- und Videoübertragung kann dabei auch über einen Laptop oder Tablet-Computer erfolgen.

Entstehung der Projektidee

Im Mai 2011 wurde von der Plattform Patientensicherheit in Kooperation mit dem Ministerium für Gesundheit eine Arbeitsgruppe gegründet.

Im Anschluss an eine Fachtagung wurde mit dem Institut für Ethik und Recht in der Medizin, dem ServiceCenter ÖGS.barrierefrei und dem Institut für Translationswissenschaft der Universität Wien das Pilotprojekt „Videodolmetschen im Gesundheitswesen“ konzipiert und ab Oktober 2013 praktisch erprobt.

Die Grundidee besteht darin, eine Dolmetschzentrale für Österreich zu schaffen, über die speziell für den Gesundheitsbereich geschulte Dolmetscher per Videokonferenz zugeschaltet werden können.

Videodolmetschen beim Arzt
„Guck mal, die Tante spricht unsere Sprache!“

Zentrum für Translationswissenschaft wählt Dolmetscher aus

Bei der Auswahl der Dolmetscher war eine professionelle Ausbildung Voraussetzung, um höchste Qualität garantieren zu können. Ein wichtiger Projektpartner ist das Zentrum für Translationswissenschaft, das für die Auswahl, Schulung und Überwachung der Sprachmittler zuständig ist.

Videokonferenztechnik von VisoCon

Technisch wird das Projekt von der Firma VisoCon betreut, die täglich 16 Stunden in Bereitschaft steht und für sechs Monate die Videokonferenztechnik zur Verfügung stellt.

Weiterführende Informationen

Ausführliche Informationen vermittelt die 11-seitige Broschüre (PDF-Datei) zum Pilotprojekt Videodolmetschen im Gesundheitswesen und die folgende Website:

www.videodolmetschen.at

[Text: Richard Schneider. Quelle: ORF, 2014-01-14; videodolmetschen.at. Bild: Peter Hautzinger / Pressebilder Pilotprojekt Videodolmetschen.]