In der österreichischen Tageszeitung Der Standard ist ein Gespräch mit dem bekannten Literaturübersetzer, Vortragskünstler und Gelegenheitsschauspieler Harry Rowohlt (61) erschienen. Dieser hat neulich einen Übersetzungsauftrag abgelehnt, weil er das Buch „nicht verstanden“ hat.
Auf die Frage „Kann der Übersetzer das Original verbessern?“ antwortet er: „Dürfte er eigentlich nicht. Ich habe drei Bücher von David Sedaris übersetzt, und ich hasse es, Leute zu übersetzen, deren Englisch schlechter ist, als mein Deutsch, aber Sedaris‘ Englisch ist sogar schlechter als mein Englisch, was man der Übersetzung natürlich leider nicht mehr anmerkt, insofern ist sie nicht werktreu.“
Warum übersetzt Rowohlt eigentlich keine Frauen? „Weil der Übersetzer dem Originalautor möglichst wesensverwandt sein sollte. Außerdem sind etwa 80 Prozent aller Autoren Männer und 90 Prozent aller Übersetzer Frauen. Wenn also eine Frau ein Buch geschrieben hat, sollte sich auch eine Kollegin für die Übersetzung finden.“
Zur Lage der Literaturübersetzer meint er: „Der Status heute ist natürlich schade. Und leben kann man davon auch nicht, deshalb mache ich auch so viele anderen Sachen, um mir das Übersetzen als Gentleman’s Hobby zu finanzieren.“
Das vollständige Gespräch können Sie auf der Website des Standard lesen.
[Text: Richard Schneider. Quelle: Der Standard, 2007-02-27.]