Deutsch spielt fast keine Rolle mehr in der EU

Der CSU-Bundestagsabgeordnete und Vizechef der Unionsfraktion, Johannes Singhammer, sagte immer wieder, dass bei den Auswahlverfahren für die bis zu 8000 Arbeitsplätze im Auswärtigen Amt, neben Englisch- und Französisch-, auch Deutschkenntnisse eine wichtige Rolle spielen sollten. Schließlich gehört Deutsch zu den drei Amtssprachen der Europäischen Union. Zudem ist Deutsch die Muttersprache eines Fünftels der Bewohner der Gemeinschaft.
Außenminister und FDP-Chef Guido Westerwelle schrieb Singhammer Anfang Juni, dass die Hohe Vertreterin für Außen- und Sicherheitspolitik, Catherine Ashton, ihm zugesichert hat, der deutschen Sprache eine außerordentliche Bedeutung zukommen zu lassen. Anfang August bekam Singhammer Post vom Auswärtigen Amt. Im Brief stand, dass „Fremdsprachenkenntnisse, auch des Deutschen, eine wichtige Einstellungsvoraussetzung für den EAD sein werden“.

Ende August allerdings kam die bittere Enttäuschung: Singhammer musste in einem weiteren Schreiben des Auswärtigen Amts lesen, dass in den ersten Stellenausschreibung für den Europäischen Auswärtigen Dienst keine Deutschkenntnisse gefordert wurden. Singhammer fordert jetzt, dass das Auswärtige Amt sich an die Abmachung hält. Immerhin investiert Deutschland das meiste Geld in den Diplomatendienst. Das AA versicherte ihm, dass „das Ziel, die deutsche Sprache im EAD insgesamt als privilegierte Sprache zu verankern“, bestehen bleibe.

Dennoch stehen die Chancen eher schlecht. Deutsch spielt bei der EU nur eine Nebenrolle, da nur 2,8 Prozent der Ausgangstexte auf Deutsch sind. Englisch spielt mit 72 Prozent mit Abstand die Hauptrolle. Französisch liegt bei 14 Prozent. Es passiert immer wieder, dass wichtige Dokumente nicht ins Deutsche übersetzt werden. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat deswegen bereits empört Unterlagen nach Brüssel zurückgeschickt.

[Text: Jessica Antosik. Quelle: Welt Online, 13.09.2010. Bild: EU]