„Das ist eine Perversion der europäischen Sprachenpolitik. Sprache ist ein Verständigungsmittel und kein politisches Prestigeobjekt“, schimpft Inge Gräßle, CDU-Haushaltsexpertin im Europäischen Parlament. Gemeint ist die Einführung von Gälisch und Maltesisch als Amtssprache. Die Zahl von 23 EU-Amtssprachen ist ihrer Ansicht nach schlichtweg „Wahnsinn“. Die Fakten sprechen für die Einschätzung Gräßles:
- In Irland sprechen nur rund 30.000 der insgesamt vier Millionen Einwohner Gälisch.
- Nur 5 der 13 irischen Europaabgeordneten verstehen Gälisch.
- Es gibt zu wenig Übersetzer für Gälisch. Dies wird sich auch künftig kaum ändern, obwohl die Londoner Westminster-Universität auf EU-Initiative einen neuen Übersetzungsstudiengang für Gälisch eingerichtet hat.
- Praktisch alle der 400.000 Malteser sprechen Englisch. Englisch ist zweite Amtssprache des Landes.
Aber dass Gälisch und Maltesisch Amtssprachen sind, steht ohnehin nur auf dem Papier. Die Praxis sieht anders aus:
- Zumindest bis 2010 werden nur solche Gesetze ins Gälische übersetzt, die von den EU-Mitgliedsstaaten und dem Europäischen Parlament gemeinsam verabschiedet worden sind.
- Wenn Beamte oder Abgeordnete während der EU-Sitzungen in Brüssel Gälisch sprechen wollen, muss die Regierung in Dublin zuvor einen Antrag stellen.
- Übersetzungen der Sitzungen ins Gälische soll es grundsätzlich nicht geben.
[Text: Richard Schneider. Quelle: Welt, 2007-02-24, 2007-01-18. Bild: CDU Baden-Württemberg.]