Esperanto war gestern. Heute spricht man Globish.

Ägyptens Demonstranten fordern „Mubarak must go“, „Welcome democracy, bye bye Mubarak“ oder „We want a democratic constitution“. Zwar ist Mubarak mit Amerika verbündet, aber er würde auch Botschaften auf Arabisch verstehen. Doch damit die Demonstranten überall verstanden werden, formulieren sie ihre Wut und ihre Forderungen auf Englisch – oder besser gesagt auf Globish.

Globish ist eine konstruierte Sprache, die auf dem Englischen basiert, aber viele seiner Schwierigkeiten meidet. Es steht für ein weltweit verständliches Basis-Englisch und wird zur Verwendung von Sprachbarrieren verwendet. Gesprochen wird die sehr vereinfachte Form der englischen Sprache hauptsächlich von Nicht-Muttersprachlern. Globish hört sich an wie Englisch, jedoch ist jeder Akzent der Welt erlaubt und möglich. Vielleicht kommt die Sprache deshalb den Amerikanern und Briten etwas seltsam vor.

Ihr Wortschatz umfasst lediglich rund 1500 Vokabeln. Die Rechtschreibung entspricht der englischen. Globish beruht auf den Grundlagen englischer Grammatik, allerdings mit wichtigen Vereinfachungen: Es werden doppelte Verneinungen, Über- und Untertreibungen, Humor sowie der Genus Verbi Passiv vermieden. Auch Metaphern, von denen eine Hochsprache geprägt ist, werden nicht gebraucht. Somit wird auf alles verzichtet, was der Sprache Farbe verleiht und sie bildhaft macht. Außerdem kommt es zu keinen interkulturellen Missverständnissen. Die Sätze sind kurz und setzen sich meist höchstens aus 15 Wörtern zusammen. Ab und an wird Globish auch „English-lite“ genannt.

„Die Weltsprache ist nicht Englisch. Die Weltsprache ist schlechtes Englisch“, sagte der britische Linguist David Crystal. Bereits 1995 erkannte der Franzose Jean-Paul Nerrière, dass Globish „der weltweite Dialekt des dritten Jahrtausends“ werden würde und dass es sich dabei um ein „entcoffeiniertes“ Englisch handle. Zudem fügte er hinzu: „Globish wird den Einfluss der englischen Sprache drastisch reduzieren.“ Nerrière formulierte „Globish“ in zwei französischen Sprachführern aus: Découvrez le Globish [Entdecken Sie Globish] und Don’t speak English, parlez Globish [Sprechen Sie nicht Englisch, sprechen Sie Globish], in welchen er den „globishen“ Wortschatz entwickelte. Nerrières Globish-Vokabular können Sie hier als Pdf-Datei abrufen. Nerrière betont, dass Globish keine neue Sprache sei. Es habe keine eigene Literatur, sei von kulturellen Einflüssen „bereinigt“ und habe rein praktischen und kommunikativen Zweck. Das Buch Globish The World Over von Jean-Paul Nerrière und David Hon ist vollständig in globisher Sprache verfasst. Eine Leseprobe ist hier zu finden. Übersetzt wurde das Werk bisher ins Japanische, Chinesische, Spanische, Ungarische, Polnische, Niederländische und Russische, merkwürdigerweise aber nicht ins Englische.

Der Brite Robert McCrum zeigt in seinem Buch Globish: How the English Language Became the World’s Language, dass sich japanische und koreanische Geschäftsleute viel besser auf Globish unterhalten können, als sie es mit einem Amerikaner oder Briten könnten. Amazon gewährt einen Blick ins Buch. Nach McCrum liege das Erfolgsrezept von Globish in den englischen Wurzeln. Es sei ansteckend, anpassungsfähig und habe eine demokratische DNA. Zudem sei Globish in der Kommunikation per SMS weltweite Umgangssprache. Englische Wörter haben durchschnittlich fünf Buchstaben – das sei für eine SMS optimal. David Crystal sagt, dass wohl alle jungen Menschen auf der Welt, die eine SMS schreiben, Abkürzungen wie „lol“, „gr8“ und „u“ benutzen. Dabei spiele ihre Muttersprache keine Rolle.

Hier finden Sie u.a. ein Globish-Deutsches Wörterbuch.

Zum Abschluss ein Zitat vom ungarischen Schriftsteller und Journalist Ferenc Molnár:
„Man kann sich in einer fremden Sprache nur unfrei ausdrücken. Im Zweifelsfall sagt man lieber, was man richtig und einwandfrei zu sagen hofft, als das, was man eigentlich sagen will. Oder man sagt, was man zu sagen glaubt, aber es wird anders verstanden, als es gemeint war.“

[Text: Jessica Antosik. Quelle: www.jpn-globish.com; www.welt.de, 03.02.2011; www.brandeins.de. Bilder: www.globish.com; www.amazon.com.]