Funkstille auf den Kanarischen Inseln: Künftig keine fremdsprachigen UKW-Radiosender

Auf den Kanarischen Inseln müssen alle fremdsprachigen Radios abschalten. Einige haben dies bereits zum 30. Juni 2011 getan. Nach einer Neuvergabe der Radiofrequenzen auf den Urlaubsinseln müssen alle nicht spanischsprachigen Lokalstationen ihren Betrieb einstellen, weil diese keine Genehmigung von der kanarischen Regionalregierung bekommen haben.

„Das ist eine Fehlentscheidung. Gerade auf einer Urlaubsinsel wie Teneriffa muss es doch auch fremdsprachige Programme für Residenten und Urlauber geben“, erklärt Dietmar Hennig, Redaktionsleiter der Zeitung Kanaren Express. Er sieht darin sogar einen Eingriff in die Pressefreiheit. „Die Vielstimmigkeit der Medienlandschaft wird erheblich eingeschränkt.“ Zudem dürfe nicht eine staatliche Behörde eine Entscheidung darüber treffen, welche Stationen eine Sendeerlaubnis erhalten. „Solche Entscheidungen sollten von staatlich unabhängigen Instanzen getroffen werden“, so Hennig.

Da es bislang kein richtiges Lizenzierungsverfahren auf den Kanarischen Inseln gab, hatten die Stationen auf Grundlage eines Duldungs- und Gewohnheitsrecht gesendet. Mit dem Lauf der Zeit hatten sich aus diesem Grund immer mehr Sender ausgebreitet, sodass sie sich letztlich gegenseitig in den Frequenzen dazwischenfunkten und sogar der Funkverkehr der Flugzeuge gestört worden sein soll. Die Regionalregierung wollte auf den Kanaren nun wieder Ordnung herstellen.

Bei der Neustrukturierung wurden 156 Frequenzen für die Kanaren ausgeschrieben, nach Kriterien wie Programmplanung, Ausrichtung, Sendevielfalt, Wirtschaftlichkeit, technische Aspekte und Arbeitsplätze. Auf welche Aspekte besonderen Wert gelegt wurde und warum die fremdsprachigen Programme nicht berücksichtigt wurden, bleibt fraglich. Die fremdsprachigen Sender hätten die Kriterien gar nicht erfüllen können, so die Ansicht einiger Kritiker.

Momentan steht kein offizieller Termin fest, an dem alle nicht lizenzierten Radiosender ihren Sendebetrieb einstellen müssen. Theoretisch besteht noch die Möglichkeit des Onlineradios.

[Text: Jessica Antosik. Quelle: tagesspiegel.de, 17.06.2011; sueddeutsche.de, 30.06.2011. Bild: Zirland (Wikipedia).]