Bonner Afghanistan-Konferenz: … und Schuld war nur der Dolmetscher

Auf der Afghanistan-Konferenz in Bonn hat es Verwirrung über die Haltung der Nordallianz zur Stationierung einer internationalen Friedenstruppe in Afghanistan gegeben. „Außenminister“ Abdullah hatte am Mittwochabend in einem Fernsehinterview in Kabul diese Maßnahme nicht mehr ausgeschlossen. Sein Verhandlungsführer auf dem Petersberg, Junus Kanuni, erklärte hingegen mehrfach, dafür bestehe keine Notwendigkeit. Auch auf mehrfaches Nachfragen der Journalisten war er bei seinem Nein geblieben.

Am Donnerstag sagte Kanuni nun, er sei missverstanden worden. Der Dolmetscher habe seine Worte falsch wiedergegeben. „Die Übersetzung hat meine Aussagen zerstört. Das war ein Übersetzungsfehler und ein Missverständnis.“ Er könne sich eine ausländische Militärpräsenz durchaus vorstellen. Darum sei er heute noch einmal vor die Medien getreten und habe einen anderen Dolmetscher, Jawan Nudin, mitgebracht.

Der WDR berichtet: „So richtig glauben mochte die Geschichte von der angeblich falschen Übersetzung niemand. Und so erntete die Bemerkung auch heiteres Gelächter von den Pressevertretern. Wahrscheinlicher scheint es, dass Kanuni auf Druck von außen hin zurückrudern musste.“

Diese wahrscheinlichste aller Interpretationen nützt dem betroffenen Dolmetscher allerdings nichts mehr – er wurde entlassen.

[Text: Richard Schneider. Quelle: Berlin Online, Welt, WDR.]