Der voraussichtliche künftige US-Präsident Barack Obama begeisterte gestern die Berliner mit seiner halbstündigen Rede an der Siegessäule.
Ein gutes Dutzend Simultandolmetscher war für eine Vielzahl von Fernsehsendern im Einsatz, von denen viele die Ansprache direkt übertrugen. Auf dem Platz selbst wurde die Rede nicht gedolmetscht. Die Veranstalter setzten entsprechende Englischkenntnisse bei den 200.000 deutschen Zuhörern voraus. (John F. Kennedy hatte 1963 noch seinen Dolmetscher Robert H. Lochner mitgebracht, um sich den Berlinern verständlich zu machen.)
Aus diesem Anlass sei darauf hingewiesen, dass dem im bisherigen Verlauf des Wahlkampfes überaus klug und geschickt agierenden Senator vor einigen Monaten ein Lapsus in Bezug auf Übersetzer und Dolmetscher unterlaufen ist.
Am 13.05.2008 sprach er in Cape Girardeau, Missouri, zum Thema Irak/Afghanistan und welche immensen Ressourcen diese Krisenherde verschlängen. Er wies darauf hin, dass die USA in Afghanistan nicht über die eigentlich benötigten Kapazitäten verfügten. Und das beträfe auch die Dolmetscher:
We don’t have enough capacity right now to deal with it — and it’s not just the troops. Arabic translators deployed in Iraq are needed in Afghanistan. We only have a certain number of them and if they are all in Iraq, then its harder for us to use them in Afghanistan.
Kurz darauf bemerkte er seinen Denkfehler und korrigierte sich. Denn im Irak wird Arabisch und Kurdisch gesprochen, in Afghanistan hingegen Dari, Paschtu und Farsi. Die vielen Tausend im Irak eingesetzten Dolmetscher sind am Hindukusch somit nicht zu gebrauchen.
Der politische Gegner wertet den Ausrutscher jedoch als Beleg für mangelnde internationale Kenntnisse und Erfahrungen des Kandidaten. Spötter empfahlen ihm für die Berliner Rede folgendes Motto: „Ich bin ein Beginner.“
Zur Befragung der von außen nach Afghanistan einsickernden arabischen Terroristen werden auch in Afghanistan einige Arabisch-Dolmetscher benötigt. Aber die sind längst vor Ort. Zur Verständigung mit der einheimischen Bevölkerung können sie nichts beitragen.
Richard Schneider