„Mamma Mia!“ begeistert Premierenpublikum – Viel Lob für Übersetzung von Ruth Deny

Mamma Mia Plakat
Bild: Littlestar

Letzten Samstag war in Hamburg Premiere, und die Befürchtungen waren groß. Denn für die deutsche Fassung des Musicals „Mamma Mia!“ wurden nicht nur die Dialoge, sondern auch die weltweit bekannten Hits der schwedischen Pop-Gruppe ABBA eingedeutscht. Es heißt also zum Beispiel „Danke für die Lieder“, „Der Sieger hat die Wahl, dem Loser bleibt die Qual“ und „Mamma mia, ’s geht schon wieder los“.

Aber die Zweifel verflogen nach wenigen Minuten. „Ich hätte nicht gedacht, dass das so gut geht“, meinte Premierengast Johannes B. Kerner, ZDF-Moderator. Und auch nach Ansicht der Feuilletonisten setzt die Übersetzung neue Maßstäbe. So wird gelobt, dass die von der Münchnerin Ruth Deny übersetzten Dialoge sogar lebendiger wirken als die englischsprachigen Originalvorlagen.

Ruth Deny
Die Mamma-Mia-Macher bei Probenbeginn mit Hauptdarstellerin Carolin Fortenbacher. – Bild: Stage Entertainment

Deny wuchs in Südafrika, München und Malaysia auf. Sie studierte Philosophie, Anglistik, Germanistik und Allgemeine Sprachwissenschaften in München. 1988 übernahm sie erste Dialog-Übersetzungen für Kino- und TV-Produktionen. Seit 2001 ist Ruth Deny Texterin für Coda Entertainment in München.

Unter anderem hat sie folgende Filme übersetzt: Der mit dem Wolf tanzt, Dick Tracey, Trainspotting, Kuck‘ mal wer da spricht, Der englische Patient, Men in Black, Der Herr der Ringe. Hinzu kommen diverse Übersetzungen von für das Kino adaptierten Bühnenwerken und zwei Musicals.

Die 22 verwendeten ABBA-Titel wurden von Michael Kunze (58) geschickt eingedeutscht und umgedichtet, so dass sie sich nahtlos in die Handlung einfügen.

Kunze übersetzte die Titel in enger Absprache mit Björn Ulvaeus (57) von ABBA, der gut Deutsch spricht: „Björn wollte keine Revue aus Zitaten. Er wollte, dass Mamma Mia als Bühnenstück adaptiert wird. Er meinte, dass die englischsprachigen Lieder wie Fremdkörper zwischen den deutschen Dialogen wirken würden. Da musste ich ihm Recht geben. So hielt ich mich bei der Übersetzung an den Grundsatz: So treu dem Original wie möglich und so frei davon wie nötig. Mein Ziel war es, die Texte so rund und selbstverständlich klingen zu lassen, dass das Publikum nach spätestens zwanzig Minuten vergisst, den Text mit dem ABBA-Original zu vergleichen.“

„Mamma Mia!“ ist nach „Chess“ das zweite Musical von Björn Ulvaeus und Benny Andersson (56). Das Stück erzählt jedoch nicht die Geschichte der schwedischen Popgruppe, sondern einen klassischen Komödienstoff: Die Protagonistin lebt mit ihrer 20-jährigen Tochter seit den 70er Jahren auf einer griechischen Insel und betreibt dort eine Taverne. Die Tochter will heiraten und wünscht sich nichts sehnlicher, als ihren Vater, den sie nicht kennt, zur Hochzeit einzuladen. Das Töchterchen schnüffelt in alten Tagebüchern ihrer Mama und stellt schockiert fest, dass gleich drei Erzeuger in Frage kommen. Kurzerhand lädt sie alle drei hinter dem Rücken ihrer Mutter zur Hochzeit ein.

Die Produzentin Judy Craymer hatte bereits in den 80er Jahren die Idee, die Musik von ABBA für ein Musical zu nutzen. Sie sprach die beiden „ABBAs“ Benny Andersson und Björn Ulvaeus an, die dann entschieden: „Musical ja, aber keines über ABBA.“

In London, New York, Toronto, Los Angeles und Melbourne feierte das Stück bereits große Erfolge. In Hamburg wird es erstmals nicht in englischer Sprache aufgeführt. Den Sprung nach Asien wollen die Produzenten mit einer japanischen Fassung wagen, die bereits in Arbeit ist.

Richard Schneider

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