Stuttgart: Prozess gegen Russenmafia droht wegen Übersetzungsfehler zu platzen

Seit einem halben Jahr wird am Landgericht Stuttgart gegen vier mutmaßliche Mitglieder der russischen Mafiaorganisation „Ismailowskaja“ verhandelt. Die Anklage wirft ihnen Geldwäsche in großem Stil durch Grundstücksgeschäfte vor.

Das Problem: Ein abgehörtes Telefonat, das die Mafiaverbindung der Männer belegen soll, enthält offenbar einen groben Übersetzungsfehler. Die Stuttgarter Zeitung schreibt:

Ein Angeklagter soll seiner Ehefrau auf Russisch erzählt haben, die Mafiaorganisation sei „die unsrige“. So hatten es die Übersetzer des Landeskriminalamtes (LKA) protokolliert. Beim Abspielen in der Verhandlung hörten zwei vereidigte Dolmetscherinnen aber etwas völlig anderes: der Angeklagte plaudert mit seiner Frau, erzählt von neuen Wortschöpfungen, mit denen er verschiedene Gruppierungen beschreibe. Dabei erwähnt er auch die Ismailowskaja. Nirgends ein Hinweis, dass die berüchtigte Moskauer Mafia „die unsrige“ sein soll.

Die Anwälte der Verteidigung sehen sich dadurch bestätigt. Sie vermuten, dass der Dolmetscher des LKA – möglicherweise unter Druck – das belastende Wort schlicht erfunden hat.

Der Staatsanwalt bleibt derweil gelassen und erklärt, dass er seine Anklage nicht nur auf einem einzigen Telefonat aufgebaut habe. Allerdings sei diese Stelle am eindeutigsten gewesen. Das LKA könne sich die Unstimmigkeit nicht erklären. „Entweder hat der Dolmetscher hier überinterpretiert, oder er hat schlampig gearbeitet“, so der Staatsanwalt.

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