Das aktuelle Werk von Günter Grass, Beim Häuten der Zwiebel, soll in mehr als 30 Sprachen erscheinen. Rund 20 Übersetzer sind der Einladung des Autors zu einem viertägigen Treffen nach Lübeck gefolgt. Für diejenigen, die nicht kommen konnten, wird ein Protokoll erstellt. Grass führt diese Treffen bereits seit seinem Roman Der Butt (1977) durch. Viele Teilnehmer kennen sich seit Jahrzehnten, alle duzen sich.
Diskutiert werden nach Angaben der Lübecker Nachrichten Verständnisfragen wie: Was bedeutet Babka? Ist ein Dom das Gleiche wie eine Kathedrale? Was ist ein Pauker? Was ist ein Cordanzug? Was ist ein Steinbeißerfilet? Was ist Pitralon?
Grass macht seinen Übersetzern keine Vorschriften. Auf die Frage, ob man „Luftwaffe“ und „Wehrmacht“ stehen lassen oder übersetzen solle, antwortet er, das komme darauf an. „Lasst euch etwas einfallen. Dichtet, Übersetzer, dichtet!“
Grass scheint weltweit der einzige Autor zu sein, der derart partnerschaftlich mit seinen Übersetzern umgeht und auf diese Weise die Übersetzungsqualität fördert. Es gibt bereits ein Buch darüber: Helmut Frielinghaus (2002): Der Butt spricht viele Sprachen. Grass-Übersetzer erzählen. Göttingen: Steidl. 8,00 Euro, ISBN: 3882438479.
[Text: Richard Schneider. Quelle: Lübecker Nachrichten, 2006-12-06.]