tolingo wächst und wächst und wächst

tolingoDem Hamburger Start-up tolingo ist es gelungen, das Handelsblatt zu einem längeren Bericht über die eigenen Aktivitäten zu bewegen. Die Wirtschaftszeitung schreibt, dass das Internet-Übersetzungsbüro „den stark fragmentierten Markt in Bewegung“ gebracht habe:

Verantwortlich dafür sind das Internet und ein kleines Unternehmen, das von einem „alten Hasen“ und einem „jungen Hüpfer“ geführt wird. Es bringt Übersetzer und Auftraggeber in Echtzeit weltweit zusammen. Roman Reimer und Hanno von der Decken wirken wie Brüder – und so arbeiten sie auch zusammen: Reimer ist 48 Jahre alt und war früher als Marketing- und Vertriebsexperte bei Gruner + Jahr und anderen Großunternehmen, von der Decken, 24 Jahre jung, ist Techniker und „Vater“ der Geschäftsidee.

Das im Herbst 2007 gestartete Unternehmen ist wie alle Internet-Start-ups auf Pump finanziert. 2008 seien die Gründer des Telefondienstleisters blau.de mit rund einer halben Million Euro eingestiegen. Und erst vor wenigen Monaten habe der Risikokapitalgeber Neuhaus Partners mit einer Finanzspritze geholfen.

In den letzten zwei Jahren sei die Mitarbeiterzahl von 3 auf 23 und die Zahl der Kunden von 10 auf 3.000 gestiegen. Die Bürofläche habe man von 12 auf 202 Quadratmeter vergrößern müssen. Die monatlichen Umsätze lägen inzwischen im sechsstelligen Bereich. Die Zahl der freien Übersetzer, mit denen man derzeit zusammenarbeite, belaufe sich auf 2.500.

tolingo bemüht sich, die Arbeitsabläufe so weit wie möglich zu automatisieren und über das Internet abzuwickeln. Die Auftragsvergabe erledigt der Computer: „Jedes Dokument, das übersetzt werden soll wird den drei am besten geeigneten Übersetzern angeboten. Wer zuerst zuschlägt, hat den Job.“ Gut die Hälfte des Endkundenhonorars werde an Übersetzer und Korrektoren gezahlt.

Das Geschäftsmodell von tolingo ist nicht neu. Vor zehn Jahren, auf dem Höhepunkt der Dotcom-Blase, hat es in Deutschland mindestens zwei vergleichbare Versuche gegeben, von denen sich das im Jahr 2000 in Hamburg gegründete 24translate.de von Marc-Christian Rossig und Lone Wolf am Markt behaupten konnte.

Spektakulär gescheitert ist hingegen – ebenfalls in Hamburg – die 1999 von drei branchenfremden Twens gegründete wwts AG (world-wide translation service), die „mittelfristig die weltweite Marktführerschaft“ anstrebte. (Die Gründer, von denen heute noch einer in der Übersetzungsbranche tätig ist, haben uepo.de zu verstehen gegeben, dass sie ihre Namen auf dieser Website nicht zu lesen wünschen.)

Auf internationaler Ebene verfolgen Live Translation und myGengo ein mit tolingo vergleichbares Konzept.

Den genannten Artikel über Tolingo können Sie in voller Länge im Handelsblatt lesen.

Ein Video-Interview mit Hanno von der Decken (8:35 Min.) können Sie sich auf der Website Deutsche-Startups.de anschauen. Von der Decken erläutert darin die Entstehungsgeschichte und das Geschäftskonzept von tolingo.

Mehr zum Thema im Übersetzerportal
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[Text: Richard Schneider. Quelle: Handelsblatt, 2010-04-16. Bild: tolingo.]

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