„Mein Herz ist brasilianisch, mein Kopf deutsch, meine Seele schwedisch.“ SDI-Absolventin Silvia von Schweden wird 60

Silvia Sommerlath
Silvia Sommerlath 1972 in der Uniform der Olympia-Hostessen. Auf der VIP-Tribüne lernte sie den schwedischen Kronprinzen kennen.

Gestern vor 60 Jahren, am 23. Dezember 1943, kam Silvia Renate Sommerlath in Heidelberg als Tochter des deutschen Geschäftsmanns Walther Sommerlath und seiner brasilianischen Frau Alice (geb. de Toledo), die einem spanischen Adelsgeschlecht entstammt, zur Welt.

Als die Tochter vier Jahre alt ist, siedelt die Familie in die Heimat der Mutter über, wo der Vater in São Paolo eine schwedische Firma vertritt. Silvia besucht eine deutsche Privatschule. 10 Jahre später, 1957, wird der Vater nach Düsseldorf versetzt und die Familie kehrt nach Deutschland zurück. Silvia, der die Eingewöhnung zunächst schwer fällt, macht sechs Jahre später in Düsseldorf ihr Abitur.

Anschließend absolviert sie eine Ausbildung am Münchner Sprachen- und Dolmetscher-Institut (SDI), der renommierten Berufsfachschule und Fachakademie, an der 130 Dozenten rund 1.000 Schüler unterrichten. 1969 erhält sie ihr Abschlusszeugnis für Spanisch, Französisch und Englisch. Danach arbeitet sie unter anderem am argentinischen Konsulat, bis sie 1971 vom Olympischen Organisationskomitee als Hostess engagiert wird. Durch ihre Vielsprachigkeit, ihr Organisationstalent und ihren Charme steigt sie zur leitenden Hostess auf und darf 1972 bei den Olympischen Spielen in München die Gäste in der Ehrenloge betreuen.

Silvia Sommerlath
Silvia Sommerlath 1972 als Olympia-Hostess.

Dort sitzt sie in der ersten Reihe, gleich neben dem Präsidenten des Olympischen Komitees. Als sie sich einmal beobachtet fühlt, dreht sie sich um und erblickt zwei Meter hinter sich einen Mann, der durch sein Fernglas wohl nichts anderes als ihren Kopf erkennen kann. Sie duckt sich und lächelt. „In diesem Moment hat es Klick gemacht: Die oder keine!“, so der Ferngucker, Kronprinz Carl Gustaf von Schweden, später.

1976 heiratet der zweieinhalb Jahre jüngere Carl XVI. Gustaf, inzwischen Staatsoberhaupt, die Deutsche, die damit schwedische Königin wird. Der kriselnden Monarchie verhelfen die beiden zu neuem Glanz und Schwung, was nach Ansicht vieler vor allem Silvias Verdienst ist. Carl Gustaf wäre lieber Forstarbeiter als König, wie er einmal zugab.

Silvia sagt, ihr Herz sei brasilianisch, ihr Kopf deutsch, ihre Seele schwedisch. Sie spricht sechs Sprachen: Neben ihren Muttersprachen Deutsch und Portugiesisch lernte sie auf der Schule Englisch und Französisch, am SDI Spanisch und der Liebe wegen schließlich noch Schwedisch. Außerdem beherrscht sie die Gebärdensprache der Gehörlosen.

Der Adelsexperte der ARD, Rolf Seelmann-Eggebert, charakterisiert Silvia wie folgt: „Ich bin immer wieder tief beeindruckt – sie ist die Königin aus dem Märchenbuch. Silvia sieht blendend aus, sie ist klug und charmant – und das in sechs Sprachen. Und sie benimmt sich wie eine geborene Königin, obwohl sie doch von Geburt eine Kaufmannstochter ist.“

Richard Schneider