UNESCO: Alle zwei Wochen stirbt eine Sprache

Die UNESCO erinnert am 21. Februar, dem Internationalen Tag der Muttersprache, an die sprachliche Vielfalt. Von den rund 6.000 Sprachen, die heute weltweit gesprochen werden, sind nach Einschätzung der UNESCO die Hälfte vom Verschwinden bedroht, alle zwei Wochen geht eine Sprache verloren. Um Muttersprachen zu fördern, investieren UNESCO-Mitgliedstaaten in Programme und Maßnahmen. In Spanien konnte so das Katalanische und in Frankreich das Bretonische erhalten werden.

In Deutschland sind derzeit 13 Regional- und Minderheitensprachen bedroht. Zu den am stärksten gefährdeten Sprachen zählen Nord- und Saterfriesisch. Aber auch Bairisch, Alemannisch, Ostfränkisch, Rheinfränkisch, Moselfränkisch, Niedersächsisch, Limburgisch-Ripuarisch, Sorbisch und Jiddisch werden von immer weniger Menschen gesprochen. Ebenfalls gefährdet sind das in Deutschland und Dänemark gesprochene Jütländisch und das von den Sinti und Roma gesprochene Romani.

Die Gründe für die weltweite Gefährdung von Sprachen sind vielfältig: Kriege, Vertreibungen und Stigmatisierungen gehören ebenso dazu wie Migration und Vermischung von Sprachen. Die neuen Informationsmedien begünstigen den weltweiten Einfluss einzelner „großer“ Sprachgruppen – insbesondere des Englischen. Verschwindet eine Sprache, geht auch das damit verbundene kulturelle Erbe von Gedichten über Legenden bis zu Sprichwörtern und Scherzen verloren.

In der 2010 aktualisierten Ausgabe des „Atlas der Bedrohten Sprachen“ listet die UNESCO rund 2.500 Sprachen nach Name, Bedrohungsgrad und Region – darunter sind auch 230 Sprachen, die seit 1950 verschwunden sind. Der Atlas zeigt, dass 572 Sprachen vor allem in Nord- und Südamerika, Südostasien, Ozeanien und Afrika akut bedroht sind. Die UNESCO macht vor allem auf die Sprachen aufmerksam, die von nur noch weniger als 10.000 Menschen gesprochen werden.

Der Internationale Tag der Muttersprache ist seit 2000 ein UNESCO-Gedenktag zur „Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit“. Thema der zentralen UNESCO-Veranstaltung ist in diesem Jahr am 21. Februar in Paris „Schutz der Sprachenvielfalt durch Kommunikationsmedien“. Die UNESCO versteht Sprache nicht nur als Kommunikationsmittel, sondern auch als kulturelles Erbe und Ausdruck kultureller Identität. Neben dem Weltatlas der Bedrohten Sprachen gibt die UNESCO auch eine Weltbibliografie der Buchübersetzungen heraus.

Internationaler Tag der Muttersprache 2012 erstmals im Saarland

2012 beteiligt man sich erstmals auch im Saarland an den weltumspannenden Veranstaltungen zum „Internationalen Tag der Muttersprache“. So findet auf Initiative von Patrik H. Feltes und Klaus Friedrich am 21. Februar in Saarbrücken eine ungewöhnliche, grenzüberschreitende Dialogveranstaltung statt, die unter dem Titel „Muddaschpròòch!“ ganz unterschiedliche Aspekte der regionalen Sprachkultur und Traditionen aufgreift. „Mit diesem Aktionstag“, so Patrik H. Feltes und Klaus Friedrich, „soll unsere regionale ‚Muddaschpròòch‘ als Teil eines weltweiten Sprachkulturerbes und in all ihren Facetten und Möglichkeiten vermittelt werden“. Großer Wert wird hierbei auf das verbindende Element eben jener „Muddaschpròòch“ im kulturellen Spannungsverhältnis zwischen Deutschland, Frankreich und Luxemburg gelegt. So werden im Saarland, Lothringen, Luxemburg und Rheinland-Pfalz nicht nur Deutsch und Französisch gesprochen, sondern auch die beiden Mundarten Moselfränkisch („Francique mosellan“) und Rheinfränkisch („Francique rhénan“). Das lebendige Bewahren dieser uralten Sprachen bedeutet somit das lebendige Bewahren jener einzigartigen regionalen Identität, die in einer Zeit, in der die Globalisierung und die Massenmedien unmittelbar in den persönlichen Alltag eingreifen, immer wichtiger wird.

Die Dialogveranstaltung „Muddaschpròòch!“ findet als gemeinsame deutsch-französische Aktion zum „Internationalen Tag der Muttersprache“ am Dienstag, 21. Februar 2012, statt, im Traditionsgasthaus „Stiefel Bräu“, Ecke Fröschengasse/Am Stiefel, St. Johanner Markt, Saarbrücken, statt. Beginn: 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

PM Deutsche UNESCO-Kommission