Geordneter Rückzug: Amerikaner und Briten kümmern sich um irakische Dolmetscher, Dänemark nicht

Dolmetscher vermummt im Irak 2006
Seit einigen Jahren sind irakische Sprachmittler nur noch vermummt im Einsatz. Rechts im Bild dolmetscht der Iraker "Alex" für Army Capt. Rob C. Davis, der mit dem Anwalt (links) einer irakischen Familie am 02.03.2006 über Entschädigungszahlungen verhandelt. - Bild: USMC

Der Abzug der Besatzungstruppen aus dem Irak im Lauf der nächsten Jahre ist de facto beschlossene Sache. Was geschieht dann mit den vielen Tausend irakischen Dolmetschern?

Die New York Times berichtet von einem irakischen Militärdolmetscher, der vier Jahre für die Amerikaner gearbeitet hat. In dieser Zeit seien acht seiner Kollegen gewaltsam zu Tode gekommen. Als Anfang 2006 ein weiterer Dolmetscher entführt und ermordet wurde, kündigte der Mann schließlich von sich aus.

„Für die Amerikaner zu arbeiten, ist in Teilen des Landes mehr oder weniger zu einem Todesurteil geworden“, so eine US-Diplomatin, die in der Botschaftsvertretung in Basra arbeitet. Jeden Tag bekomme sie verzweifelte E-Mails, in denen sie um amerikanische Visa angefleht werde.

Viele ehemalige Übersetzer versuchen zurzeit, sich in Nachbarländer des Irak, vor allem Syrien und Jordanien, abzusetzen.

Vereinigte Staaten

Die amerikanische Regierung hat das Problem erkannt und dieses Jahr ein Sonderprogramm aufgelegt, das irakischen Angestellten der USA Sicherheit in den USA garantieren soll. In den Genuß dieser Hilfestellung kommen allerdings nur Wenige, nämlich die rund 125 Vollzeitbeschäftigten der amerikanischen Botschaft in Bagdad und etwa 500 Dolmetscher. Insgesamt arbeiten gut 69.000 Iraker für die Vereinigten Staaten, in der Regel sind sei bei kommerziellen Dienstleistern des Verteidigungsministeriums angestellt – als Dolmetscher, Fahrer, Wachmann, Bauarbeiter oder Reinigungskraft.

Die zu erwartende Flüchtlingswelle aus dem Irak rollt erst langsam an. Von Oktober 2006 bis Juli 2007 gelangten erst 190 Iraker in die Vereinigten Staaten. Das US-Außenministerium geht allerdings davon aus, dass sich die Entwicklung rasant beschleunigen wird und rechnet in den kommenden Monaten mit 2.000 Flüchtlingen.

Großbritannien

Das britische Militärkommando in Basra rief jetzt alle Iraker, die zwischen Januar 2005 und August 2007 mindestens zwölf Monate lang für die Armee in Basra gearbeitet haben, auf, sich zu melden. Das britische Außenministerium hatte im Oktober erklärt, irakische Dolmetscher könnten finanzielle Hilfen oder eine Aufenthaltserlaubnis für sich und ihre direkten Angehörigen in Großbritannien erhalten.

Dänemark

Im Januar 2007 forderte eine Gruppe dänischer Offiziere, beim Abzug der dänischen Truppen die vor Ort rekrutierten einheimischen Helfer mitzunehmen – sonst sei deren Leben nicht viel wert. Der dänische Verteidigungsminister Søren Gade lehnte das jedoch ab.

Ausländische Truppen im Irak

Der Irak ist in drei Besatzungszonen eingeteilt. Der Norden einschließlich Bagdad untersteht den USA, der mittlere Teil Polen und der Süden mit dem Hauptort Basra den Briten. Neben den USA und Großbritannien beteiligen sich rund 30 weitere Länder an der Besatzung, darunter Italien (3.200 Soldaten), Süd-Korea 2.800, Polen 2.500, die Ukraine 1.400, die Niederlande 1.300, Australien 920, Thailand 900, Japan 750, Rumänien 700, Dänemark 500, El Salvador 380, Ungarn 300, außerdem Bulgarien, Tschechien, Portugal.

Richard Schneider

Quellen: Basler Zeitung, 2007-11-05; Frankfurter Rundschau, 2007-01-20; Spiegel, 2007-08-29.