Es kann gelegentlich nerven, in einer zweisprachigen Stadt zu leben. Zur Beilegung aufflammender Sprachstreitigkeiten bietet sich manchmal eine neutrale Drittsprache an. Niklaus Baschung lebt in Biel/Bienne, einer deutsch- und französischsprachigen Stadt im schweizerischen Kanton Bern. Im Bieler Tagblatt schildert er folgende Anekdote:
Et alors: Seit wir in unserem Büro den Kaffeemaschinen-Sprachenkrieg endlich gütlich beilegen konnten, bin ich in Biel sowieso für die Einführung eines sanften Trilinguismus. Mit den drei Sprachen Französisch, Deutsch und Schwedisch. Über lange Jahre nämlich hat die im Prinzip mehrsprachige Kaffeemaschine mit uns über ihr Sichtfenster nur auf Französisch kommuniziert. «Rinçage» hat sie etwa gemeldet oder «Prémouture».
Doch einmal wollte ein deutschsprachiger Arbeitskollege, dieser Witzbold, genauer wissen, was eigentlich die Meldung «Compt. DETARTR.» bedeutet und hat die arme Kaffeemaschine eigenmächtig auf die deutsche Sprache umprogrammiert.
Diese deutschsprachige Phase dauerte allerdings nicht einmal vierundzwanzig Stunden und die Maschine war wieder rückprogrammiert und meldete folgsam wie gewohnt «Nettoyage» oder «Plaque chauffage». In der Folge wechselte sie ihre Sprache mal jede Woche, mal jeden Tag, der Sprachenkrieg wurde immer verbissener geführt und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Maschine statt ihrem guten Kaffee nur noch wässerigen Schwarztee von sich gibt.
Doch plötzlich eines Morgens las ich im Sichtfenster Worte von unglaublich lieblicher, poetischer Schönheit: «Förbryggn», «Sköljning», «Varmhalln.yta». Und seither, seit unsere Kaffeemaschine nur noch schwedisch mit uns spricht, ist wieder der Friede in unserem Büro eingekehrt.
Was hingegen die Bemerkung «Compt. DETARTR.» bedeuten soll, weiss ich bis heute nicht. Wahrscheinlich: «Hier gibt es Kaffee fertig» mit reichlich viel Schnaps drin.
[Quelle: Bieler Tagblatt, 2008-11-19.]