Gerade mittlere und kleine Unternehmen müssen sich heute auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können.
So hat letztes Jahr etwa ein mittelgrosses Schweizer Unternehmen beschlossen, ihren internen Übersetzungsdienst an externe Übersetzer auszulagern. Das Resultat ist eindrücklich: Bereits im ersten Jahr hat das Unternehmen fast eine halbe Million Franken sparen können. Die Abläufe wurden deutlich vereinfacht und sind heute flexibler, effizienter und günstiger. Die hohen Fixkosten gehören der Vergangenheit an.
Die hohen Kosteneinsparungen sind dabei längst nicht der einzige wichtige Aspekt für ein Unternehmen. Viele Einkaufsabteilungen gehen jedoch von der irrigen Vorstellung aus, Übersetzung sei eine leicht austauschbare Dienstleistung. Sie wird angefragt, ausgewählt und bestellt wie ein Putzmittel. Man fragt jedes Mal bei mehreren Büros oder Übersetzern an und wählt dann den billigsten aus.
Das führt zu Übersetzungen ständig wechselnder Qualität und verhindert die Verwendung durchgängiger Terminologie; denn mal ist das eine Büro billiger, dann wieder das andere.
Übersetzung spezialistischer Texte ist jedoch eine ganz besondere und individuelle Dienstleistung, deren Qualität in entscheidendem Masse von der Person des Übersetzers abhängt. Ständiger Wechsel der Büros bedeutet ständigen Wechsel der Übersetzer.
Wer qualitativ hochwertige Übersetzungen wünscht, muss sich daher angewöhnen, nach dem Namen des Übersetzers zu fragen, nicht nach dem Firmennamen. Hat man einmal einen guten Übersetzer gefunden, dann ist es besser, ihn zu halten, statt nach einem billigeren zu suchen.
Auf Dauer ist das auch kostengünstiger. Wieso? Der Übersetzer hat wenig Interesse daran, sich ständig in neue Fachgebiete einzuarbeiten und neue Kunden zu suchen. Er beschäftigt sich lieber intensiv mit einer Thematik. Weil er die Produkte im Lauf der Zeit besser kennenlernt, muss er weniger nachfragen. Das spart auch beim Kunden lange Arbeitszeiten. Eine langfristige Zusammenarbeit rechtfertigt auch die Investition in eine firmenspezifische Terminologiedatenbank, die seine Arbeit weiter beschleunigt und es dem Übersetzer erlaubt, die kundenspezifische Terminologie zu verinnerlichen.
Die langfristige Zusammenarbeit bringt vor allem dem Einkäufer Vorteile. Er kann besondere Konditionen aushandeln und einen Rahmenvertrag abschließen, der dem Übersetzer ein bestimmtes Volumen und dem Kunden einen günstigen Preis zusichert. Beide Seiten profitieren von dieser Art der Zusammenarbeit, die bei Großkunden längst Standard, bei kleinen und mittleren jedoch eher die Ausnahme denn die Regel ist.
Die Logik „von Dreien bekommts der billigere“ wird für das Unternehmen auf Dauer teurer. Daher sollte man die allgemein üblichen Verfahrensweisen für den Einkauf im Fall von Übersetzungsleistungen eventuell ändern. Denn auch dadurch wird etwas eingespart: Verwaltungsaufwand für das ständige Anfragen und Vergleichen von Angeboten.
Wenn Qualität wichtig ist, empfiehlt sich deshalb in den meisten Fällen die Wahl eines Freelance-Übersetzers anstelle einer Agentur. Selbstständige Übersetzer sind oft auf ein oder mehrere Fachgebiete spezialisiert, verfügen oft sogar über einen akademischen Abschluss im jeweiligen Bereich und bieten nur das an, was sie wirklich gut kennen.
Sie arbeiten meist flexibler, genauer und konzentrierter an einer Übersetzung, weil sie durch die kontinuierliche Zusammenarbeit den Kunden, seine Produkte, seine Werte und seine Vision besser kennen.
Da diese Übersetzer trotz bester Ausrüstung keine allzu hohen Fixkosten zu tragen haben, können sie oft bessere Konditionen und tiefere Preise anbieten. Einschlägige Studien haben bewiesen, dass Freelancer bis zu 50 % billiger als Agenturen sind und trotzdem eine höhere Qualität anbieten.
Nicht zuletzt sollte darauf geachtet werden, in welchem Land der Übersetzer lebt. Gerade in den letzten Jahren hat sich unter gewissen Kunden die Mode verbreitet, Billigübersetzungen aus dem Ausland einzukaufen. Die meisten Unternehmen bereuen jedoch diese Entscheidung schon nach kurzer zeit, weil der Übersetzer den Kunden, das Land, die Kultur und das Zielpublikum nicht kennt, die Qualität nicht stimmt und die Arbeiten nicht pünktlich bereitstehen. Die meisten von ihnen wenden sich danach nur noch an Übersetzer, die im eigenen Land leben und arbeiten, was unter anderem die Kommunikation, und das gegenseitige Verständnis enorm verbessert.
Über die Autorin
Dr. Cristina Nolli Nivini arbeitet seit über zehn Jahren als selbstständige Übersetzerin von Wirtschafts- und Finanztexten im Sprachenpaar Deutsch-Italienisch für die Privatwirtschaft und die öffentliche Hand.
In der Schweiz geboren, wuchs sie mit Italienisch und Deutsch als Muttersprache auf. Sie studierte Betriebswirtschaft und arbeitete mehrere Jahre als Vermögensverwalterin im Private Banking eines Schweizer Bankinstituts. Später wandte sie sich der Forschung und der Entwicklung neuer Ausbildungsprogramme zu. In diesem Zusammenhang konnte sie ihre Sprach- und Fachkenntnisse in die Übersetzung von Fachpublikationen einbringen.
Ausführliche Informationen unter www.nolli-traduzioni.ch
[Text: Dr. Cristina Nolli Nivini. Quelle: Pressemitteilung, 2007-12-12. Bild: Nolli Nivini.]